Trotz Harvest Now, Decrypt Later

Quanten Computing: 95% der Unternehmen haben keine Strategie

Quantencomputing

Nur fünf Prozent der Organisationen haben eine definierte Quantum-Computing-Strategie, obwohl 62 Prozent der IT-Profis vor dem Ende heutiger Verschlüsselung warnen.

Die rasante Entwicklung des Quantum Computing stellt eine ernste Bedrohung für die Cybersicherheit und Geschäftsstabilität dar – doch Unternehmen sind darauf nicht vorbereitet. Das zeigt eine neue Studie der ISACA, für die mehr als 2.600 globale IT- und Sicherheitsexperten befragt wurden.

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Die Studie zeigt eine bedenkliche Diskrepanz: Obwohl fast zwei Drittel der Befragten (62%) fürchten, dass Quantencomputer die aktuelle Internet-Verschlüsselung aushebeln werden, behandeln lediglich 5% das Thema als dringliche Aufgabe. Noch problematischer: Nur 5% aller Organisationen haben überhaupt eine Quantum-Strategie entwickelt.

Bewusstsein da, Handlung fehlt

Die Fachwelt erkennt durchaus das Disruptionspotenzial: Knapp die Hälfte (48%) blickt optimistisch auf die Branchenauswirkungen, 63% prognostizieren massive Beschleunigung bei Berechnungen und Datenauswertung. Gleichzeitig rechnen 46% mit revolutionären Durchbrüchen.

Doch die Kehrseite bereitet Kopfzerbrechen: 63% der Studienteilnehmer sehen steigende Cyber-Gefährdung, 57% neue Geschäftsrisiken und 52% veränderte Qualifikationsanforderungen. Die Hälfte erwartet regulatorische Hürden.

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Aktuelle Bedrohung statt Zukunftsmusik

56% der IT-Profis warnen vor der sogenannten “Harvest Now, Decrypt Later”-Taktik. Dabei sammeln Angreifer bereits heute chiffrierte Informationen, um sie später mit Quantentechnologie zu entschlüsseln. Jamie Norton von McGrathNicol mahnt: “Viele unterschätzen das Entwicklungstempo und müssen jetzt ihre Post-Quantum-Kryptographie-Kompetenz überprüfen.”

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Erschreckende Wissenslücken

Obwohl das US-Standardisierungsinstitut NIST seit über einem Jahrzehnt an Post-Quantum-Standards arbeitet, kennen sich nur 7% der Befragten gut damit aus. 44% haben die Richtlinien noch nie gehört.

Zeitdruck versus Untätigkeit

Der Widerspruch wird beim Zeithorizont deutlich: Ein Viertel erwartet branchenweite Transformation binnen fünf Jahren, weitere 39% in sechs bis zehn Jahren. Trotzdem:

  • 40% wissen nicht, was ihr Arbeitgeber plant
  • 41% sehen keinen Handlungsbedarf
  • 37% haben intern noch nicht diskutiert
  • 24% sind ahnungslos

Lediglich 15% führen Quantum Computing in der Langzeitplanung.

Vorreiter setzen auf Compliance und Kryptographie

Immerhin 45% haben Maßnahmen eingeleitet. Prioritäten: Regulierungsfolgen bewerten (46%), quantensichere Verschlüsselung erkunden (38%), F&E-Projekte starten (27%), Partnerschaften eingehen (28%) und Teams schulen (27%).

Drei-Stufen-Notfallplan

Crypto Quantique-Chairman Rob Clyde empfiehlt IT-Verantwortlichen einen strukturierten Ansatz: Zunächst alle verschlüsselten Daten und Geräte erfassen, dann Migrationspläne mit Kritikalitätsbewertung erstellen und kontinuierlich nach Post-Quantum-Updates suchen.

Seine Warnung: “Abwarten ist keine Option – die ‘Harvest Now, Decrypt Later’-Gefahr ist real.”

Handlungsbedarf erkannt, Umsetzung verschleppt

Die ISACA-Erhebung offenbart ein gefährliches Muster: Während IT-Führungskräfte die Quantum-Risiken theoretisch verstehen, versäumen sie praktische Vorkehrungen. Diese Verzögerung könnte sich als folgenschwerer Fehler erweisen, wenn die Quantentechnologie ihre destruktive Kraft entfaltet.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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