Interview - Firmenentwicklung und künftige Wachstumspläne

Mit neuer Strategie in die Zukunft

Florian Buzin, CEO und Geschäftsführer, STARFACE GmbH, Managing Director, Gamma Communications,
Florian Buzin

Der Karlsruher Telefonanlagen-Hersteller STARFACE steht 2025 vor dem vermutlich aufregendsten Jahr der Firmengeschichte: Genau zwanzig Jahre nach der Gründung wurde das Unternehmen vor wenigen Monaten durch die englische Gamma Group übernommen. Wir blicken mit dem alten und neuen Geschäftsführer Florian Buzin auf zwei Jahrzehnte TK-Geschichte zurück, und werfen einen Blick auf die Zukunft des UCC-Pioniers.

STARFACE hatte in diesem Jahr doppelt Grund zum Feiern – zum einen hinsichtlich des 20-jährigen Bestehens, zum anderen mit Blick auf die erfolgreiche Übernahme durch die Gamma Group. Ist es angemessen, vom Beginn und Ende einer Ära zu sprechen?

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Florian Buzin: Über den Beginn einer Ära können wir gerne sprechen – zwei Jahrzehnte STARFACE sind ein guter Grund, um auf unsere Anfänge und die prägenden Momente zurückzuschauen. Vom Ende einer Ära sollten wir aber höchstens im Sinne eines Meilensteins reden, den wir jetzt erfolgreich passiert haben – denn die Reise geht weiter! Unter dem Dach von Gamma stehen uns jetzt ganz neue Möglichkeiten offen, zu neuen, ehrgeizigeren Zielen aufzubrechen.

Dann beginnen wir doch am Anfang: Was gab seinerzeit den Anstoß zur Firmengründung?

Florian Buzin: Um das zu verstehen, sollten wir kurz in das Jahr 2005 zurückreisen, eine Zeit, in der die Klapphandys noch Tasten hatten, wo es kein Youtube gab und das Internet Bit für Bit durch das 56K-Modem tröpfelte. In diesem Jahr kündigten die ersten deutschen Provider DSL 16000 an, und wir – das heißt: meine Mitgründerin Barbara Mauve und ich – kamen als Softwaredienstleister ins Grübeln: Welche aufregenden neuen Produkte würde diese unglaubliche Bandbreite ermöglichen? Unsere erste Idee verwarfen wir, die zweite nahm aber schnell konkrete Formen an, und reifte zum Entschluss, eine IP-basierte Telefonanlage zu programmieren.

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Ich würde durchaus für uns beanspruchen, dass wir die Branche durch ständige Innovation verändert haben – hin zu einer neuen Einfachheit, Klarheit, Benutzbarkeit.

Florian Buzin, CEO und Geschäftsführer, STARFACE GmbH, Managing Director, Gamma Communications

War Telefonie damals nicht ein weitgehend gelöstes Problem?

Florian Buzin: Nein! Telefonie war damals ein wirklich spannender Markt: Immerhin musste man für internationale Long Distance Calls noch richtig tief in die Tasche greifen, VoIP versprach also, ein echter Gamechanger zu werden. Und auch die damals allgegenwärtigen ISDN-Anlagen waren ein echtes Ärgernis, das die meisten Firmen lieber früher als später ablösen wollten. Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen, aber um seine Nebenstelle umzuleiten, brauchte man 2005 noch einen obskuren geheimen Code – etwas wie: Sternchen, Raute, Dollar-Zeichen, 2, 3, 1, 7. Unser Ziel war es, ein System zu entwickeln, das kinderleicht zu betreiben war – und die Komfort-Features von ISDN ohne Aufpreis unterstützte. Wir prägten dafür den Begriff „Comfortphoning“, der uns seither begleitet.

Was waren denn die großen technischen Meilensteine in zwei Jahrzehnten STARFACE?

Florian Buzin: Da gab es unzählige bemerkenswerte Lösungen. Die erste, die wir schon angesprochen haben, war die Entwicklung eigener, prinzipiell offener Hardware-Appliances mit standardmäßigen DSL-, ISDN- und Analog-Ports. Ein zweiter Meilenstein war der Wechsel von der reinen Desktop-Telefonie zum Softphone, und – ungefähr zur gleichen Zeit – der Ausbau der TK-Anlage zur UCCPlattform für alle Kommunikationskanäle. Inklusive mobiler Clients für iPhone und Android, mit denen wir als erster deutscher TK-Anbieter Smartphones in vollwertige Nebenstellen der Telefonanlage verwandelt haben. Im nächsten Schritt ergänzten wir das Portfolio dann um unseren SIP-Trunk STARFACE Connect. Insgesamt würde ich also durchaus für uns beanspruchen, dass wir die Branche durch ständige Innovation verändert haben – hin zu einer neuen Einfachheit, Klarheit, Benutzbarkeit.

Und was waren die großen unternehmerischen Meilensteine?

Florian Buzin: STARFACE ist ja als klassisches Bootstrapping-Projekt ohne Drittmittel gestartet, entwickelte sich aber sehr dynamisch, sodass wir nach kurzer Zeit einen Venture Capital-Geber gewannen, der dafür gesorgt hat, dass wir das Projekt zur Marktreife führen konnten. Allerdings fanden wir uns dann sehr schnell in einem reinen Verdrängungsmarkt wieder – denn jedes Unternehmen, mit dem wir sprachen, hatte schon eine Telefonanlage. Also haben wir uns aggressiv als Channel-only-Unternehmen positioniert, um unseren Footprint zu vergrößern, und jeden generierten Lead ohne Wenn und Aber an interessierte Systemhäuser weitergegeben. Dann haben wir diese konsequent zu ihren Kundenterminen begleitet. Dort haben wir gezeigt, was wir können – weg vom Sternchen-Code, hin zu einer zeitgemäßen Lösung – und hatten am Ende im besten Fall einen neuen Kunden und einen neuen Partner. Das war der Grundstein der STARFACE Community, die uns unglaublich engagiert und begeistert unterstützt – und einen Riesenanteil an unserem Erfolg hat.

Beste Voraussetzungen für weiteres Wachstum also?

Florian Buzin: Ja, mit Unterstützung der Community konnten wir unsere Marktstellung rasch ausbauen und mehrere Finanzierungsrunden abschließen, die uns alle vorangebracht haben. Die wichtigste Weichenstellung war dann allerdings der Moment, in dem sich uns die Gelegenheit für einen Management Buyout bot. Wir haben die Chance ergriffen, und waren plötzlich wieder komplett eigenständig. Das war ein Riesenschritt, der unser Wachstum enorm beschleunigte.

Was dann wieder Investoren auf den Plan rief, richtig?

Florian Buzin: Richtig – durch die geschäftlichen Erfolge, die wir im Nachlauf des Buyouts realisieren konnten, wurde der Private Equity Investor Maxburg auf uns aufmerksam. Das war eine weitere prägende Zusammenarbeit: In den fünf Jahren, die wir zusammenblieben, hat STARFACE zwei Firmen und eine technische Lösung zugekauft und ist unfassbar gewachsen – von 80 Mitarbeitern auf mehr als das Dreifache. Gleichzeitig haben wir auch beim Umsatz entsprechend zugelegt und viele Abläufe professionalisiert. Kurz: Wir sind eine ganz andere Firma geworden. Immer noch nahbar, immer noch eng mit den Partnern verbunden, aber mit einem ganz anderen Standing in der Branche. Es wurde Zeit für den nächsten großen Schritt.

Und damit schließt sich der Kreis zu Gamma?

Florian Buzin: Genau. An dem Punkt, den wir erreicht hatten – STARFACE war als weithin sichtbare, angesehene Marke im deutschsprachigen Raum etabliert – gibt es realistisch nur zwei Möglichkeiten: Option eins war, dass wir ein börsennotiertes Unternehmen werden. Option zwei, von einem börsennotierten Unternehmen gekauft zu werden. Also machten wir uns aktiv auf die Suche nach einem Partner, der uns beim nächsten Wachstumsschritt begleiten würde, und mit dem wir auch über den deutschen Tellerrand hinaus planen konnten. Und der Weg führte uns zu Gamma.

Bevor wir über die neue Eigentümerin reden, noch eine persönliche Frage: Wie schwer ist Ihnen als Gründer denn die Entscheidung gefallen, STARFACE zu verkaufen?

Florian Buzin: Das Loslassen war eigentlich ganz einfach. Natürlich ist STARFACE mein Baby. Ich habe das Unternehmen mitgegründet, habe es 20 Jahre mitgeführt und ich habe beobachtet, wie es von sechs auf fast 300 Mitarbeiter gewachsen ist. So eine Company wächst einem selbstverständlich ans Herz. Aber die Übernahme durch ein börsennotiertes Unternehmen war ja lange Teil des Plans, und Gamma entsprach exakt unserem Wunschprofil. Also war es letztlich kein schwieriger Schritt.

Auch, weil Sie weiterhin Teil des Unternehmens bleiben?

Florian Buzin: Natürlich, dass ich als Geschäftsführer von STARFACE und Gamma Deutschland an Bord bleiben kann, ist ein wichtiger Pluspunkt. Ich freue mich wahnsinnig darauf, die weitere Entwicklung mitzuverfolgen und mitzugestalten – zumal wir jetzt in ganz neue Sphären vorstoßen können.

Und warum ist Gamma so ein guter Kandidat?

Florian Buzin: Gamma steht für ähnliche Werte wie STARFACE: Sie wollen ein innovatives, stark wachsendes Unternehmen sein, schätzen ihre Mitarbeiter und legen Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander. Ob auf geschäftlicher, partnerschaftlicher oder Mitarbeiterebene – bei Gamma agiert man mit Anstand und auf Augenhöhe – das passt gut zu unserer Kultur. Das Team ist aber auch ähnlich ehrgeizig wie wir: Wir alle sind uns einig, dass wir uns nicht auf Dauer mit einem dritten oder vierten Rang begnügen werden, sondern ganz oben aufs Treppchen wollen und bereit sind, uns dafür ins Zeug zu legen. Auch da ist die DNA also sehr ähnlich.

Und welche Schritte folgen nun?

Florian Buzin: Nun, Gamma hat mit den Übernahmen von HFO, Placetel und jetzt der STARFACE Group – zu der neben STARFACE auch estos gehört – ein starkes, strategisches Signal gesendet: Man hat dort den Anspruch, europaweit deutlich stärker zu werden. Deutschland, dem größten europäischen Markt, kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Insofern wird es hier neben organischem Wachstum sicher auch weiteres anorganisches Wachstum geben – wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes.

Ein zweiter Punkt, der uns aktuell beschäftigt, ist die weitere Internationalisierung. Dass wir mit Gamma einen großen Schritt auf das europäische Parkett getan haben, ist für die Zukunft von STARFACE unglaublich wichtig. Durch Gamma haben wir jetzt einen ganzen anderen, größeren Hebel, um unsere Produkte auch in den Ländern, in denen Gamma heute bereits gesetzt ist, zu vermarkten.

Und wie reagiert die Community?

Florian Buzin: Bis jetzt wurde die Übernahme überall sehr positiv aufgenommen. Trotzdem sind die Partner natürlich extrem gespannt. Aber sie werden nicht mehr lange auf ihre Antworten warten müssen: Am 24. und 25. September veranstalten STARFACE und estos die jährliche Com.vention im Europa-Park Rust, und dort werden wir der Community einen detaillierten Ausblick auf die Roadmap der nächsten Monate geben können. Das ist ein Termin, auf den wir uns alle sehr freuen – nicht zuletzt, weil die Com.vention schon lange kein reines STARFACE- und estos-Event mehr ist, sondern wirklich die gesamte Branche versammelt – im wahrsten Sinne des Wortes eine große Bühne.

Herr Buzin, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Florian Buzin, CEO und Geschäftsführer, STARFACE GmbH, Managing Director, Gamma Communications,

Florian

Buzin

CEO und Geschäftsführer

STARFACE GmbH

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