Der Lidl-Konzern geht in die Offensive: Auf der Technology Experience Convention in Heilbronn kündigte Schwarz Digits seinen Frontalangriff auf AWS, Microsoft und Google an. Mit der eigenen Cloud STACKIT will die Schwarz Gruppe zur dominierenden Kraft im europäischen Cloud-Markt werden.
Schwarz Digits hat auf der Technology Experience Convention Heilbronn (TECH) ehrgeizige Pläne für seine Cloud-Plattform STACKIT vorgestellt. Das Tochterunternehmen der Schwarz Gruppe will die deutsche Cloud-Infrastruktur zum vollwertigen Hyperscaler ausbauen und dabei eine souveräne Alternative zu den dominierenden US-amerikanischen Anbietern schaffen.
SAP S/4HANA: Geschäftsprozesse in deutscher Cloud
Ein zentraler Baustein der Strategie ist die Partnerschaft mit SAP. Über das “RISE with SAP”-Programm können Unternehmen künftig ihre ERP-Systeme auf der STACKIT-Infrastruktur betreiben. “Wollen Unternehmen und Organisationen zukunftsfähig aufgestellt sein, müssen sie zentrale Geschäftsprozesse in einer Cloud-Umgebung modernisieren”, erklärte Christian Müller, Co-CEO von Schwarz Digits, die strategische Ausrichtung.
Thomas Saueressig, Vorstandsmitglied der SAP SE für Customer Services & Delivery, betonte die Bedeutung der Wahlfreiheit für Kunden: “Mit STACKIT haben unsere Kunden nun eine Alternative, die speziell auf die Bedürfnisse des deutschsprachigen Raums zugeschnitten ist.” Auch die Schwarz Gruppe selbst will ihre komplette ERP-Landschaft über RISE with SAP auf S/4HANA in die STACKIT Cloud verlagern.
Souveräne KI mit Aleph Alpha
Im Bereich Künstliche Intelligenz kooperiert Schwarz Digits mit dem deutschen KI-Unternehmen Aleph Alpha. Deren PhariaAI Suite soll als “KI-Betriebssystem” die Entwicklung und den Einsatz von KI-Anwendungen in souveräner Umgebung ermöglichen. Besonders spezialisierte Unternehmen und Behörden sollen von der Möglichkeit profitieren, eigene Modelle zu trainieren, ohne befürchten zu müssen, dass sensibles Wissen an Wettbewerber abfließt.
Die PhariaAI Suite legt nach Angaben von Schwarz Digits besonderen Wert auf transparentes und auditierbares Modellverhalten – ein wichtiger Aspekt für Unternehmen, die KI in kritischen Bereichen einsetzen möchten.
Wire: BSI-zertifizierte Kommunikation
Als dritten Baustein kündigte Schwarz Digits die Integration des Kommunikationsdienstes Wire in die STACKIT-Plattform an. Wire sei derzeit der einzige Messenger mit einer Freigabeempfehlung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für die Kommunikation von “Verschlusssachen – Nur für den Dienstgebrauch”.
Der Dienst setzt auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung direkt auf dem Endgerät und nutzt das weltweit erste offene Protokoll für verschlüsselte Echtzeitkommunikation (“Messaging Layer Security”). Die Schwarz Gruppe will Wire bereits für die Vorstandskommunikation nutzen und konzernweit ausrollen.
Europäische Digitale Souveränität im Fokus
Die Ankündigungen reihen sich in die Debatte um digitale Souveränität ein. “Einseitige Abhängigkeiten von außereuropäischen Konzernen sind ein Problem, weil diese in anderem Rechtsrahmen agieren und trotzdem großen Einfluss auf unsere kritische digitale Infrastruktur haben”, argumentierte das Unternehmen.
Auf der TECH-Konferenz diskutierten hochrangige Politiker wie Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann über die Zukunft des Technologiestandorts Deutschland und Europa.
Marktposition und Konkurrenz
Mit dem Ausbau zu einem deutschen Hyperscaler tritt STACKIT in direkte Konkurrenz zu etablierten Anbietern wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud. Dabei setzt Schwarz Digits auf die Kombination aus lokaler Infrastruktur, europäischer Rechtssicherheit und integrierten Services für Unternehmen.
Ob sich die souveräne Cloud am Markt durchsetzen kann, wird auch davon abhängen, wie erfolgreich die Integration der verschiedenen Services gelingt und ob die Performance mit den etablierten Hyperscalern mithalten kann.