Orchestrierung und Choreographie im ITSM

Die Informationstechnologie hat als dynamische Branche ihr eigenes umfangreiches Lexikon mit immer neuen Akronymen entwickelt. Mit unserer Alltagssprache lassen sich Nischenkonzepte der IT nur dann anschaulich erklären, wenn umfassende Kenntnisse vorhanden sind. Das gilt auch im Bereich der Orchestrierung und Choreographie – im Alltag zwei eher unscheinbare Worte, denen jedoch im IT-Service-Management (ITSM) eine entscheidende Bedeutung zukommt. 

Was ist Choreographie?

Eine Choreographie ist eine Bewegungsfolge bei einem Tanz. Dieser wird entweder von einem einzelnen Tänzer oder einer ganzen Gruppe aufgeführt. Eingeübt werden diese Choreographien von einem Choreographen, der während einer Aufführung jedoch komplett im Hintergrund bleibt. Dann stehen nur noch die Darsteller oder die Gruppe im Vordergrund. Übertragen auf die IT wird unter einer Choreographie die Planung und Kontrolle von autonomen Prozessen verstanden. Dabei interagieren einzelne „Elemente“ (Aufgaben, Prozesse oder Dienstleistungen) miteinander, wie Sequenzen, die im Vorfeld entwickelt und angelernt wurden. Im Mittelpunkt steht das festgelegte Ziel der einzelnen Elemente, die Choreographie bleibt im Hintergrund.

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Was ist Orchestrierung?

Orchestrierung ist die Anordnung und Leitung von musikalischen Partituren, um eine gewünschte Melodie zu spielen. Der Dirigent leitet die einzelnen Musiker der verschiedenen Musikinstrumente an und teilt ihnen die entsprechende Partitur zu. Bei der Aufführung steht das gesamte Orchester im Mittelpunkt, nicht die einzelnen Akteure. Im Rahmen von ITSM übernimmt die Orchestrierung die Koordination und Zielvorgabe der einzelnen Prozesse in autokratischer Weise. Das gewünschte Ergebnis basiert auf dem Orchester. Ein perfektes Beispiel für Choreographie und Orchestrierung, die im Tandem arbeiten, sind Bollywood-Filme, bei denen Musik und Tanz perfekt zusammenpassen.

Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede zwischen beiden Konzepten auf:

Orchestrierung und Choreographie

Zugehörige Definitionen:

Was ist Prozessautomatisierung?

Prozessautomatisierung ist ein Geschäfts- oder IT-Prozess, der sich ohne menschliches Eingreifen durchführen lässt. Aktuell ist dies in allen ITSM-Systemen weit verbreitet. So gibt es in ITSM-Tools implementierte Funktionalitäten für Benachrichtigungen, Genehmigungen, Zuweisungen, Bereitstellungen, etc.

Was ist Task Automation?

Die Task-Automatisierung ist die Ausführung einer konkreten Aufgabe in einem Prozess, zum Beispiel das Leeren einer Protokolldatei oder das Löschen des Verlaufs beim Abmelden.

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Prozess-Orchestrierung versus Task-Automatisierung

Prozesse umfassen eine Wertschöpfungskette, die innerhalb der IT-Landschaft eines Unternehmens viele Berührungspunkte hat. Das BPM (Business Process Management)-Konzept ist in der Geschäftsintegrationsebene weit verbreitet. Innerhalb der Service-Integrations-Domäne wird das gleiche Konzept angewandt, aber in einer agileren und integrationsorientierteren Weise. Prozess-Orchestrierung ermöglicht die Integration mehrerer Prozess- und Funktionsbereiche über das gesamte Unternehmen hinweg. Dies ermöglicht einen reibungslosen Ablauf aller Prozesse über mehrere Provider hinweg. Prozess-Orchestrierung konzentriert sich auf das „was“, im Vordergrund steht das Ziel oder Ergebnis der Wertschöpfungskette. Mit dem Aufkommen von komplexen Architekturen wie Cloud OS oder Software-definierte Rechenzentren wird ein Domain-spezifischer Orchestrator und ein Unternehmens-Prozess-Orchestrator, die beide mit einem Kern-ITSM-System verbunden sind, für die Service-Integration immer wichtiger. Die Aufgabenautomatisierung konzentriert sich auf die Sequenzierung von Aktivitäten/Prozeduren, die zur Erreichung der Ziele erforderlich sind. Mehrere Einzelergebnisse können Teil eines größeren Ergebnisses sein. Eine erfolgreiche Aufgabenautomatisierung ist jedoch noch keine erfolgreiche Prozessorchestrierung.

Die Sichtbarkeit der Task-Automatisierung einer Unternehmens-Prozess-Orchestrierung ist das zentrale Ergebnis dieser Integration.

Orchestrierung: Bedeutung und Anwendungsfälle

X as a Service (XaaS)-Umgebung, einheitliche Dienstleistung

Ein Service aus dem Servicekatalog kann aus mehreren Funktionen bestehen und die Cloud-Orchestrierung mehrerer Dienstleister für die Lieferung und Erfüllung erfordern. So bieten beispielsweise Reiseveranstalter im Rahmen einer Urlaubsreise sowohl die Flugreise als auch Hotelzimmer und Mietwagen an und stehen somit im unmittelbaren Kontakt mit Fluggesellschaft, Hotel- und Autovermietung. In IT-Prozessen, vor allem in XaaS-Modellen wie Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS), erfordert die Provisionierung eine Cloud-Orchestrierung über mehrere Elemente hinweg.

In einem typischen Szenario würde ein Unternehmen für seine Mitarbeiter E-Mail as a Service sowie persönliche Storage as a Service beschaffen und einen virtuellen Desktop anbieten, während die Domain-Authentifizierung und Verzeichnis-Dienstleistungen intern blieben. Die Personalabteilung wird so zum Service-Integrator für „New Hire“-Dienstleistungen. Die Einrichtung eines neuen Mitarbeiters erfordert unterschiedliche Ausführungen einzelner Services von verschiedenen Anbietern: So löst die Domänenkonto-Erstellung ein neues E-Mail-Konto aus. Dieses wird verwendet, um für den neuen Mitarbeiter einen virtuellen Desktop und den Zugriff auf Google Drive bereitzustellen. Zudem ließe sich eine manuelle Dienstausführung vorsehen, wenn ein physischer Laptop ausgeliefert und der Domain hinzugefügt werden muss.

SIAM

Ein Beispiel für die Orchestrierung ist Service Integration und Management (SIAM). Analysten wie Gartner haben bereits mehrfach betont, dass das Multivendor-Modell für IT-Services komplex ist und eine Orchestrierung zwischen Anbietern erfordert, die in einem hart umkämpften Wettbewerb stehen. Eine solche Orchestrierung benötigt ein Multi-Sourcing-Liefermodell, das Sichtbarkeit und Transparenz über mehrere Vendor-Systeme und -Prozesse bietet. Ein SIAM-Dienstleister orchestriert die operativen Aktivitäten über mehrere Service Provider hinweg. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein kritischer Incident-Management-Prozess, bei dem der Incident-Manager als Orchestrator verschiedene Dienste steuert und zusammenführt, um die Services wiederherzustellen.

Choreographie: Bedeutung und Anwendungsfälle

Überwachung

Die Überwachung der IT-Landschaft umfasst Systeme, Netzwerke, Composite-Anwendungen, Container mit Micro-Services, etc. Sie bietet ein großes Potenzial bei der Verwendung von Choreographie-basierten Modellen. Die Überwachungssysteme werden zentral über einen Management-Server gesteuert, der jedoch in einer dynamischen Micro-Services-Umgebung zu einem Engpass führen kann. Die Überwachung selbst basiert auf Micro-Services, die sich mit anderen Monitoring-Services innerhalb der Landschaft choreografieren. Durch die Kommunikation über RESTful-APIs kann die Gesamtauslieferung des Dienstes sogar noch agiler werden. In Kombination mit einem Orchestrated Service Layer wird dieser Prozess skalierbar und kontrollierbar.

Micro-Services

Die Implementierung von Micro-Services bedeutet grundsätzlich, dass die Business-Service-Layer eine Autonomie erhalten. Dadurch können sich Services auf Basis von Service-Grenzen, die im System festgelegt sind, selbst choreografieren. Der oberste Composite-Servicekatalog ist die einzige orchestrierte Einheit. Diese betreibt dann die jeweiligen Micro-Services und verwaltet ihre I/O selbst. Sobald die Micro-Services in Containern als vollständig eingeschlossene Laufzeiten bereitgestellt werden, wird der Multiplikator-Effekt der Choreographie exponentiell. 

Kalyan KumarKalyan Kumar leitet die „Globale Produkt- und Technologieorganisation“ und die Business Unit DRYiCE. Darüber hinaus betreut er die Geschäftseinheit Cloud Services über alle Service-Linien bei HCL.

www.hcltech.com/de
 

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