Unzufriedenheit in Entwicklerteams wächst – und mit ihr die Wechselbereitschaft. Eine aktuelle Umfrage des CMS-Anbieters Storyblok bringt beunruhigende Erkenntnisse ans Licht.
Die technische Infrastruktur in vielen Firmen ist veraltet – und gefährdet zunehmend die Zufriedenheit sowie die Bindung der Fachkräfte.
Technologische Altlasten als Kündigungsgrund
Knapp die Hälfte der Befragten gab an, im letzten Jahr über einen Jobwechsel nachgedacht zu haben – in vielen Fällen ausgelöst durch den eigenen Tech-Stack. Im vergangenen Monat waren es sogar 31 %, die regelmäßig mit dem Gedanken spielten, den Arbeitgeber zu verlassen. Die Ursachen liegen meist im täglichen Umgang mit veralteter oder unzureichender Software.
Die größten Frustrationsquellen im Arbeitsalltag
Die häufigsten Beschwerden zeigen ein deutliches Muster:
- Wartung veralteter Systeme (27,5 %) steht ganz oben auf der Frustliste.
- Missverständnisse mit nicht-technischen Stakeholdern (21,5 %) erschweren die Kommunikation.
- Unklare Anforderungen und wechselnde Prioritäten (14 %) sorgen für zusätzliche Belastung.
Diese Belastungen sind keine Randerscheinungen, sondern betreffen einen großen Teil der Entwickler:innen täglich.
Was an Tech-Stacks besonders problematisch ist
Die Umfrage liefert auch Einblicke in die konkreten Schwächen aktueller Systemlandschaften:
- Fehlende Kernfunktionen bemängeln 51 %.
- Aufwändige Wartung stellt für 47 % ein Problem dar.
- Unzureichende Kompatibilität mit modernen Technologien wie KI beklagen 31 %.
Besonders kritisch wird der Zustand alter Content-Management-Systeme (CMS) bewertet: Zwei Drittel der Entwickler:innen sehen darin ein zentrales Hindernis bei der Arbeit.
Entwickler:innen schämen sich für ihren Code-Unterbau
Ein überraschend hoher Anteil der Befragten empfindet ihren aktuellen Tech-Stack als peinlich:
- 24,5 % nennen die Nutzung von Legacy-Systemen als beschämend.
- 22,5 % schämen sich für die technische Schuld und improvisierte Workarounds.
- Nur 14 % gaben an, keinerlei Schamgefühle gegenüber ihrer technischen Basis zu haben.
Für viele Entwickler:innen ist der verwendete Tech-Stack mehr als ein Werkzeug – er ist Teil ihres beruflichen Selbstverständnisses. 74 % sehen ihn als bedeutenden Einflussfaktor, fast 20 % sogar als klar definierenden Aspekt ihrer professionellen Identität. Nur eine kleine Minderheit (2,5 %) misst dem Tech-Stack keine Bedeutung bei.
Die Befragten senden eine klare Botschaft an ihre Arbeitgeber: Es braucht mehr als Lippenbekenntnisse zur Digitalisierung. Gewünscht werden:
- Konkrete Modernisierungspläne mit klaren Ressourcen (37,5 %)
- Führungskräfte, die technische Exzellenz fördern (ebenfalls 37,5 %)
Nur mit dieser Haltung können Unternehmen nicht nur Developer:innen halten, sondern auch zukünftige Innovationen möglich machen.
Interessant: Obwohl viele ihren eigenen Tech-Stack kritisch sehen, betrachten 49,5 % ihr Unternehmen im Branchenvergleich als technologisch führend. Das deutet darauf hin, dass veraltete Standards in vielen Organisationen eher die Regel als die Ausnahme sind.
KI als Hoffnungsträger – aber nicht für alle nutzbar
Fast 90 % der Teilnehmenden setzen Künstliche Intelligenz inzwischen regelmäßig beim Programmieren ein. Die Vorteile liegen aus ihrer Sicht vor allem in:
- Effizienzsteigerung (30 %)
- Automatisierung von Routinetätigkeiten (23 %)
- Wissensaufbau und Kompetenzentwicklung (22 %)
Doch ohne moderne Integrationen und aktuelle Schnittstellen bleibt der Nutzen oft auf der Strecke.
Alexander Feiglstorfer, CTO und Mitgründer von Storyblok, bringt es auf den Punkt: Unternehmen haben die Wahl – sie können entweder ihre Systeme modernisieren oder damit leben, dass Entwickler:innen gehen. Höhere Gehälter allein sind keine nachhaltige Lösung, wenn die tägliche Arbeit durch veraltete Systeme zur Belastung wird.
Die Botschaft der Umfrage ist eindeutig: Wer Entwickler:innen binden will, muss mehr investieren – nicht nur in Technik, sondern auch in ein Umfeld, das Innovationen wie KI oder Composable Tech willkommen heißt.