Industrial Internet of Things (IIoT) - Teil 1/7

Handlungsbedarf bei der Datenintegration

Serie

Wer viel Kontakt zu mittelständischen Unternehmen hat, kennt das vielleicht: Spricht man über das Thema Digitalisierung oder Industrial Internet of Things (IIoT), gewinnt man den Eindruck, dass die meisten die Entwicklungen interessiert beobachten, aber selbst wenig Initiative zeigen. 

Wait and see 

Das entspricht einer aktuellen Studie unter 120 IT-Entscheidern, die von der Lobster GmbH in Auftrag gegeben wurde. Die erschreckende Erkenntnis: Im Moment nutzen gerade einmal fünf Prozent der befragten Unternehmen die Möglichkeiten einer standardisierten Vernetzung. Wait and see ist das Motto, wenn es um die Vernetzung von Maschinen und Systemen geht. Bei der Formulierung auf der Website des Digitalgipfels vom November 2018 in Nürnberg, wonach der Veranstaltungsname der Tatsache Rechnung trage, „dass die Digitalisierung nicht nur die Telekommunikationstechnologie, sondern Digitalisierung in ganzer Breite umfasst – von der Kultur-und Kreativwirtschaft bis zur Industrie 4.0“, ist aktuell allerdings der Wunsch Vater des Gedanken.

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Grafik Datendrehscheibe

Bild 1: Wie werden Daten zwischen Maschinen und Systemen miteinander verbunden? Eine Datendrehscheibe kann die notwendigen Schnittstellen bereitstellen. (Bildquelle Lobster) 

Woran liegt das? Über ein Drittel der Befragten (37 Prozent) empfindet es bei der genannten Studie vor allem als schwierig, passende und verfügbare Technologien zu lokalisieren.

Dabei geht es im ersten Schritt nicht einmal um unterschiedliche Anwendungsbereiche und die Frage nach Wertschöpfungsoptionen. Ganz grundlegend stellen sich zunächst einmal technisch-organisatorische Fragen, die gelöst werden müssen. Die wahrscheinlich wichtigste: Wie werden Daten zwischen Maschinen und Systemen miteinander verbunden?

Klar ist: Je stärker die Vernetzung von Systemen und die Datenintegration automatisiert und standardisiert ablaufen, desto einfacher wird es, ständig neue Maschinen und Systeme miteinander zu verbinden. Dafür muss allerdings der komplette Datenaustausch – etwa bei der Kundenanbindung oder bei der Integration von Produktionsdaten in Management-Systeme – wesentlich einfacher, flexibler und transparenter werden. Bis heute werden viele Schnittstellen einzeln programmiert. Das verursacht gerade bei der immer stärker geforderten Flexibilität und Agilität von IIOT-Projekten hohe Kosten, lange Projektlaufzeiten und große Unsicherheiten bezüglich der einzusetzenden Technologien. Nur wer in der Lage ist, sämtliche Anbindungen, Datenfernübertragungen und die Datenkommunikation zwischen ERP- und CMS-Systemen, Datenbanken, Kunden und Lieferanten kurzfristig bedarfsgerecht ohne Programmieren anzupassen, kann bei der digitalen Vernetzung von Systemen die notwenigen Erfahrungen sammeln, mit denen dann Mehrwerte entstehen.

Dem entspricht die Sicht der befragten IT-Entscheider. Über die Hälfte (57 Prozent) schätzt, dass die größten Veränderungen in den nächsten Jahren die digitale Vernetzung betreffen werden.

Balkengrafik: Bereiche und notwendige Aktivitäten

Bild 2: Die Vernetzung digitaler Systeme ist das Thema der Zukunft in der IT-Branche. (Bildquelle Lobster) 

Die Studie zeigt, dass heute noch ein Drittel der Unternehmen auf manuelle herkömmliche Programmierung setzt, die geschulte Mitarbeiter erfordert – und letztere sind am Markt aktuell Mangelware. Zwei Drittel der Befragten greifen auf eine Mischung aus teilweise graphischer Konfiguration, teilweise manueller Programmierung zurück.
Das Bewusstsein für die anstehenden Veränderungen steigt immerhin: 18 Prozent der befragten IT-Entscheider wollen in Zukunft auf die Vorteile einer graphischen Konfiguration und Parametrisierung zurückgreifen.

Tortendiagramm: Wie setzen Sie Ihre Daten- und Programmierschnittstellen heute um?
Bild 3: Standardisierte und automatisierte Datenintegration fehlt in den meisten Fällen. (Bildquelle Lobster) 
 

Tortendiagramm: Wie setzen Sie diese in Zukunft um?

Bild 4: Die Zukunft ist digital, der Anteil der graphischen Konfiguration soll die manuelle Programmierung mehr und mehr ersetzen. (Bildquelle Lobster) 

Dass die Schritte in Richtung Digitalisierung so zögerlich voranschreiten, ist immerhin kaum eine Frage der finanziellen Mittel. Die Budgets für Schnittstellenprogrammierungen sind vorhanden: 50 bis 100.000 Euro gibt derzeit ein Drittel der Unternehmen für Schnittstellenumsetzung bzw. Programmierung im Jahr aus.
 

Balkendiagramm: Wie viel geben Sie für die Schnittstellenumsetzung pro Jahr aus?

Bild 5: 50 bis 100.000 Euro gibt derzeit ein Drittel der Unternehmen für Schnittstellenumsetzung bzw. Programmierung im Jahr aus. (Bildquelle Lobster) 

In einem solch dynamischen Umfeld kann niemand vorhersagen, welche Optionen für digitale Wertschöpfung sich für Unternehmen in den nächsten 10 Jahren ergeben. Was alle dagegen wissen, ist, dass die schnelle Anpassung an neue Märkte, veränderte Wertschöpfungsketten, neue Geschäftsmodelle und andere Veränderungen erfolgskritisch ist. Deswegen führen Manager ihre Unternehmen immer stärker mit agilen Methoden. Dazu benötigt man in der IT freilich auch die entsprechende agile Software, mit der kurzfristige Anpassungen ohne wochenlanges Programmieren möglich sind. Wenn die digitale Transformation Richtung IIoT tatsächlich gelingen soll, dann müssen Unternehmen als ersten Schritt einfach zu bedienende, flexibel anpassbare, standardisierte Möglichkeiten der Datenintegration einsetzen.

Steffen Brehme

Steffen Brehme, Leiter Software-Entwicklung Lobster GmbH

Steffen studierte ab 1988 in Tralee (Irland) Informatik. Nach Abschluss war er Anfang der 90er Mitgründer von SimpleWork (Warenwirtschafts-System), das man 96 verkaufte. Anfang 97 wurde er Interims-IT-Leiter bei Maxdata, Ende 97 war er Mitgründer der Beans AG (Shop-System), 2002 Mitgründer der Lobster GmbH (gut 100 MA, 1000 Kunden). Steffen ist seitdem Leiter Software-Entwicklung bei Lobster und der geistige Vater des Hauptprodukts Lobster_data, Standard-Software für hybride Datenintegration.


Lesen Sie auch die anderen Beiträge der Serie „IIoT“ von Steffen Brehme:

 

 

Teil 1: Handlungsbedarf bei der Datenintegration

Teil 2: IIoT-Einführung – Checkliste: Diese Hürden müssen sie nehmen

Teil 3: Erfolgsfaktor Integriertes Supply Chain Management 

Teil 4: Kreativität 4.0 – Checkliste: Datenintegration als Treiber für IIoT

Teil 5: Perfekt organisiert: Wie automatisierte Lieferung und fristgerechtes Ordermanagement funktionieren 

Teil 6: Vernetzung 4.0 – So gelingt die standardisierte Datenintegration

Teil 7: Über sieben Brücken – Datenmigration Schritt für Schritt 

 

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