Deutschland hat im europäischen Digitalisierungsvergleich leicht aufgeholt, bleibt jedoch in zentralen Bereichen deutlich hinter der Spitze zurück.
Der vom Digitalverband Bitkom veröffentlichte Bitkom-DESI-Index sieht die Bundesrepublik 2025 auf Platz 14 von 27 EU-Staaten – zwei Ränge besser als im Vorjahr.
Starke Wirtschaft, schwache Verwaltung
Die Detailauswertung zeigt ein uneinheitliches Bild:
- Digitale Wirtschaft: Platz 8. Unternehmen setzen vermehrt auf Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Cloud-Dienste.
- Netzqualität: Platz 9. Zwar sind nahezu alle Haushalte mit 5G versorgt und 78 % können einen Gigabit-Anschluss buchen – doch nur 6 % nutzen ihn.
- Digitale Kompetenzen: Platz 15. Lediglich ein Fünftel der Bevölkerung verfügt über überdurchschnittliche IT-Fähigkeiten – deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
- Digitale Verwaltung: Platz 21. Viele Behördenleistungen sind nur eingeschränkt digital verfügbar. Online-Formulare sind oft nicht vorausgefüllt (38 % vs. EU-Durchschnitt 71 %), und auch die Nutzung digitaler Behördendienste liegt zurück.
Hintergrund: Vom EU-DESI zum Bitkom-Index
Bis 2022 veröffentlichte die EU den „Digital Economy and Society Index“ (DESI) als Gesamtranking. Seitdem werden nur noch 31 Einzelindikatoren bereitgestellt, etwa zu 5G-Abdeckung oder digitalen Basisfähigkeiten.
Bitkom hat diese Daten geprüft, Inkonsistenzen bereinigt und nach der bisherigen EU-Methodik einen Gesamtwert gebildet.
Das aktuelle Ranking:
- Finnland
- Dänemark
- Niederlande
- Malta
- Schweden
Forderungen an die Politik
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst mahnt angesichts der Platzierung zu einem klaren Kurswechsel. Deutschland müsse seine Anstrengungen deutlich steigern, um nicht nur mitzuhalten, sondern voranzukommen. Er fordert von der seit 100 Tagen amtierenden Bundesregierung einen digitalpolitischen Fahrplan mit Zielbild, Prioritäten und konkreten Maßnahmen.
Zu den zentralen Punkten aus Bitkom-Sicht zählen:
- Drastischer Bürokratieabbau und Regulierungsstopp
- Förderung von Investitionen in digitale Infrastrukturen
- Senkung der Energiekosten für die energieintensive Digitalwirtschaft – besonders Rechenzentren und Netze
- Stärkung von Digital- und Medienkompetenz – von der Schule bis zur beruflichen Weiterbildung
- Abschaffung der Schriftformerfordernisse per Generalklausel
- Gesetzliche Verankerung des „Once-Only“-Prinzips, wonach Bürger und Unternehmen Daten nur einmalig an Behörden übermitteln müssen
Wintergerst betont: Digitalisierung sei eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel sei nicht allein ein besseres Ranking, sondern ein digital souveränes, effizientes und widerstandsfähiges Deutschland.