Sachsen setzt auf Iris-Gateway bei digitaler Corona-Verfolgung

Bildquelle: lupmotion / Shutterstock.com

Bei der Eindämmung der Pandemie setzen die meisten Bundesländer auf die Corona-Warn-App und Luca. In Sachsen soll nun eine neue Schnittstelle im Kampf gegen Covid-19 helfen. Zwei App-Entwickler sehen die nahende Einführung skeptisch.

Sachsen bereitet sich auf den nächsten Schritt in der digitalen Nachverfolgung von Corona-Kontakten vor. Rund 260 000 Euro habe der Freistaat für die Entwicklung des Iris-Gateways ausgegeben, erklärte das sächsische Sozialministerium in Dresden der Deutschen Presse-Agentur. Die digitale Schnittstelle soll den Informationen zufolge den Datenaustausch zwischen den 13 Gesundheitsämtern im Freistaat und den verschiedenen Apps zur Kontaktnachverfolgung gewährleisten.

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Die Stadt Leipzig geht nach eigenen Aussagen davon aus, dass das System Ende September an den Start geht. Der Iris-Gateway ist aber nicht mit allen Corona-Apps kompatibel, auch das System der weit verbreiteten Luca-App kann nicht angeschlossen werden. Mit den Betreibern der App «pass4all» des gleichnamigen Dresdener Start-Ups sei man zwar im Gespräch, «dort gibt es allerdings noch technische Probleme», erklärte eine Sprecherin.

Generell seien Kontaktnachverfolgung-Apps ein «wichtiger Baustein bei der Pandemie-Bekämpfung» in Sachsen, betonte eine Sprecherin des Sozialministeriums. Sollte die Kontakterfassung nach Corona-Landesverordnung nötig sein, verweist das Ressort von Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) insbesondere auf die offizielle Corona-Warn-App des Bundes, die vom Robert Koch-Institut betrieben wird.
 

Kritik von Betreibern der Luca-App

Sachsen hat nach eigenen Angaben bislang kein Geld für Nachverfolgung-Apps ausgegeben. Damit ist der Freistaat einen anderen Weg gegangen als die 13 Bundesländer, die einen Vertrag mit dem Luca-Hersteller Culture4Life GmbH geschlossen haben. Sonst haben sich lediglich Nordrhein-Westfalen und Thüringen gegen eine vertragliche Bindung mit Luca entschieden.

Culture4Life-Geschäftsführer Patrick Hennig sieht die Einführung der Iris-Schnittstelle kritisch. Eine Anbindung der Luca-App an die Schnittstelle funktioniere nicht, «weil wir dafür die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufgeben müssten», sagte Hennig im Gespräch mit der dpa. «Das wollen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht tun.»

Die Luca-Macher hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass allein in den vergangenen zehn Wochen zwischen dem 1. Juni und dem 23. August 126 000 Menschen durch ihre App von einem möglichen Infektionsrisiko erfahren hätten. In Sachsen wird die App laut Hennig von mehr als 2500 Betrieben genutzt, auch wenn das Land keinen Vertrag abgeschlossen hat.

Mit der Veröffentlichung reagieren die Entwickler auch auf die anhaltende Kritik von Aktivisten des Chaos Computer Clubs, Datenschützern wie die Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk und zahlreichen Wissenschaftlern. Sie bemängeln zum einen das Konzept der zentralen Datenspeicherung. Gleichzeitig stellen die Kritiker auch die Relevanz der Luca-App in Frage.

Aber auch die Entwickler der App «pass4all» des gleichnamigen Dresdener Start-Ups blicken dem Start der neuen Schnittstelle im Freistaat skeptisch entgegen. «Mit dem aktuellen Stand des Iris-Gateways ist eine Anbindung von “pass4all” weiterhin technisch nicht möglich», sagt Sprecherin Kathleen Parma. Die App wurde nach eigenen Informationen seit September letzten Jahres über 100 000 Mal runtergeladen. In Sachsen haben demnach die Städte Dresden, Freiberg und Annaberg-Buchholz Lizenzen erworben.

Angesichts der Vorbehalte der App-Anbieter betont das sächsische Sozialministerium, dass die Einrichtung der Schnittstelle «ein Angebot für alle App- und Web-Dienst-Anbieter» sei. Einen Zwang zum Anschluss an den Iris-Gateway bestehe nicht. «Dies ist letztlich eine wirtschaftliche Entscheidung der App-Anbieter», sagte eine Sprecherin.

dpa

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