Warum klassische Absicherungsmethoden nicht mehr genügen

Risikofaktor Wechselkurs: Mit KI zu mehr Sicherheit im Finanzmanagement

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Globale Unsicherheiten beeinflussen die Devisenmärkte derzeit mehr denn je. Unternehmen stehen dadurch vor der Herausforderung, Währungsrisiken rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Die Dynamik an den Devisenmärkten hat sich in den vergangenen Jahren spürbar verstärkt. Geopolitische Konflikte, unerwartete Zins- und Zollanpassungen sowie Unsicherheiten in den Lieferketten sorgen für ein Umfeld, in dem Vorhersehbarkeit eher die Ausnahme als die Regel ist. Unternehmen mit internationaler Ausrichtung stehen deshalb heute vor massiven Herausforderungen. Wechselkursrisiken sind längst keine abstrakten Größen mehr, sondern wirken sich unmittelbar auf die Geschäftsergebnisse aus. Selbst große Konzerne müssen immer häufiger ihre Prognosen anpassen, wenn unerwartete Währungsschwankungen auftreten. Besonders tückisch sind Risiken, die während des Tagesgeschäfts entstehen und nicht sofort sichtbar werden – beispielsweise wenn Zahlungsziele überschritten werden oder internationale Transaktionen länger dauern als geplant. Solche Effekte werden im klassischen Bilanzmanagement leicht übersehen. Im schlimmsten Fall sind Budgetabweichungen und Engpässe bei der Liquidität die Folge. 

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Warum klassische Absicherungsmethoden nicht mehr genügen

Traditionelle Methoden wie Devisentermingeschäfte oder Optionen gehören zwar weiterhin zum Werkzeugkasten im Finanzmanagement, doch das Tagesgeschäft stellt mittlerweile noch ganz andere Anforderungen. Die Märkte reagieren heute schneller und unberechenbarer als je zuvor. So vermeldete beispielsweise die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Februar 2025 einen „weltweiten Anstieg der handelspolitischen Unsicherheit“ seit Ende 2024. Aufgrund derartiger Entwicklungen stoßen manuelle Prozesse und periodische Berichte zunehmend an ihre Grenzen. Hinzu kommen Wechselkursrisiken, die nicht sofort auffallen, weil sie nicht direkt in der Bilanz stehen, sondern im täglichen Zahlungsverkehr verborgen sind. 

Ein Beispiel: Ein deutsches Unternehmen verkauft Maschinen nach Großbritannien und stellt die Rechnung in britischen Pfund aus. Zwischen dem Versand der Ware und dem Zahlungseingang vergehen mehrere Wochen. In dieser Zeit kann sich der Wechselkurs zwischen Euro und Pfund deutlich verändern. Fällt das Pfund in diesem Zeitraum, erhält das Unternehmen beim Umtausch weniger Euro als ursprünglich kalkuliert. Der Verlust wird erst sichtbar, wenn das Geld eingeht, taucht aber vorher nicht direkt in der Bilanz auf.

Ein weiterer wesentlicher Faktor: Die manuelle Erfassung und Bewertung von Risiken kostet nicht nur Zeit, sondern birgt auch ein erhöhtes Fehlerpotenzial. In einem Umfeld, das sich in Echtzeit verändert, werden veraltete Methoden schnell zum Hemmschuh. 

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Um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen, setzen immer mehr Unternehmen inzwischen auf cloudbasierte Plattformen, die speziell für das Management von Währungsrisiken entwickelt wurden. Solche Systeme ermöglichen es, internationale Zahlungsströme und Wechselkursentwicklungen in Echtzeit zu überwachen und automatisiert abzusichern. Sie lassen sich flexibel in bestehende Finanzprozesse integrieren, reduzieren die Fehlerquote und bieten zusätzliche Transparenz sowie Sicherheit im internationalen Zahlungsverkehr. 

Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Resilienz

Die Erfahrung zeigt: Digitale Technologien – allen voran Künstliche Intelligenz (KI) – können im Finanzmanagement völlig neue Perspektiven eröffnen. Zum Einsatz kommen vor allem verschiedene Methoden des maschinellen Lernens, die sich grob in überwachte und unüberwachte Lernverfahren unterteilen lassen. Überwachte Lernverfahren, wie Entscheidungsbäume, Random Forests oder neuronale Netze, werden mit historischen Daten trainiert und können dadurch Prognosen zu Marktentwicklungen, Wechselkursen oder Kreditrisiken erstellen. Unüberwachte Lernverfahren wie das Clustering helfen dagegen dabei, Muster und Zusammenhänge in bislang unstrukturierten Daten zu erkennen. So ist es beispielsweise möglich, Kundengruppen mit ähnlichen Risikoprofilen zu identifizieren oder Anomalien im Zahlungsverkehr aufzudecken. 

Doch die Digitalisierung und KI ermöglichen noch weit mehr als die reine Risikoabsicherung: Sie gewährleisten die lückenlose Nachvollziehbarkeit aller Transaktionen, bieten einen Überblick über sämtliche Zahlungsströme und erleichtern die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. 

Darüber hinaus lassen sich KI-gestützte Systeme nahtlos in bestehende Finanzprozesse integrieren. Für die Implementierung ist auf Unternehmensseite vor allem ein grundlegendes Verständnis der eigenen Daten und Prozesse erforderlich. Tiefgehende Programmierkenntnisse sind in der Regel nicht notwendig, da viele Anbieter ihre Lösungen als benutzerfreundliche Plattformen bereitstellen. Entscheidend ist jedoch, dass die einzelnen Fachabteilungen eng mit der IT zusammenarbeiten, um die Potenziale der Technologie optimal auszuschöpfen.

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Digitale Finanzprozesse: Mehr Effizienz, aber auch neue Angriffspunkte

Die Digitalisierung des Finanzmanagements eröffnet zwar neue Chancen, bringt aber auch neue Risiken mit sich. Durch den Einsatz moderner Technologien steigen die Anforderungen an die Sicherheit und Integrität sensibler Unternehmensdaten erheblich. Gerade im internationalen Zahlungsverkehr und bei der Automatisierung von Prozessen müssen Unternehmen gewährleisten, dass Daten jederzeit geschützt, verfügbar und vor Manipulation sicher sind. Die zunehmende Komplexität der IT-Infrastruktur wiederum vergrößert die Angriffsfläche für Cyberkriminalität und verschärft die Anforderungen an das interne Kontrollsystem sowie an die Compliance. 

Hinzu kommen konkrete regulatorische Vorgaben. So verlangt die BaFin beispielsweise detaillierte Risikoberichte und eine lückenlose Dokumentation aller relevanten Transaktionen, die europäische Wertpapieraufsicht ESMA stellt vergleichbare Anforderungen an Transparenz und Risikomanagement. Zudem spielt der internationale Rechnungslegungsstandard IFRS 9 eine zentrale Rolle, da er vorschreibt, wie Risiken aus Finanzinstrumenten zu identifizieren, zu bewerten und im Abschluss zu berichten sind. 

Fazit: Währungsrisiken erfordern neue Wege im Finanzmanagement

Die Erfahrungen der letzten Zeit – gerade auch zu Beginn dieses Jahres – haben vielen Unternehmen vor Augen geführt, wie schnell Währungsrisiken zur echten Belastung werden können. Unternehmen, die sich jetzt für digitale und KI-gestützte Lösungen entscheiden, schaffen nicht nur mehr Sicherheit, sondern gewinnen auch die nötige Flexibilität, um in einem unbeständigen Marktumfeld handlungsfähig zu bleiben.  

Benny_Avraham

Benjamin

Avraham

Gründer und CEO

Okoora

Benjamin Avraham ist Gründer und CEO von Okoora, einem global tätigen Finanztechnologieunternehmen mit starker Fokussierung auf grenzüberschreitende Zahlungen und Deviseninfrastruktur. Mit seiner Expertise in Embedded Finance, Devisenhandel und Finanzautomatisierung ist er darauf spezialisiert, komplexe Finanztransaktionen für Unternehmen weltweit nahtlos zu gestalten.
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