Lange Zeit drehte sich die öffentliche Debatte über Künstliche Intelligenz vor allem um große Modelle, laute Ankündigungen und ambitionierte Versprechen. Inzwischen hat sich der Ton verändert. Der Hype flacht ab, und der Fokus verschiebt sich.
Unternehmen fragen nicht mehr, was KI eines Tages leisten könnte, sondern was sie heute schon konkret für ihre Teams bewirkt.
Dabei zeigt sich eine unbequeme Wahrheit. Viele der Tools, die ursprünglich helfen sollten, blockieren inzwischen den Fortschritt. Besonders in Deutschland wächst der Druck. Hier zählt nicht das Potenzial, sondern der unmittelbare Nutzen. Investitionen müssen sich rechnen, und Technologien stehen unter Beweispflicht. Wer keine spürbaren Produktivitätsgewinne liefert, findet keinen Platz im Unternehmen. In den vergangenen Monaten war in den großen Wirtschaftstiteln ein seltener Konsens zu beobachten: KI wird bleiben, aber nur, wenn sie ihre Wirkung schnell entfaltet.
Wie groß das Problem geworden ist, zeigt der globale Cost of Complexity Report von Freshworks. Unternehmen verlieren im Schnitt fast sieben Stunden Produktivität pro Mitarbeitende und Woche, verschwenden rund 20 % ihres Softwarebudgets und vergeben Umsatzpotenzial. Die Ursache liegt in überfrachteten Technologielandschaften mit zu vielen Systemen, zu wenig Integration und hoher Komplexität. Was als Fortschritt gedacht war, ist zur Belastung geworden.
Wenn Komplexität zum Geschäftsmodell wird
Diese Komplexität ist kein Zufall. Sie wurde bewusst in die Unternehmenssoftware eingebaut, vor allem von führenden Anbietern wie Salesforce und ServiceNow.
Seit Jahren bieten diese Unternehmen umfangreiche Plattformen an, die ein ebenso komplexes Netz aus Beratern, Integrationspartnern und langfristigen Serviceverträgen nach sich ziehen. Jede neue Funktion führt zu weiterer Abhängigkeit. Jede Anpassung löst ein Folgeprojekt aus. Die Software ist selten abgeschlossen, sondern der Einstieg in einen dauerhaften Servicezyklus, der eher auf Bindung als auf Effizienz ausgelegt ist.
Die Folgen zeigen sich deutlich in den Zahlen: Budgets werden überschritten, Projekte verzögern sich, Teams arbeiten isoliert, die Frustration wächst. Unternehmenssoftware, die einst Effizienz schaffen sollte, verursacht heute Reibung. Mit jeder zusätzlichen Funktion steigt die Belastung. In einem Markt, der einfache, schnelle und bezahlbare Lösungen verlangt, verliert dieses Modell zunehmend an Wirkung.
Praktische KI: Ein Wendepunkt
Der KI-Hype ist abgeklungen, doch das bedeutet keine Enttäuschung. Vielmehr beginnt jetzt eine Phase, in der es um echte Anwendungen geht. Praktische KI überzeugt nicht mit Showeffekten, sondern damit, dass sie im Alltag funktioniert. KI-Agenten sollen Routineaufgaben übernehmen. Copilots müssen Mitarbeitende entlasten, nicht zusätzlich fordern. Automatisierung soll Abläufe einfacher machen, nicht komplizierter. Entscheidend ist, dass der Nutzen schnell sichtbar wird – idealerweise innerhalb weniger Wochen statt nach jahrelangen Umstellungen.
Die meisten Unternehmen brauchen keine zusätzlichen Funktionen und keine endlosen Konfigurationsoptionen. Gefragt ist Technologie, die Systeme verschlankt, Störungen im Tagesgeschäft reduziert und Teams im Alltag unterstützt. Praktische KI setzt genau dort an und beseitigt Hindernisse, die sich in den letzten Jahren rund um Unternehmenssoftware aufgebaut haben.
Das zeigt sich auch in der aktuellen Berichterstattung. In Zeiten knapper Budgets erwarten Führungskräfte, dass sich Investitionen in KI rasch auszahlen. Immer mehr Unternehmen stoppen KI-Projekte nach kurzer Zeit, wenn sie keine spürbaren Effekte sehen.
Einfachheit als neuer Unternehmensstandard
Mit zunehmender Reife der KI-Debatte rückt eine neue Realität in den Vordergrund: Einfachheit wird zum Wettbewerbsvorteil. Immer mehr Unternehmen lehnen Lösungen ab, die unnötige Komplexität mit sich bringen, hohe Folgekosten verursachen oder von externem Service abhängig machen. Gefragt sind Technologien, die einen schnellen Return on Investment ermöglichen. Entscheidend ist, ob sich die Lösung einfach integrieren lässt, ob sie ohne externe Projekte auskommt, ob sie die Zahl der eingesetzten Tools verringert und ob sie IT- und Support-Teams messbar entlastet.
Genau hier verläuft die Trennlinie im Markt. Auf der einen Seite stehen ältere Systeme, die so konstruiert sind, dass sie durch ihre Komplexität zusätzliche Serviceumsätze generieren. Auf der anderen Seite entsteht eine neue Generation von Lösungen, die auf einfache Bedienung und direkte Produktivitätsgewinne ausgelegt sind. Während die einen nur langsam Wert schaffen, setzen die anderen auf schnelle Ergebnisse.
In Zeiten knapper Budgets und wachsendem Betriebsdruck steigt die Erwartung an Softwarelösungen deutlich. Unternehmen wollen keine Systeme mehr, die Ressourcen binden oder auf externe Berater angewiesen sind, um überhaupt zu funktionieren. Sie wollen keine langfristigen Serviceverträge, sondern Technologie, die sofort nutzbar ist.
Die Zukunft gehört den Praktikern
Das Ende des KI-Hypes ist kein Rückzug, sondern eine Korrektur. Im Mittelpunkt stehen jetzt Klarheit, Geschwindigkeit und echte Wirkung. Die erfolgreichsten Unternehmen der nächsten Jahre werden nicht diejenigen mit den komplexesten Plattformen oder den umfangreichsten Funktionslisten sein. Erfolgreich sind diejenigen, die KI alltagstauglich machen und schnelle Ergebnisse liefern.
Die Phase der großen Versprechen geht zu Ende. An ihre Stelle treten Lösungen, die zuverlässig funktionieren. Unternehmen, die auf einfache Umsetzung, kurze Einführungszeiten und spürbaren Nutzen setzen, werden diese neue Ära gestalten.