Open Source als wichtiger Hebel für mehr Nachhaltigkeit in der IT 

Nachhaltigkeit

3 Gründe warum Open Source nicht nur ein entscheidender Ansatzpunkt für bessere Performance und Effizienz, sondern auch für das Erreichen von Nachhaltigkeits- und ESG-Zielen in Unternehmen ist.

Die Open Source-Bewegung startete einst als Reaktion auf die Patente und proprietären Lösungen der großen Software- und Hardwarehersteller. Eine Reihe von Informatikern war in den 1980er Jahren ihren Kreuzzug zur Förderung und Verteidigung freier Software angetreten. Seitdem hat Open Source ihren Siegeszug erfolgreich fortgesetzt. Heute nutzen laut Bitkom über drei Viertel der deutschen Unternehmen Open Source Software (OSS) – Tendenz steigendi. Durch die hohe Verbreitung hat OSS heute einen erheblichen Einfluss auf die IT-Anwendungen und damit den gesamten IT-Fußabdruck in Unternehmen. Das zeigt sich beispielsweise immer besonders deutlich, wenn es eine Sicherheitslücke in einer weit verbreiteten Open Source Lösung oder einem OSS-Framework gibt, wie kürzlich bei Log4j. Aber auch andere Bereiche der IT werden stark von OSS beeinflusst. Software-Experte und Developer Fabien Potencier von platform.sh erläutert, welchen entscheidenden Einfluss die Community oder Open Source Entwickler darauf haben, nicht nur die Performance von IT-Anwendungen zu verbessern, sondern auch deren Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit. 

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Als David Braben und Ian Bell 1984 das Weltraumhandelsspiel Elite für das BBC Model B entwarfen, mussten sie acht Galaxien in nur 32 Kilobyte Speicher unterbringen. In heutigen Spielversionen ist jedes Bild allein fünfmal so groß. Die höhere Verfügbarkeit von Speicher und Rechenleistung eröffnete Entwicklern viele neue Möglichkeiten. Gleichzeitig sank damit der Druck, sie so effizient wie möglich zu programmieren. Effizientes Coding hat jedoch einen Einfluss darauf, wie viel Rechenleistung und Speicher in Unternehmen benötigt werden.  

Durch die Digitalisierung ist heute fast jede Organisation quasi ein IT-Unternehmen. Die immer größeren Datenmengen, die verarbeitet werden, der Ausbau der Infrastruktur und die Zahl der Anwendungen haben dazu geführt, dass die IT heute für rund vier Prozent aller Kohlenstoffemissionen weltweit verantwortlich ist. Das ist genauso viel, wie die Luftfahrtindustrie verursacht und könnte in Zukunft sogar noch zunehmen. Bei vielen Unternehmen ist das Thema Energieverbrauch durch die IT nicht nur auf Grund der hohen Strompreise in den Fokus gerückt. Weitere Gründe sind auch Pflichten im Zuge des CSR- und ESG-Reportings sowie die konkreten Ziele für mehr Nachhaltigkeit – bis zu Net-Zero – die Unternehmen ihren Investoren und Stakeholdern in Aussicht gestellt haben. 

Aber wie können Unternehmen diese Problematik anpacken und ihre IT nachhaltiger machen? Es gibt natürlich zahlreiche Ansatzpunkte, von effizienter gemeinsamer Cloud-Nutzung, SaaS statt immer mehr eigener Hardware u.v.m.

Ein Punkt, der bisher aber kaum diskutiert wurde, ist der enorme Einfluss, den Open Source Software bei diesem Thema spielen kann. Dabei gibt es hierfür überzeugende Argumente: 

Weite Verbreitung als Chance 

Nach der Aufdeckung einer Schwachstelle im Log4j-Framework rief die Sicherheitsbehörde (BSI) Ende 2022 eine Cyber-Sicherheitswarnung der Alarmstufe Rot aus. Der Grund dafür war die extrem hohe Verbreitung von Log4j. Dieses Beispiel zeigt, dass es Open Source Software-Bausteine gibt, die praktisch in jeder Anwendung stecken. Denn für viele Bereiche macht es für IT-Abteilungen wenig Sinn, neue Tools zu entwickeln, wenn es bereits sehr gut funktionierende, verfügbare und quelloffene Lösungen gibt.  

Die weite Verbreitung kann bei Sicherheitsvorfällen ein massives Problem darstellen. Gleichzeitig kann die extrem hohe Durchgängigkeit auch eine Chance darstellen. Denn sie bietet damit einen Ansatzpunkt, bei dem kleine Veränderungen eine große Auswirkung auf eine Unmenge an Unternehmen und Anwender haben. 

Weiterentwicklung als Kernqualität 

Während sich andere Branchen seit Jahrzehnten darum bemühen, ihre Prozesse umzustellen und effizienter und klimafreundlicher zu werden, ist dieses Thema für die IT-Branche relativ neu. Bei den Erfolgschancen für eine neue Denkweise kann man jedoch optimistischer sein, als bei vielen anderen Branchen. Denn in der IT gehören ständige Neuerungen und Anpassungen quasi zum Kern der Arbeit. Gleichzeitig können durch die enorme Ausbreitung von IT-Anwendungen bereits kleine Änderungen einen großen Unterschied machen.  

Softwareentwickler haben einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch der von ihnen entwickelten Anwendungen. Studien zeigen Einsparpotenziale von bis zu 25 Prozent für den Energieverbrauch von Softwarelösungen. Durch intelligentes Coding kann der CO2 Verbrauch stark reduziert werden, daher ist auch Green Coding zum Schlagwort geworden. 

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Gemeinsame Zielsetzung

Noch schneller lassen sich Veränderungen bewirken, wenn viele Entwickler dabei zusammenarbeiten und das Wissen der gesamten Community nutzen – und das Wesen von Open Source ist ja genau diese Zusammenarbeit. Während bestimmte Mitwirkende das Projekt vorantreiben, ihm eine Richtung geben und Änderungen akzeptieren, kann sich jeder Beteiligte eines bestimmten Fehlers oder einer Funktionsanforderung annehmen und einen Code erstellen, der das jeweilige Problem löst. Das ist eine ausgesprochen effiziente und effektive Art der Zusammenarbeit.  

Bisher führt das aber nicht zwangsläufig zu einem effizienten Code. Denn derzeit konzentrieren sich Open-Source-Projekte vornehmlich auf Funktionen und Bugs. Das ist gängige Praxis und macht bis zu einem gewissen Grad auch Sinn. Angesichts der allgemeinen Klimaentwicklung und unserer Zukunft, aber auch für die Umweltziele, die sich Unternehmen gesetzt haben, ist es jedoch klug, die Effizienz zu einem ständigen Bestandteil der Open-Source-Entwicklung zu machen. Wenn die gesamte Community von Anfang an Nachhaltigkeitsziele im Blick behält, in Überlegungen einbezieht und entsprechende Analysen vornimmt, dann kann Open Source Software einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Emissionen des gesamten IT-Sektors zu senken. 

„Will man Nachhaltigkeit ernsthaft vorantreiben, funktioniert das nur, wenn man das zielorientiert und ganz bewusst tut, und nicht als Seiteneffekt“, erklärt Fabien Potencier. “Die Community müsste über technische Fragestellungen hinaus die Nachhaltigkeit als gemeinsames, konkretes Interesse formulieren. Schon bei der Planung und beim Schreiben des Codes sollten sich Entwickler Gedanken über die ökologischen Auswirkungen machen. Wenn das gelingt, könnte Open Source ein weiteres Mal das Internet in entscheidendem Maße mitprägen“.  

www.platform.sh

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