Während der weltweite Bedarf an Cloud-Diensten und Künstlicher Intelligenz explodiert, gerät Deutschland in eine infrastrukturelle Schieflage.
Der Ausbau von Rechenzentren hält nicht mit dem Tempo der technologischen Entwicklung Schritt. Im internationalen Vergleich wird deutlich, wie groß der Rückstand ist: Während Deutschland aktuell auf eine IT-Anschlussleistung von rund 2,7 Gigawatt kommt, erreichen die USA bereits 48 Gigawatt und China etwa 38 Gigawatt.
Diese Schere zwischen Bedarf und verfügbarer Leistung birgt Risiken für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und die digitale Souveränität des Landes.
Bitkom legt Maßnahmenkatalog vor
Der Digitalverband Bitkom hat auf diese Entwicklung reagiert und einen konkreten Aktionsplan vorgelegt. Ziel ist es, den Standort Deutschland für den Bau und Betrieb leistungsstarker und nachhaltiger Rechenzentren attraktiver zu machen.
Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt: Von der Energieversorgung über regulatorische Rahmenbedingungen bis zur Flächenverfügbarkeit reichen die Empfehlungen.
Ein zentrales Problem sieht Bitkom in den vergleichsweise hohen Strompreisen in Deutschland. Diese stellen laut dem Verband einen gravierenden Wettbewerbsnachteil dar – besonders für energieintensive Infrastrukturen wie Rechenzentren.
Gefordert wird daher eine gezielte Entlastung bei den Energiekosten sowie eine koordinierte und bedarfsgerechte Verteilung von Stromnetzanschlüssen. Eine stabile und nachhaltige Stromversorgung zu international konkurrenzfähigen Preisen sei die Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau.
Ein weiteres Hindernis: Die langwierigen bürokratischen Prozesse. In Deutschland dauern Planung und Genehmigung von Rechenzentren teils deutlich länger als in anderen EU-Staaten – oft rund sechs Monate über den gesetzlichen Fristen.
Bitkom plädiert für eine radikale Vereinfachung und Digitalisierung dieser Verfahren, um den Ausbau nicht unnötig zu bremsen.
Regulatorische Hürden abbauen
Auch gesetzliche Vorgaben bremsen die Entwicklung. Besonders das Energieeffizienzgesetz enthält laut Bitkom zahlreiche Anforderungen, die nicht praxistauglich sind.
Hier fordert der Verband eine bessere Abstimmung mit europäischen Vorgaben, etwa in Bezug auf Energieeffizienz-Kennzahlen und den Einsatz wiederverwendbarer Energie. Zudem sollten steuerliche Anreize geschaffen werden, um die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren attraktiver zu machen.
Nicht zuletzt braucht es geeignete Flächen für neue Rechenzentren – ein Thema, das bislang oft vernachlässigt wird. Bitkom ruft dazu auf, Rechenzentren als Chance für regionale Entwicklung zu sehen und sie aktiv in kommunale Planungsprozesse einzubeziehen.
Denn ohne Rechenzentren funktionieren heute weder digitale Unternehmen noch öffentliche Verwaltungen. Sie bilden das Rückgrat der digitalen Welt – und damit eine unverzichtbare Säule moderner Gesellschaften.
Der technologische Wandel macht keine Pause. Wenn Deutschland seine digitale Unabhängigkeit und wirtschaftliche Stärke sichern will, muss der Ausbau der digitalen Infrastruktur oberste Priorität haben.
Der Bitkom-Aktionsplan liefert dafür einen konkreten Fahrplan – nun liegt es an der Politik, diese Impulse aufzugreifen und konsequent umzusetzen.