Connected Car

Intelligente Standards für die Automobilindustrie

In der jüngeren Vergangenheit hat es einen Umbruch in der vernetzten Fahrzeugtechnik gegeben. Von schlüssellosen Remote-Systemen bis hin zu Smartphone-Anwendungen, die GPS-Navigation, Infotainment im Fahrzeug und mechanische On-Demand-Diagnose steuern, geht die Innovation in der Automobilindustrie weit über die mittlerweile allgegenwärtige Bluetooth-Konnektivität hinaus. Getrieben von sich ändernden Verbraucherprioritäten, hat die digitale Transformation des Automobils tiefgreifende Auswirkungen auf die Automobilhersteller sowie deren Partner und Zulieferer.

Um eine branchenweite Implementierung dieser neuen Technologien zu ermöglichen, bedarf es einer Zusammenarbeit zwischen bisher voneinander isolierten Unternehmen und Branchen. Für diese Entwicklung gibt es bereits erste Anzeichen, wie beispielsweise den Digital Key, der ersten standardisierten Lösung zum Download eines digitalen Schlüssels auf ein smartes Endgerät. Dies ermöglicht dem Fahrer das digitale Zu- oder Entsperren eines Autos und bietet die Option, den Schlüssel mit anderen Nutzern zu teilen. Um jedoch so einen Service bieten zu können, der von den Verbrauchern gefordert wird, müssen die Automobilhersteller eine Reihe von technischen Standards und Verfahren für die Nutzung von Kundendaten entwickeln: eine nahtlose Zusammenarbeit mit Mobilfunkbetreibern, Einzelhändlern, Zahlungsanbietern, Versicherern und Infotainment-Plattformen.

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Connected Car

Bild: Für die Revolution des vernetzten Autos sind intelligentere Standards – und nicht nur intelligentere Autos – entscheidend. (Bildquelle ForgeRock)

Ein neues Zeitalter für die Nutzung und den Besitz von Autos

Dank neuer Car-Sharing- und Personenbeförderungs-Apps wie Car2Go, DriveNow oder Uber hat sich das Eigentumsmodell eines Autos stark verändert. Verbraucher sind heute mehr darauf bedacht, bestmöglich von A nach B zu kommen, als ein eigenes Fahrzeug zu besitzen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Reise so angenehm und kurzweilig wie möglich wird, sei es durch Video-Streaming, Musikhören oder Chatten mit einem digitalen persönlichen Assistenten. So hat sich die Branche zu einer kundenorientierten Ausrichtung bezüglich neuer Geschäftsmodelle im Bereich der Mobilität hin entwickelt. Tatsächlich können es sich die Autohersteller gar nicht leisten, diese Änderung zu versäumen. Künftig sollen sogar 50 Prozent des Umsatzes im Automobilbereich aus dem Segment der Fahrzeugservices anstatt der Hardware stammen, so die Prognose. Und das obwohl Automobilhersteller seit mehr als einem Jahrhundert versuchen, die Perfektionierung bei sämtlichen Bauteilen zu erreichen.

Um wirklich wettbewerbsfähig zu sein, müssen sich Automobilhersteller jetzt bemühen, die persönlichen Vorlieben ihrer Endverbraucher kennenzulernen und diese durch neue digitale Technologien zu bewältigen. In dieser großen Umbruchphase der Branche sind die wirklichen Konkurrenten von BMW, Audi oder Toyota nicht mehr die jeweils anderen Automobilhersteller, sondern Technologieriesen wie Apple, Google und Amazon. Diese Datenriesen beherrschen die Bereitstellung personalisierter Dienste für die Kunden über eine Vielzahl von Schnittstellen hinweg. Weniger am Bau von Autos interessiert, als am Aufbau einer intuitiven Benutzererfahrung, stellen sie die größte Bedrohung für traditionelle Automobilhersteller dar.

Intelligentere Standards ermöglichen eine branchenübergreifende Zusammenarbeit

Der Wunsch nach mehr vernetzten Automobildienstleistungen bedeutet, dass viele verschiedene Akteure die Entwicklung des modernen Automobils beeinflussen – darunter Dutzende von Automobilherstellern, Hunderte von Technologieanbietern und Tausende von Banken. So haben sich beispielsweise Honda und der E-Commerce-Riese Alibaba zusammengeschlossen, um digitale On-Route-Zahlungsdienste für Fahrer anzubieten, die auf dem schnellsten Weg Benzin kaufen, Mautgebühren zahlen oder eine Autoladestation nutzen möchten.

Die nächste Herausforderung besteht darin, dass die Beteiligung der verschiedenen Branchen zur Verbesserung der End-to-End-Benutzerfreundlichkeit sichergestellt wird. Viele Automobilhersteller sind eine gemeinschaftliche Nutzung ihrer Technologien, Daten und Designs nicht gewohnt – so ist der Gedanke einer Zusammenarbeit mit ehemaligen Konkurrenten und der Integration neuer Partnern ein völlig neuer Ansatz. Infolgedessen besteht aktuell noch ein deutlicher Mangel an Standardisierungen, die viele verschiedene Technologien, IT-Systeme und Kunden-Touchpoints vereinheitlichen könnten.

Wenn dem Verbraucher diese neuen Mobilitätsdienste flächendeckend zur Verfügung gestellt werden sollen, müssen Industrie und ihre zahlreichen Partner einen universellen, kommerziellen und technischen Standard für alle Beteiligten schaffen. Auf diese Weise kann eine Entwicklung hin zu einem voll funktionsfähigen, standardisierten Autodaten-Ökosystem erfolgen, das den sicheren Austausch und die Monetisierung von Daten über Branchengrenzen hinweg ermöglicht: von Versicherungen und Zahlungen bis hin zu Telekommunikation und Musikstreaming.

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Die digitale Identität ist der Schlüssel zum Autodaten-Ökosystem

Eine digitale Identität wird es künftig ermöglichen, dass diese neuen Dienste innerhalb des Autodaten-Ökosystems zusammenarbeiten können. Mit dem gestiegenen Verbraucherwunsch nach einer optimalen Nutzung, wird es eine gemeinschaftliche Bestrebung der Automobilhersteller geben müssen, um die Individualität jedes einzelnen Nutzers einbeziehen zu können. Kein Kunde ist wie der andere, wodurch es für ein gemeinschaftlich genutztes Auto unerlässlich wird, die Person auf dem Sitzplatz zu identifizieren und sich ihren persönlichen Vorlieben entsprechend anzupassen.

Die Bereitstellung dieser Dienste wird auf der Sammlung zahlreicher Kundendaten beruhen, wodurch allerdings gegenseitiges Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen immer wichtiger wird. Für neue Mobilitätsanbieter, die Kundendaten nutzen, können intelligentere Standards eine Lösung für den Identitätsschutz der Verbraucher darstellen. Auf diese Weise können die Automobilhersteller eine vertrauensvolle Beziehung zum Nutzer aufbauen und ihre Chancen auf Kundenbindung erhöhen, wodurch auch ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert wird.

Was noch zu tun bleibt

Um das volle Potenzial der vernetzten Autos auszuschöpfen – und die etablierten Automobilhersteller sollten an der Spitze dieses Prozesses stehen – ist eine intensive Zusammenarbeit rund um die angesprochenen Problemfelder unerlässlich. Der bereits begonnene Richtungswechsel der Hersteller gibt Grund zur Hoffnung. Viele sind heute Teil eines Konsortiums oder einer kollektiven Industriegruppe, die branchenübergreifend an der Problemlösung und Umsetzung neuer Standards arbeitet.

Die Automobilindustrie muss erkennen, dass sich ihr Geschäftsmodell gerade grundlegend ändert. Es geht dabei nicht mehr nur um die Integration neuer Technologien, es müssen hingegen alle Aspekte der Produkte und Dienstleistungen überdacht und neu gestaltet werden, um den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Die Autofirmen, die auch in 20 Jahren profitabel und erfolgreich sein möchten, werden nicht die mit den elegantesten, schnellsten Fahrzeugen sein, sondern die, die ein integriertes und intuitives Benutzererlebnis bieten.

Michael TworekMichael Tworek, Vice President Automotive und Smart Mobility bei ForgeRock

 

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