USA, EU oder doch ganz woanders?

Kapitalmangel treibt deutsche Startups zur Auswanderung

Startup

In Deutschlands Startup-Szene herrscht wachsender Unmut: Rund 26 Prozent der jungen Technologieunternehmen ziehen ernsthaft in Erwägung, das Land zu verlassen – nicht aus steuerlichen Gründen oder wegen des Fachkräftemangels, sondern weil es an ausreichend Risikokapital mangelt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung von 152 Tech-Startups im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Anzeige

Die wirtschaftlich angespannte Lage wirkt sich laut Studie deutlich auf das Investitionsklima aus: Über 80 Prozent der Befragten berichten, dass sich Investorinnen und Investoren deutlich zurückhaltender zeigen. Lediglich knapp ein Viertel der Startups hält das deutsche Angebot an Venture Capital für ausreichend.

Im Durchschnitt benötigen die jungen Unternehmen in den kommenden zwei Jahren etwa 2,5 Millionen Euro frisches Kapital, um wachsen zu können. Doch nur 24 Prozent der Startups sind für diesen Zeitraum finanziell abgesichert. Der Bitkom-Vorsitzende Ralf Wintergerst sieht hier politischen Handlungsbedarf: Trotz Maßnahmen wie dem Zukunftsfonds bleibe die Finanzierungslage im internationalen Vergleich schwierig. Ziel müsse es sein, nicht nur heimische Startups zu halten, sondern auch Gründerinnen und Gründer aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, so Wintergerst sinngemäß.

Unter denjenigen, die einen Wegzug in Betracht ziehen, ist das Ziel noch unklar. Zwar denken 28 Prozent über eine Verlagerung in die USA nach, aber auch andere Optionen stehen im Raum: Jeweils ein Viertel zieht andere EU-Staaten oder europäische Länder außerhalb der Union in Betracht. Fast ein Viertel der Befragten wollte sich zum Ziel gar nicht äußern.

Anzeige

Hoffnung trotz Hürden

Trotz der Herausforderungen überwiegt bei vielen Startups der Optimismus. Von den Unternehmen, die auf zusätzliches Kapital angewiesen sind, glauben fast 80 Prozent an die erfolgreiche Umsetzung ihrer Finanzierungsrunden – fast ein Drittel sogar mit hoher Zuversicht. Nur eine kleine Minderheit von 2 Prozent hält eine Finanzierung für sehr unwahrscheinlich.

Auch der Gang an die Börse ist für viele eine denkbare Option. Rund 53 Prozent können sich einen Börsengang grundsätzlich vorstellen – 45 Prozent davon in Deutschland, 40 Prozent im Ausland. Der Kapitalmarkt bleibt also ein Hoffnungsträger, auch wenn der Weg dorthin für viele steinig ist.

Deutschlands Startups kämpfen nicht nur mit wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, sondern auch mit strukturellen Finanzierungsdefiziten. Ohne besseren Zugang zu Risikokapital droht der Verlust wertvoller Innovationskraft – nicht nur ins Ausland, sondern möglicherweise auch dauerhaft.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.