Fachkräftemangel und Stagnation

Generative KI kann den Wohlstand Deutschlands sichern

KI, AI, Künstliche Intelligenz

Die deutsche Wirtschaft ist unter Druck: Der Wandel der Arbeitswelt durch generative KI geht stetig voran, die Wirtschaft stagniert und der Fachkräftemangel ist auf Rekordniveau.

Wie navigieren Unternehmen am besten durch diese schwierigen Zeiten? Und wie kann die Politik ein wirtschaftliches Klima schaffen, das langfristig den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland sichert? Dazu äußert sich Ann-Kathrin Sauthoff-Bloch, Managing Director bei Infosys Consulting Deutschland.

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Arbeitswelt auf dem Prüfstand

Aktuell wirken verschiedene Faktoren auf die Arbeitswelt ein, die in den kommenden Jahren zu großen Umwälzungen führen werden. Der Siegeszug der generativen KI hat gerade erst begonnen. Die damit verbundene Automatisierung von Tätigkeiten wird viele Berufsbilder drastisch verändern. Bereits seit Jahren leiden Unternehmen in Deutschland unter dem Fachkräftemangel, der im Jahr 2022 einen Höchststand erreichte. Laut einer IW-Studie konnten bundesweit mehr als 630.000 Stellen mangels qualifizierter Bewerber:innen nicht besetzt werden. Eine weitere Herausforderung für viele Unternehmen: Es knirscht zwischen den Generationen, da die Anforderungen an die Arbeitswelt sich geändert haben. Die Generation Z fordert flexiblere Arbeitsmodelle und legt den Fokus auf Themen wie Inklusion und Mental Health. Aktuell wird zudem die Viertagewoche diskutiert. Arbeitgeber:innen sehen die Gefahr, dass dies zu einem Verlust an Innovationskraft und Produktivität führen könnte, vor allem wenn in Forschung und Entwicklung weniger gearbeitet wird.

Der Mangel an jungen Talenten einerseits und der anstehende Rückzug der Boomer-Generation aus der Arbeitswelt andererseits führen zu einer kritischen Situation am Arbeitsmarkt, in der Automatisierung durch generative KI entlasten kann. Um trotz der Herausforderungen eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland zu gestalten, sind Politik und Wirtschaft – insbesondere die Führungskräfte – besonders gefordert. An diesen Akteur:innen liegt es, den Weg für eine umfassende Nutzung von generativer KI zu ebnen, von der sowohl Arbeitnehmer:innen als auch die Gesamtbevölkerung profitieren. Gleichzeitig ist von Unternehmen eine hohe Flexibilität gefordert, um den Generationenwechsel in der Arbeitswelt erfolgreich zu gestalten und mit dem passenden Führungsstil zu begleiten. 

Politik muss die Weichen stellen

Die Politik ist in der Pflicht, den Einsatz generativer KI zu fördern, sodass Unternehmen das Potential zur Steigerung der Produktivität voll ausschöpfen und Innovationen anstoßen können. Gleichzeitig sind regulatorische Leitplanken unerlässlich, die ethische und transparente KI-Lösungen ermöglichen – ohne durch Überregulierung innovative Konzepte unnötig auszubremsen. Die Einbindung von KI in Abläufe in der öffentlichen Verwaltung könnte der Bevölkerung das Potenzial der Technologie für höhere Effizienz und mehr Bürgernähe deutlich machen und so gesellschaftliches Vertrauen schaffen. Politik, Wirtschaft und Forschung sollten zudem vermehrt Think Tanks aufbauen, um gemeinsam das Thema generative KI voranzutreiben. Deutschland bleibt nur dann wirtschaftlich wettbewerbsfähig, wenn es strategisch und langfristig in die Entwicklung von innovativen Technologien wie KI investiert. 

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KI-Roadmap für Unternehmen

Da digital vernetzte Prozesse die Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von KI in Unternehmen sind, sollten Digitalisierungslücken durch Investitionen in die erforderliche IT schnell geschlossen werden – hier besteht in einigen Branchen noch Nachholbedarf. Der Digitalisierungsindex 2022 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zeigt als Spitzenreiter der Digitalisierung die Branchen Informationstechnologie und Fahrzeugbau auf; Schlusslichter sind Handel und sonstiges produzierendes Gewerbe, wobei der Abstand zu den führenden Branchen eklatant ist.

Zudem braucht es ein effizientes Datenmanagement, denn jede KI ist nur so gut wie die Daten, die sie zum Lernen nutzt. Den sicheren Rahmen für die Datennutzung bieten Data-Governance-Strategien, die regeln, wer im Unternehmen wann und wie auf welche Daten Zugriff hat.

Besonders das Thema generative KI löst in der Belegschaft oft Unsicherheit aus, befeuert durch die unübersichtliche Berichterstattung in den Medien. Ganz oben auf der Agenda von Führungskräften muss daher stehen, diese Berührungsängste abzubauen. Vorteile und Potenzial, aber auch Herausforderungen, die mit dem Einsatz generativer KI verbunden sind, sollten offen und konstruktiv diskutiert werden. Die Mitarbeiter:innen sollten kontinuierlich Trainings erhalten, aber auch ermutigt werden, Tools eigenständig auszuprobieren. Weiterbildung liegt auch in der Verantwortung des Einzelnen. Für den Einsatz generativer KI ist eine detaillierte Unternehmensrichtlinie erforderlich, die fortlaufend aktualisiert wird.

Alle Generationen einbinden

Gerade beim Thema Generative KI können jüngere Kolleg:innen in Unternehmen die Älteren beim Umgang mit der Technologie unterstützen. In altersgemischten Teams lassen sich so frische Ideen und Erfahrung zu neuen Erfolgskonzepten verbinden. Damit Vorurteile zwischen den unterschiedlich sozialisierten Alterskohorten nicht zu Konflikten werden, sollte ein offener Austausch stattfinden.

Der Umgang mit der Generation Z erfordert Fingerspitzengefühl und die Bereitschaft, sich auf Veränderung einzulassen. Die Vorstellungen und Ansprüche der jüngeren Arbeitnehmer:innen erfordern ein Umdenken in punkto Management und Führungsstil. Ein Beispiel: Die Entwicklung zu mehr Flexibilität im Hinblick auf Arbeitszeit und -ort ist nicht mehr aufzuhalten, deshalb ist hier Entgegenkommen anzuraten. Kommunikation sollte auf Augenhöhe erfolgen, und der eigene Führungsstil sollte kritisch hinterfragt werden. Aber es gilt auch, klare Zielvereinbarungen zu treffen und einzufordern, denn nur so können Unternehmen ihre Leistungskraft erhalten.

KI als Wirtschaftsmotor

Es gibt Lösungswege, damit Deutschland ein führender Wirtschaftsstandort bleibt. Essenziell ist Flexibilität in der Politik sowie auf Unternehmensseite – und schnelles, aber überlegtes Handeln. Generative KI hat das Potenzial, den Fachkräftemangel und die Folgen des Generationenwechsels zumindest abzumildern. Die deutsche Wirtschaft könnte durch den gezielten Einsatz von KI eine stärkere Position im internationalen Vergleich erlangen und innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten.

Ann-Kathrin

Sauthoff-Bloch

Infosys Consulting Deutschland -

Managing Director

Ann-Kathrin Sauthoff-Bloch ist seit 2020 als Managing Director bei Infosys Consulting und verantwortet die Wachstumsstrategie in Deutschland. Davor hat sie bei IBM als Global Lead Account Partner für die Deutsche Telekom, einen der größten IBM-Kunden in Deutschland, ein Team von über 250 Beratern vor Ort und im Ausland geleitet.
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