Deutsche Unternehmen legen bei der Auswahl von IT-Sicherheitslösungen zunehmend Wert auf mehr als nur technische Leistungsfähigkeit.
Laut einer aktuellen Umfrage des französischen Cybersicherheitsunternehmens HarfangLab unter IT-Entscheidern in Europa spielt digitale Souveränität eine immer zentralere Rolle. In Deutschland ist sie für knapp 60 Prozent der Befragten bereits ein wesentliches Kriterium bei der Kaufentscheidung – für mehr als jeden Zehnten ist sie sogar ausschlaggebend.
Warum Kontrolle wichtiger wird
Die zunehmenden geopolitischen Spannungen, gesetzliche Vorgaben sowie die Sorge vor ausländischen Überwachungsgesetzen haben das Sicherheitsbewusstsein europäischer Unternehmen verändert. Besonders in Deutschland ist der Wunsch nach Kontrolle über eigene Daten und Infrastrukturen stark ausgeprägt. 84 Prozent der deutschen IT-Verantwortlichen messen der digitalen Souveränität eine hohe Bedeutung bei.
Dabei geht es nicht nur um theoretische Prinzipien, sondern um ganz praktische Anforderungen: Viele Unternehmen wünschen sich die Möglichkeit, Sicherheitslösungen lokal (On-Premises) oder zumindest in einer selbst gewählten Umgebung zu betreiben. Laut der HarfangLab-Studie ist dies für 29 Prozent ein entscheidender Faktor. Ebenso wichtig sind nachweisbare Leistungsfähigkeit (25 %) und ein naher, verlässlicher Kundensupport (21 %).
Europa sucht Unabhängigkeit
Die Abhängigkeit von Technologien und Anbietern aus Nicht-EU-Staaten wird zunehmend kritisch gesehen. Rund drei Viertel der deutschen Unternehmen befürchten, dass ausländische Sicherheitslösungen fremden Überwachungsgesetzen unterliegen könnten – ein Risiko, das viele nicht mehr eingehen möchten.
Die Bereitschaft zum Wechsel ist entsprechend hoch: 74 Prozent der deutschen Befragten erwägen europäische Anbieter als Alternative. Dabei gelten diese nicht nur als vertrauenswürdiger, sondern auch als kompetenter in Bezug auf regionale Bedrohungslagen – 81 Prozent schätzen ihre spezifischen Kenntnisse.
Trotz der bisher starken Verbreitung von Cloud-Lösungen (95 % der deutschen Unternehmen nutzen sie aktuell) kündigt sich ein Umdenken an. Etwa ein Viertel der Unternehmen, die derzeit noch auf Cloud setzen, planen in den nächsten zwei Jahren den Wechsel auf ein On-Premise-Modell.
Die Gründe sind eindeutig: Mehr Kontrolle über Updates, Infrastruktur und Datenfluss. Besonders in Deutschland (44 %) und Frankreich (42 %) ist dieser Wunsch stark ausgeprägt. Auch Sicherheitsbedenken gegenüber geopolitischen Risiken und ausländischen Einflüssen spielen eine Rolle.
Trotz der wachsenden Nachfrage nach lokalen Lösungen bedeutet das nicht das Aus für die Cloud. Vielmehr wünschen sich Unternehmen Transparenz und Wahlfreiheit. Wie HarfangLab-Strategiechefin Anouck Teiller betont, ist nicht der Standort der Daten entscheidend, sondern die bewusste Strategie dahinter. On-Premises-Lösungen bieten zwar größere Kontrolle, bergen jedoch auch Herausforderungen: Fehlendes Know-how oder unzureichendes Management können sie selbst zu Sicherheitsrisiken machen.
Vertrauen ersetzt Geschwindigkeit als Schlüsselentscheidung
Die Studie von HarfangLab zeigt klar: Unternehmen in Deutschland stellen aktuell den reinen Fokus auf Performance zurück. Der Schwerpunkt liegt zunehmend bei Kriterien wie Transparenz, Kontrolle und rechtlicher Sicherheit. Anbieter, die diesen Wandel ernst nehmen, könnten sich künftig als verlässliche Partner in einer digital souveränen Zukunft positionieren.