Hilfe für Teams mit Burn-out diesen Sommer

Zu viel Druck am Arbeitsplatz?

Druck-Arbeit

Der Sommer gilt traditionell als Zeit der Erholung – doch viele Beschäftigte gehen ausgelaugt in die warme Jahreszeit. Neue Studien zeigen: Burn-out ist längst kein Randthema mehr, sondern eine tiefgreifende Herausforderung für Unternehmen.

Burn-out ist nicht einfach nur eine persönliche Schwäche oder eine Phase der Überforderung. Vielmehr handelt es sich um ein Symptom für tiefgreifende strukturelle Defizite in Unternehmen. Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten geraten viele Mitarbeitende unter zunehmenden Druck. Laut einer Erhebung des McKinsey Health Institute von 2023 geben fast 22 % der europäischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, unter Burn-out-Symptomen zu leiden – mit einem besonders hohen Anteil bei jüngeren Menschen und Frauen.

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Was auf den ersten Blick wie individuelles Unwohlsein aussieht, ist in Wahrheit Ausdruck einer systemischen Überlastung. Wenn Arbeitsverdichtung, ständige Erreichbarkeit und Unsicherheit über den Arbeitsplatz aufeinandertreffen, steigt das Risiko mentaler Erschöpfung drastisch.

Die doppelte Belastung von Führungskräften

Besonders Führungskräfte stehen in der Verantwortung – und gleichzeitig selbst unter Druck. Sie sollen nicht nur produktive Teams formen, sondern auch erschöpfte Mitarbeitende emotional auffangen, während sie selbst häufig Anzeichen von Überlastung zeigen.

Laut Hogan Assessments, einem Anbieter für Persönlichkeitsdiagnostik im Arbeitsumfeld, braucht es mehr als Durchhaltevermögen: Entscheidend ist eine Kombination aus Bewusstsein, präventiven Maßnahmen und klaren strukturellen Veränderungen.

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Viele Anzeichen eines bevorstehenden Burn-outs bleiben lange unbemerkt oder werden verdrängt – nicht zuletzt aus Angst vor Schwäche oder aufgrund hoher Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit. Deshalb ist es essenziell, dass Führungskräfte die Kompetenz entwickeln, Überforderung zu erkennen und offen anzusprechen. Dazu gehört auch, ein Klima zu schaffen, in dem psychische Gesundheit kein Tabuthema ist.

Gesunde Führung beginnt mit Kommunikation

Ein zentraler Baustein im Umgang mit Burn-out ist eine empathische, typgerechte Kommunikation. Führungskräfte sollten bewusst auf die Stimmung im Team achten, regelmäßig Rückmeldungen einholen und ihre Ansprache an individuelle Bedürfnisse anpassen. Während manche Mitarbeitende offene Gruppengespräche bevorzugen, benötigen andere eher persönliche Einzelgespräche.

Laut dem Europäischen Parlament kann die bewusste und individuelle Form der Kommunikation in hybriden Teams das Burn-out-Risiko um bis zu 25 % senken – ein starker Hebel mit vergleichsweise einfachen Mitteln.

Nicht zu unterschätzen ist die Kraft der Wertschätzung. Wer regelmäßig für seine Leistungen Anerkennung erfährt, bleibt motivierter und fühlt sich stärker mit dem Unternehmen verbunden. Studien zeigen: Mitarbeitende, die sich gesehen und geschätzt fühlen, sind mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit langfristig im Unternehmen engagiert.

Entscheidend ist, wie Anerkennung vermittelt wird – nicht jeder Mensch reagiert gleich. Während einige gerne öffentlich gelobt werden, bevorzugen andere ein persönliches Wort im kleinen Rahmen. Individualität ist auch hier der Schlüssel zur Wirksamkeit.

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Wohlbefinden und Leistung schließen sich nicht aus

Psychische Gesundheit ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für nachhaltige Leistungsfähigkeit. Unternehmen, die sowohl in mentale Gesundheit als auch in Weiterentwicklung investieren, berichten laut OECD von Produktivitätssteigerungen zwischen 10 % und 12 %. Angebote wie psychologische Beratung, Workshops zum Stressmanagement oder gezielte Fortbildungen helfen nicht nur Einzelnen, sondern fördern die Resilienz ganzer Teams.

Vorleben, nicht nur fordern: Work-Life-Balance ernst nehmen

Der Appell an Mitarbeitende, auf ihre Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu achten, wirkt nur dann glaubwürdig, wenn Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Wer selbst seine Pausen einhält, Urlaub nimmt und gesunde Grenzen zieht, signalisiert: Es ist in Ordnung, auf sich selbst zu achten. Eine Untersuchung von Eurofound belegt, dass Mitarbeitende mit selbstbestimmter Zeiteinteilung und ausreichend Erholungszeit ihr Stresslevel um rund 30 % senken können.

Burn-out lässt sich nicht allein durch individuelle Maßnahmen verhindern. Es braucht ein Umdenken auf Unternehmensebene. Das bedeutet: offene Kommunikationswege, individualisierte Unterstützung, Wertschätzung und eine Führung, die psychische Gesundheit ernst nimmt.

Das Ziel sollte nicht nur ein leistungsfähiges Team sein – sondern ein Arbeitsplatz, an dem Menschen sich gesehen, verstanden und geschützt fühlen. Unternehmen, die dies erkennen, investieren nicht nur in das Wohl ihrer Mitarbeitenden – sondern auch in ihren eigenen langfristigen Erfolg.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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