Eine Untersuchung an der Universität Tartu wirft ein kritisches Licht auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Studium der Informatik.
Die Forscherin Marina Lepp und ihr Kollege Joosep Kaimre haben die Lerngewohnheiten von 231 Studierenden analysiert – mit einem überraschenden Ergebnis: Häufige KI-Nutzung scheint eher mit schwächeren Leistungen einherzugehen (via Pressetext).
Wenn Eigenarbeit durch KI ersetzt wird
Die Befragten gaben an, wofür sie KI-Werkzeuge im Alltag nutzen. Besonders beliebt war der Einsatz beim Programmieren, etwa zum Aufspüren von Fehlern im Code oder zum besseren Verständnis von Beispielen. Genau hier setzt die Kritik der Wissenschaftler an: Wer sich bei Verständnisproblemen sofort auf maschinelle Hilfe verlässt, verzichtet oft darauf, selbst nach Lösungen zu suchen. Diese Abhängigkeit könne die Ausbildung wichtiger Denk- und Problemlösefähigkeiten behindern.
Potenzial für das Lernen
Die Forschenden betonen zugleich, dass KI nicht grundsätzlich ein Risiko darstellt. Richtig eingesetzt, könne sie das Lernen sogar fördern. Beispiele dafür seien die Übersetzung von Programmcodes zwischen verschiedenen Sprachen oder die Nutzung als ergänzende Erklärungshilfe. Wichtig sei jedoch, dass Studierende KI nicht als Abkürzung sehen, sondern als Werkzeug, das ihnen hilft, eigenständige Fähigkeiten zu entwickeln.
Konsequenzen für die Lehre
Die Ergebnisse legen nahe, dass Lehrende klare Leitlinien für den Einsatz von KI im Unterricht entwickeln sollten. Statt Verbote auszusprechen, könnte es darum gehen, den sinnvollen Umgang mit KI zu vermitteln. So ließe sich vermeiden, dass wertvolle Lernprozesse unterbrochen werden – und gleichzeitig das Potenzial der Technologie ausgeschöpft wird.