Digitalisierung in der Logistik

Lieferketten digital steuern

Spätestens mit dem fulminanten Wachstum des Online-Shoppings ist klar: Eine perfekte Logistik ist unschätzbar wertvoll. Schnelle Lieferung von Paketen, ein laufender Überblick über den Sendungsstatus und Wahlmöglichkeiten im Hinblick auf die Zustellung – das sind einige der mit der Digitalisierung verbundenen Vorteile.

Das Transportwesen umfasst freilich weit mehr als nur Kurier-Express-Paket-Dienste (KEP). Im drittgrößten Wirtschaftszweig in Deutschland* müssen noch ganz andere hochkomplexe Vorgänge gemanagt werden. Auch dabei ist innovative Technologie unerlässlich. 

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Von der Bestellung seitens eines Industrie- oder Endkunden bis zur Lieferung und Bezahlung von Produkten oder Dienstleistungen: In einer globalisierten Wirtschaftswelt spielen hochkomplexe Vorgänge eine Rolle. Allein aufgrund der hohen Anforderungen an ein nahtloses Supply Chain Management sind laufend neue Innovationen gefragt. 

Ein Kernpunkt im Management von Lieferketten ist die Transportlogistik. Deren Ziel ist die Optimierung der Transporte in Bezug auf einen effizienten Einsatz der Verkehrsträger. Dazu gehören auch deren Beladung, Entladung sowie die Übergabe von Sendungen. Neben der Disposition gehören dazu auch Bereiche wie die Personal- und Fahrzeugverwaltung sowie operative Größen wie Transporttechnik und Datenübertragungstechnik. Angesichts dieser zentralen Aspekte darf eine optimierte Transportlogistik im Hinblick auf die gesamte Supply Chain als essenzieller „Enabler“ angesehen werden. Unabhängig davon, ob Unternehmen die Logistik selbst abwickeln oder ob spezialisierte Transportunternehmen dafür zuständig sind: Der Schlüssel, um alle Prozesse schnell, effizient und ressourcenschonend abzuwickeln, ist deren digitale Spiegelung und Analyse. Die Grundlage hierfür legen Transport Management Lösungen, die in allen Bereichen einsetzbar sind – ob bei KEP-Diensten, der Industrielogistik oder anderen Teilen der Lieferkette. Diese unterstützen auch, um auf Veränderungen der „normalen“ Supply Chain zu reagieren. Somit wird die Basis gelegt, um in kürzester Zeit neue Verlader anzubinden: Dies gilt für neue Hersteller und Zulieferer ebenso wie für neue Empfänger. Auch lassen sich durch intelligente Systeme rapide Änderungen in den Güterarten und Mengen erkennen und Transportkapazitäten anpassen. Gerade während des coronabedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 wurde deutlich, wie schnell ein Umlenken von Warenströmen erforderlich sein kann: klassischer „Brick and Mortar“, der stationäre Einzelhandel versorgt von Retail-Distributionszentren, war plötzlich nicht mehr gefragt. Stattdessen gab es einen großflächigen Wechsel hin zum Online-Versandhandel und zu damit Paketdiensten sowie Heimzustellern. 

Folglich ist die Digitalisierung ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, bei kurzfristigen Verwerfungen reagieren zu können. Ebenso wird die Grundlage gelegt, um Prozesse auf lange Sicht zu verbessern. So helfen Datenanalysen, strukturelle Probleme aufzudecken. Das gilt auf allen Transportwegen ebenso wie auf dem Betriebsgelände. Wo stocken Transporte und wo geht Zeit verloren? Welche Lkw sind nur halb beladen oder legen gar weite Strecken nahezu leer zurück? Mithilfe geeigneter IT-Lösungen wird es möglich, ohne zusätzlichen Aufwand genauer und besser zu planen. 

Mehrwert versus Aufwand 

Der Mehrwert durch eine durchgängige Digitalisierung der Lieferkette unter Einbindung unterschiedlicher Systeme sowie Schnittstellen zwischen diesen ist erheblich. Und doch gilt es zu bedenken: Die integrierte Planung und Steuerung sämtlicher Warenströme bedeutet auch einen hohen Aufwand – sowohl finanziell als auch personell: Maxime sollte folglich sein, nicht das Machbare um jeden Preis umzusetzen, sondern zu prüfen, was sinnvoll im Hinblick auf den jeweiligen Bedarf ist und was mit einem vertretbaren Aufwand einen echten Nutzen bringt. Gerade, wenn Logistik-Unternehmen in Sachen Digitalisierung am Anfang stehen, sollten sie ihre Initiativen mit einer klaren Zielsetzung im Kerngeschäft bündeln. Damit sich Vorgänge besser planen, überwachen und analysieren lassen. 

Unter dem Strich

Die Faktoren, die Lieferketten beeinflussen, sind nicht nur vielfältig und komplex, sondern auch von Veränderungen betroffen, die mitunter binnen kürzester Zeit vieles auf den Kopf stellen können. Idealerweise reagieren Logistik-Verantwortliche nicht nur auf neue Situationen, sondern sind bereits vorbereitet. Entscheidend ist dabei ein methodisches Umdenken jedes einzelnen Schritts: von der Planung über operative Prozesse bis hin zum Controlling. Einzubeziehen sind nach Möglichkeit auch Systeme, die nicht unmittelbar mit der Logistik verknüpft sind – etwa CRM, ERP oder Paymentlösungen. Um finanzielle sowie personelle Ressourcen zielgenau einzusetzen, sollten Ziele klar definiert werden. Nur diejenigen sollten verfolgt werden, die einen klaren Mehrwert versprechen. 

 

* ausgehend von der Zahl der Beschäftigten (über 3 Mio.)

 

Franz

Renger

KRATZER AUTOMATION AG -

Logistikexperte

Die Schwerpunkte des Ingenieurs für Elektro- und Informationstechnik liegen in den Bereichen Business Analysis und Consulting, Produktdesign, Produktmarketing sowie der Organisation von Stückgut-Netzwerken. Renger hat rund 15 Jahre Erfahrung in der Logistikbranche.
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