Mythos Alleskönner – Was muss eine Führungskraft wirklich können?

In der Corona-Zeit kamen für Vorgesetzte zu den üblichen Führungs- und Personal-Themen nun auch noch weitere Anforderungen: Oftmals werden sie als  Sorgentelefon, Therapeut und Motivator gesehen. 

Vieles von dem, was auf den Schreibtischen und in den Posteingängen von deutschen Chefs landet, gehört allerdings nicht wirklich zum Aufgabengebiet eines Vorgesetzten. 

Anzeige

Wie weit dürfen die Anforderungen an eine Führungskraft wirklich gehen?

Was muss eine Führungskraft machen und können – und was auch nicht? 

Im Folgenden zeigen wir auf, wo man als Chef aktiv sein sollte – und was getrost an andere Parteien delegiert werden darf oder sogar muss. 

Weg frei halten versus Weg gehen 

Auch wenn man manchmal noch so gerne helfen möchte: Als Führungskraft ist es nicht Ihre Aufgabe, den Weg für Ihre Mitarbeiter zu gehen. Viele haben die tolle Angewohnheit, Dinge nach oben zu delegieren und sich so, bewusst oder unbewusst, von allem Unangenehmen und Anstrengenden zu befreien. 

Es gibt den schönen Spruch: «Nichts ist zu trivial, als dass man es nicht nach oben delegieren könnte.»

Und so beschäftigen sich auf einmal zahllose CEOs und Vorgesetzte mit der Wahl des Menüs für das Sommerfest oder der Auswahl der Weihnachtskarten für die Kunden. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, den Mitarbeitern den Weg freizuhalten – nicht, den Weg für sie zu gehen. 

Was brauchen sie, um den Weg selbst zu gehen?
Welche Steine liegen im Weg, die Sie, als Führungskraft, wegräumen können? 

Welche Informationen brauchen sie, um den Weg zu gehen? 

Sie können ihnen mit Rat zur Seite stehen – aber nicht mit Tat. 

Das ist ihre Verantwortung. 

Prüfen Sie daher immer, bevor Sie sich den Affen wieder auf die Schultern setzen lassen, ob das wirklich Ihre Aufgabe ist:

Und seien Sie dann ganz konsequent. 

Sie halten den Weg frei, Sie gehen ihn nicht für sie. 

Motivieren versus mitschleifen 

Grundsätzlich gehört es zu den Aufgaben einer Führungskraft, die Mitarbeiter zu motivieren.  Dies umfasst Dinge wie Anerkennung der Leistung und Wertschätzung der Person durch Lob und Feedback, Teilen der eigenen Begeisterung für ein Projekt oder eine Vision oder aber auch die Übertragung von Verantwortung als Zeichen von Vertrauen und Würdigung der Leistung und Expertise des Mitarbeiters.  Auch, wenn Probleme die Motivation des Mitarbeiters trüben, sollte eine Führungskraft nachhaken und schauen, inwiefern sich diese lösen oder minimieren lassen. 

Aber auch hier hat alles eine Grenze: 

Eine Führungskraft sollte motivieren, aber niemals mitschleifen. Wenn immer noch mehr Energie und Aufwand nur darin fliesst, die Mitarbeiter bei Laune zu halten, läuft irgendetwas falsch. Das ist dann nicht mehr die Aufgabe der Führungskraft, mit aller Macht und unter Einsatz aller Kraft ein Fünkchen Begeisterung und Motivation zu erzeugen. 

Auch hier gilt: Das eigene Wohlbefinden und die eigene Energie hat immer Priorität. Keine Führungskraft sollte sich für das Team aufopfern. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo man das konkret ansprechen mit dem jeweiligen Mitarbeiter ansprechen muss, um sich selbst nicht weiter aufzureiben. 

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Freundlich sein versus Freund sein

Ja, da gibt es einen Unterschied.  Und ja, das geht. 

Als Führungskraft geht es darum, empathisch, verständnisvoll und offen zu sein – und gleichzeitig ein Vertrauens-Verhältnis zu erschaffen. Dies gelingt, indem man eine Atmosphäre kreiert, in der Mitarbeiter ihre Meinung und Ideen vorbringen und offen diskutieren können oder indem man, wenn Fehler passieren, diese gemeinsam löst, statt einen Schuldigen zu suchen. Ebenso hilft es, sich als Mensch auf Augenhöhe zu begegnen und zu signalisieren, dass jeder Mensch Emotionen und Gefühle sowie gute und schlechte Tage hat – und man Probleme nachvollziehen kann. Dennoch besteht hier ein Unterschied zu einer freundschaftlichen Beziehung: In einer Freundschaft teile ich selbst auch intime Momente und Erlebnisse, ich kann der anderen Person mein Herz ausschütten und empfinde eine gewisse Zuneigung füreinander. Dies geht aber für die Aufgabe einer Führungskraft zu weit: Ich kann als Führungskraft empathisch und mitfühlend sein und gleichzeitig noch eine professionelle Distanz halten. Dies erlaubt es Ihnen auch gleichzeitig, unangenehme Dinge leichter und offener an- und auszusprechen.
Als Freund will man gemocht, als Chef aber respektiert werden. 

Und genau diesen Respekt braucht es, um effektiv zu führen. 

Katrin Bitterle, Leadership Coach und Expertin für gestresste Führungskräfte, www.erfolgreichaberungluecklich.ch

Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.