Die Zukunft des Highspeed-Internets – wann können wir es alle nutzen?

Internet und Deutschland, das ist immer noch eine Verknüpfung, die an Blechdosen und Bindfäden, Funkgeräte aus der Kinderspielzeugabteilung und irgendwie auch an abgegriffene Telefonzellen, das Beep-beep-beep der alten Modemleitungen und einem überraschten »Ich bin drin!« erinnert. Ja, das Internet, es sollte mit Highspeed von mindestens 50 GB in der Sekunde schon seit 2014 in drei Viertel aller Haushalte angekommen sein. 

Nun, diese Haushalte dürfen sich auch überall in Deutschland befinden, nur aber nicht in einem Gebiet, welches ländlicher als Kleinstädte ist. Und dann wäre da noch das Highspeed-Internet auf dem Handy. Wie sieht es da aus? Mittlerweile wird großtönig über den Ausbau der 5G-Netze diskutiert und wieder sollen 92 Prozent aller Haushalte eben dieses im Jahr 2022 nutzen können. Wirklich? Dieser Artikel befasst sich einmal genauer mit der Geschwindigkeit im digitalen Raum.

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Wie steht’s ums Highspeed-Internet in Deutschland?

Auch im Jahr 2018 ist Deutschland geteilt. Das lässt sich nicht anders sagen, denn die Stadt- und Umlandbewohner leben in einem anderen Deutschland als die, die es ins Sauerland, die Eifel oder auch in andere Landesteile verschlagen hat. An diesen Örtlichkeiten wird nicht darüber diskutiert, wie fix das Internet ist. Nein, es geht um:

  • Kein Netz – mit Pech gibt es überhaupt kein Handynetz und somit auch kein mobiles Internet. Und wer nun glaubt, dass das Internet halt über die Telefonleitung kommen kann: Weit gefehlt. Weiterhin sind viele Gebiete in Deutschland weder an das Kabel- noch an das Glasfasernetz angeschlossen. Das soll sich nun ändern, wenn es um die Pläne der Bundesregierung geht.
  • Langsamkeit – Geduld ist eine Tugend. In Geduld üben müssen sich tatsächlich viele Menschen in ländlichen Regionen, denn wenn das Internet einmal da ist, dauert es. Aber vielleicht hat das auch Vorteile, wenn Eilmeldungen oder Fußballergebnisse erst Stunden später gelesen werden können.
  • Ausbau? – nicht nur beim Ausbau der 5G-Netze scheinen ländliche Regionen eher unter »ferner liefen« und »uninteressant« zu laufen. Bislang brüsten sich die Netzbetreiber nicht mit ihrer Bereitschaft, wenigstens den Ist-Zustand zu verbessern. Der Wettbewerb durch Aktionsbündnisse und regionale Anbieter könnte jedoch für Bewegung sorgen.

In den Städten ist das freilich ganz anders. Hier sind 50, 100 oder 150 Mb der praktische Alltag und Internetnutzer können mühelos wählen, welchen Anbieter sie nutzen wollen. Auch das mobile Internet macht in den Städten und in der Stadtumgebung kaum Probleme. Selbst das Musikstreaming in U-Bahnen ist längst komplikationslos möglich.

Gigabit-Internet in Deutschland – wie sieht es aus?

Anfang 2019 werden die Lizenzen für die 5G-Netze vergeben. Und dieses soll längst nicht nur eine Minderheit der Bürger betreffen, sondern »mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland« erreichen. Der Ausbau soll diesbezüglich bereits 2022 abgeschlossen sein, wie es der Report der Bundesnetzagentur ausdrückt. Einige Eckpunkte:

  • Geschwindigkeit – 100 Megabit pro Sekunde sollen über diese Ausbaustufe sichergestellt werden. Im Glasfasernetzbereich sollen es sogar 1 Gbit/s werden.
  • Erreichbarkeit – 5G soll nicht nur die Wohn- und Industriegebiete abdecken, sondern auch das Straßennetz mit einbeziehen. Autobahnen, wichtige Bundesstraßen und das Schienennetz werden berücksichtigt. Das Glasfaser-Gigabitnetz wird zuerst in Städten verlegt.
  • Ländliche Gebiete – hier sieht die Bundesregierung einen enormen Bedarf und erwartet, dass auch abgelegene Ortschaften in den Genuss des 5G-Netzes kommen.

Es regt sich jedoch schon Widerstand aus den Riegen der Netzbetreiber, die zumindest den Ausbau in ländlichen Gebieten für unnötig halten, da es hier kaum »Bedarf nach ultraschnellem Mobilfunk« gebe und 4G genügen würde. Die Politik reagiert mit der Androhung von Klagen und droht schon einmal im Voraus, dass die Versorgungsauflagen erweitert werden können.

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Sind die Pläne für Deutschland realistisch?

Grundsätzlich scheiden sich die Geister an dieser Frage. Angesichts des Ist-Zustands auf dem Land wäre der normale Netzausbau schon ein Fortschritt, doch lohnt es sich, auf alte Technik zu setzen, die bedeutet, dass das Land weiterhin hinterher läuft? Generell gibt es rund um den Ausbau folgende Probleme und Diskussionen:

  • Kosten – einige Experten sagen, dass der Ausbau der Netze auf 5G unfassbar teuer ist und kaum zu stemmen sein wird. Andere wiederum mutmaßen, dass die Kosten überhaupt nicht so gravierend sind und die Netzbetreiber zusammenarbeiten könnten, um den Ausbau sicherzustellen.
  • Zeitraum – auf den ersten Blick wirkt 2022 – oder 2025, wie andere Berichte behaupten – weit entfernt. Dennoch wird es zeitlich knapp, den Ausbau tatsächlich in vier oder sechs Jahren fertigzustellen. An diesem Punkt kommt die heutige Problematik auf, denn da viele Gebiete noch gar keine Abdeckung besitzen, kann dort auch nicht nachgerüstet werden. Es muss in diesen Landstrichen quasi eine vollständige digitale Infrastruktur geschaffen werden.
  • Neuland – die Politik beginnt zwar zu verstehen, dass Highspeed-Internet für den Betrieb moderner Autos, für die Logistik und auch für diverse Unternehmen unendlich wichtig ist, dennoch darf hinterfragt werden, wie ernst die heutigen Aussagen genommen werden dürfen. Immerhin wurden auch die Versprechen von 2009 längst nicht erfüllt.

Sicher ist, dass das Highspeed-Internet wichtig ist und dass ländliche Gebiete nicht vernachlässigt werden dürfen. Soll verhindert werden, dass immer mehr Landstriche veröden, weil die Menschen in die Städte ziehen, muss auf dem Land etwas getan werden. Wie sonst sollen Ortschaften neue Unternehmen anlocken und sich eine Infrastruktur aufbauen, die die Bürger in der Region behält und jüngere Menschen anzieht? Kaum ein Betrieb wird sich in einer Region niederlassen, wo nicht sichergestellt ist, dass das Internet – auf welchem Wege auch immer – ordnungsgemäß und nach weltweitem Standard funktioniert. Für Betriebe, die die Digitalisierung anstreben, ist Highspeed-Internet natürlich noch wichtiger.

Fazit – es ist viel zu tun

Kaum gibt die Bundesnetzagentur ihren Bericht heraus, melden sich die Mobilfunkbetreiber zu Wort und monieren schon, dass ländliche Regionen Highspeed-Internet überhaupt nicht benötigen. In dieser Beziehung verändert die Zahl vor dem »G« kaum die Sachlage, denn offenbar sind Netzbetreiber heute auch der Auffassung, dass Landbewohner nur schlechtes oder gar kein Netz benötigen. Auf der anderen Seite ist die Maßgabe, bis 2022 bzw. 2025 nahezu ein flächendeckendes 5G-Netz zu schaffen, angesichts der bisherigen Ausbaugeschwindigkeit eher sportlich zu sehen und somit zweifelhaft. Sicher ist, dass schnelles – tatsächlich flächendeckendes – Internet benötigt wird, damit die Stadtflucht verhindert und Unternehmen ins Land gelockt werden können.
 

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