Die Digitalisierung der Finanzbranche – Never change a running system?

“Digitalisierung” – eine Google-Suche zum Schlagwort liefert stolze 33 Millionen Ergebnisse. Es handelt sich hier jedoch nicht nur um ein Thema, bei dem vielen Manager:innen wie auch Journalist:innen die Ohren klingeln, sondern gleichzeitig um eine Herausforderung, die sich mitunter auch in der Finanzbranche schwierig bewältigen lässt. Doch woran liegt das?

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Pierre Queinnec, CEO und Mitgründer von Jenji, spricht über Insights aus täglichen Gesprächen mit Entscheider:innen der Branche.

Das mitunter wichtigste Thema, mit dem ich mich konfrontiert sehe, ist die Bereitschaft von Unternehmen, lang etablierte und erprobte Prozesse umzustrukturieren und in der Folge zu digitalisieren. Eine Erkenntnis, die ich immer wieder im Laufe der Gespräche mache ist, dass es sich im Kern um drei Themen handelt, die meine Gesprächspartner:innen sprichwörtlich so nicht “auf dem Schirm haben”.

Die Digitalisierung ist ein Gemeinschaftsprojekt

Man kann, national gesehen, davon ausgehen, dass mit einer steigenden Zahl digitalisierter KMUs auch mehr Unternehmen gegründet werden, die die nötigen Technologien entwickeln. Auch internationale Unternehmen erkennen mit zunehmender Digitalisierung einen breiteren Markt in Deutschland.

Die nationale Wirtschaft und internationale Geschäftsbeziehungen profitieren also unmittelbar von einer aktiven Digitalisierung und allen KMUs, die diese vorantreiben. So hat ein jedes Unternehmen, dass an altbewährten Konzepten weiter festhält nicht nur unerschöpfte Potenziale, sondern auch eine (noch) passive Rolle in der Stärkung der inländischen Wirtschaft. Doch was die meisten Entscheider:innen zurecht noch mehr interessiert, als das nationale Wirtschaftswachstum, ist der Aufstieg des eigenen Unternehmens.

Weniger manueller Aufwand bedeutet mehr Kraft

Wenn ich mit Führungskräften mittelständischer Unternehmen spreche, fällt mir oft auf, dass den jeweiligen Gesprächspartner:innen sehr wohl bewusst ist, wie viel manueller Aufwand durch automatisierte Abläufe, gerade in Finanzabteilungen, eingespart werden kann. Egal, ob es sich um eine Rechnung für einen Hotelaufenthalt, die kleine Quittung vom Restaurant oder den Beleg für die Bestellung von Büromaterialien handelt. Alle Spesen und Geschäftsausgaben lösen eine ganze Kette an manuellem Handling aus. Das kann eine automatisierte Lösung ersparen – und meist endet die Einsicht der Entscheider:innen jedoch bereits an dieser Stelle.

Natürlich bedeutet eine Umstellung von Prozessen und Tools immer auch Aufwand, der vielen erst einmal Sorge bereitet. Doch ist der Umschwung geschafft und sind die Mitarbeiter:innen entlastet, dann ist Zeit und Kraft für alle anderen Aufgaben da, die das Unternehmen wachsen lassen. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass kluge künstliche Intelligenzen zu jeder Zeit eine Übersicht über das derzeitige Budget ermöglichen und so auch geschäftliche Entscheidungen beschleunigen können. Die Fähigkeit besonders schnell zu handeln und auf Veränderungen im Marktgeschehen zu reagieren, ist heute in Bezug auf die Schnelllebigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft umso wichtiger.

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Und ganz nebenbei kann man die Welt retten

Stapelweise Papier, Metall in Form von Klammern, Plastik in Form von Sichthüllen und zu guter Letzt: Räume voller Ordner. Ein Anblick, an den sich Finanzabteilungen erschreckenderweise so sehr gewöhnt haben, dass ihnen oft erst bei der Erwähnung auffällt, was sie eigentlich jeden Tag sehen. Dabei können ganze Räume durch einen einzigen USB-Stick ersetzt werden. Sind die Entscheider:innen darüber hinaus bereit, einen Anbieter mit Cloud-Anbindung zu wählen, brauchen sie nicht einmal mehr ein eigenes Speichermedium.

Die gesamte Archivierung sämtlicher Belege in Papierform kann durch die Digitalisierung der Finanzbranche durch Entscheider:innen so immens verändert werden, dass Räume zu anderen Zwecken bereitstehen, Mietkosten und Nerven gespart werden sowie letztendlich ganze Wälder verschont bleiben. Gute digitale Lösungen sind zudem DSGVO-konform und mehrfach geschützt vor Datenlecks, was auch die Stakeholder der Unternehmen beruhigen dürfte.

Ich habe es aber natürlich nicht mit uneinsichtigen Manager:innen zu tun. Eher beobachte ich kontinuierlich wie schnell oder langsam sich internationale Unternehmen im Vergleich entwickeln. Und hier machte ich in den letzten Jahren eine besonders wertvolle Beobachtung, die vor allem den deutschen KMUs gefallen dürfte: Die Aussage “Never change a running system”, die gleichzeitig auch als Leitspruch für die Verweigerung der Digitalisierung stehen könnte, bekomme ich oft zu hören. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung jedoch nicht nur von Gesprächspartner:innen deutscher Unternehmen, sondern bisher in nahezu jedem Land, in dem ich Kontakte pflege.

Pierre

Queinnec

Jenji -

CEO

Pierre Queinnec ist CEO von Jenji. Der 40-Jährige kann auf mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Software-Branche zurückblicken: Bevor er Jenji 2014 gemeinsam mit Nicolas Andre gründete, war Queinnec Co-Founder und CTO bei Zenika sowie Mitgründer von Allegoria, einer SaaS-Lösung für Steuerberechnungen. Queinnec hat einen Abschluss als Ingenieur
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