Eine aktuelle Studie der Stanford Graduate School of Business unter der Leitung von Gabriel Weintraub beleuchtet eindrucksvoll, wie stark der chilenische Arbeitsmarkt durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) transformiert werden könnte.
Die Untersuchung basiert auf einer umfassenden Analyse der 100 häufigsten Berufe in Chile – mit erstaunlichen Ergebnissen (via Pressetext).
Routinearbeiten unter Druck: KI könnte fast jeden treffen
Laut Weintraub sind rund 80 Prozent der chilenischen Arbeitnehmer in Berufen tätig, in denen KI mindestens ein Drittel der Aufgaben übernehmen könnte. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um die Qualität: Viele Tätigkeiten könnten durch KI nicht nur schneller, sondern auch präziser ausgeführt werden.
Der potenzielle wirtschaftliche Nutzen ist enorm. Der Zeitgewinn durch Automatisierung entspräche einem Lohnäquivalent von fast zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts Chiles – ein Betrag, der 2024 bei rund 330 Milliarden US-Dollar lag.
Nicht der Beruf zählt – sondern die Tätigkeit
Statt sich auf Berufsbezeichnungen zu verlassen, analysierte das Unternehmen Workhelix die tatsächlichen Arbeitsinhalte. Die Effizienzsteigerung durch KI beträgt im Durchschnitt 48 Prozent – mit erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Tätigkeiten.
Besonders hohes Potenzial wurde bei digitalen und analytischen Berufen festgestellt. Software-Entwickler könnten bis zu 87 Prozent ihrer Aufgaben KI-gestützt erledigen, Politikwissenschaftler 84 Prozent und Datenanalysten 80 Prozent. Körperlich geprägte Berufe wie auf dem Bau bieten hingegen deutlich geringere Automatisierungsmöglichkeiten.
Die finanziellen Auswirkungen dieser Entwicklung sind besonders in bestimmten Berufsfeldern beeindruckend. So könnten allein Buchhalter durch KI-gestützte Prozesse jährlich rund 1,7 Milliarden Dollar Mehrwert generieren. Auch Juristen (1,6 Mrd.), Ingenieure technischer Fachrichtungen sowie Mitarbeiter im Einzelhandel und Lagerwesen (jeweils 1,3 Mrd.) profitieren stark.
Selbst in Bereichen wie Grundschule (1,2 Mrd. Dollar Einsparpotenzial) oder öffentlicher Verwaltung (1,1 Mrd. Dollar) sind deutliche Effizienzgewinne denkbar. Über 84.000 Regierungsmitarbeiter könnten Tätigkeiten wie Dateneingabe oder Formularbearbeitung teilweise an KI-Systeme abgeben.
Kleine Unternehmen mit großem Hebel
Ein besonderes Augenmerk gilt auch den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die in Chile rund 65 Prozent der Arbeitsplätze und 98 Prozent der Firmen stellen. In Bereichen wie Vertrieb, Kundenservice oder operativen Prozessen sehen die Studienautoren erhebliche Beschleunigungsmöglichkeiten – eine Chance, die gerade KMU langfristig wettbewerbsfähiger machen könnte.
Wandel mit Potenzial – aber auch mit Herausforderungen
Die Studie zeigt eindrücklich, dass KI den chilenischen Arbeitsmarkt nicht nur punktuell, sondern flächendeckend verändern könnte. Während technologische Lösungen vor allem monotone Aufgaben übernehmen können, eröffnet sich für Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich stärker auf kreative, strategische oder zwischenmenschliche Tätigkeiten zu konzentrieren. Die Herausforderung liegt nun darin, diesen Wandel sozialverträglich zu gestalten.