Die Phasen der Netzwerkautomatisierung

Im Bereich Networking wird mit Automatisierung der Grundstein für eine Denkweise und ein technisches Framework gelegt, mit dem Verbesserungen auf höherer Ebene wie etwa Software-defined Networking (SDN) erreicht werden.

Larry Wall, Erfinder der Programmiersprache Perl, sagte einst, die drei Tugenden eines guten Programmierers seien Faulheit, Ungeduld und Hybris. Mit Automatisierung kann man allen dreien gerecht werden – vorausgesetzt, man scheut den damit verbundenen Aufwand nicht, ist sich darüber im Klaren, dass der Weg zur Perfektion lang sein kann und kann sich eingestehen, dass die ersten Versuche im Bereich Automatisierung vielleicht nicht so gut sind, wie man sich erhofft hatte.

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Vorteile von Automatisierung

Automatisierung hat immer eine Menge Vorteile. Und zwar Aspekte, die weit über das Prinzip „Ich lasse Roboter für mich die Arbeit machen“ hinausgehen. Der Prozess der Automatisierung erfordert häufig ein gewisses Maß an Standardisierung und Vereinheitlichung der betreffenden Umgebung, da man etwas, das unregelmäßig passiert, nicht automatisieren kann. Um es einfach auszudrücken, man identifiziert während des Automatisierungsprozesses einheitliche und standardisierte Elemente innerhalb der Organisation oder man führt Standardisierung und Vereinheitlichung vorab durch.

Im Bereich Networking wird mit Automatisierung der Grundstein für eine Denkweise und ein technisches Framework gelegt, mit dem Verbesserungen auf höherer Ebene wie etwa Software-defined Networking (SDN) erreicht werden. Wenn man eine Umgebung schafft, die sich automatisieren lässt (z. B. die Einführung von 27.000 Geräte gleichzeitig anstatt jedes einzeln) erhöht man die Stabilität und Sicherheit der IT-Umgebung – auch wenn dies widersprüchlich klingen mag.

Ein starkes Netzwerk-Team

Bevor man überhaupt daran denkt, die Probleme weg zu automatisieren, muss man zunächst einmal eine gut durchdachte Monitoring-Lösung haben, die detaillierte Netzwerkmeldungen und -informationen liefert. Außerdem ist ein starkes Netzwerk-Team sehr wichtig. Wenn im Netzwerk-Team beispielsweise eine hohe Fluktuation herrscht, kann Automatisierung nicht funktionieren. Der Prozess erfordert organisationsinternes Erinnerungsvermögen; „Dieses Problem ist letztes Jahr 27 Mal aufgetreten. Wir sollten eine automatisierte Lösung einführen.“.

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Kosten-Nutzen-Verhältnis der Automatisierung

Es gibt noch zwei weitere Aspekte, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Zunächst sollte man sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis vor Augen führen – den finanziellen Faktor wie auch den Arbeitsaufwand. Die Automatisierung unvorhersehbarer „Schwarzer Schwäne“ (wie z. B. der Dyn DDoS-Angriff) ist nicht sinnvoll, da diese Ereignisse außerordentlich selten sind. Die Lehre, die man daraus ziehen sollte: Nicht zu viel Zeit und Mühe in die Automatisierung von Ereignissen investieren, die nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit auftreten. Wo sich die Automatisierung jedoch lohnt, sind häufig auftretende Prozesse wie z. B. das Erreichen der Speicherplatzgrenze.

Der zweite wichtige Punkt ist folgender: Die Vorteile von Automatisierung müssen überwachbar und messbar sein. Dies gilt insbesondere für Netzwerke, denn deren Überwachung gestaltet sich relativ schwierig. Verbesserungen in der IT-Umgebung können nur mit Hilfe von empirischen Belegen aufgezeigt werden. Wenn das Automatisierungsprojekt in den Schichten 1 bis 4 des OSI-Modells (Open Systems Interconnection Model) nicht sichtbar ist, sollte es noch einmal überarbeitet werden.

Netzwerkautomatisierung – Phasen und Best Practices

Folgende Schritte können unternommen werden, um die Netzwerkautomatisierung voranzutreiben: entwickeln, testen, noch mehr testen, und – nicht zu vergessen – testen. Das ist unerlässlich, wenn man verstehen will, welches Problem oder welcher Vorgang automatisiert werden soll. Hier einige hilfreiche Tipps:

  • Informationen sammeln. Wenn man die Antwort auf ein Problem automatisieren will, sollte man genau verstehen, welche Schritte erforderlich sind, um das Problem zu beseitigen, abzumildern und/oder die zuständige Stelle zu informieren, wenn das Problem auftaucht. In vielen Fällen kann das Problem ohne menschliche Hilfe nicht gelöst oder umgangen werden. Während Abmilderung und Beseitigung für IT-Experten, die eine Lösung für ein Problem finden müssen, selbsterklärend sind, ist der Aspekt des Informierens weniger offensichtlich. Dieser bezieht sich auf die zusätzlichen Informationen, die in automatisierten Berichten enthalten sind und bei der Entscheidungsfindung helfen. Wenn der automatisierte Prozess zum Zeitpunkt des Ereignisses wertvolle Informationen und Daten liefert (z. B. es wurden gerade diese 10 wichtigsten Prozesse auf dem Server ausgeführt; dies waren die wichtigsten 10 Protokolle, Routingtabellen auf dem Gerät usw.) und diese in den Fehlerbericht oder die Dokumentation einfließen, ist dies von großem Vorteil, denn man muss selbst entscheiden, ob das Problem sofort oder erst in drei Stunden gelöst werden muss.
     
  • Das Problem oder Ereignis nachstellen. Wenn das Problem erfolgreich nachgestellt wurde und dem tatsächlichen Ereignis gleicht, sollte man es auf einem, realen System testen, um sicherzugehen, dass es den hippokratischen Eid befolgt – nämlich niemandem zu schaden.
     
  • Den Umfang erweitern. Wenn bei dem Test auf einem System kein Schaden entstanden ist, kann man den Test erweitern, indem man ihn im Rahmen eines Pilotprojekts mit einer geringen Anzahl an Systemen wiederholt. Wenn das Problem das nächste Mal auftaucht, kann man die Theorien prüfen. Wenn dann die Häufigkeit, mit der ein Ereignis auftritt, sowie Zeitaufwand und Kosten berücksichtigt wurde, handelt es sich um ein Problem oder Ereignis, bei dem es sinnvoll ist, es zu automatisieren. Dann sollte es am gleichen Tag oder ein paar Tage später erneut auftreten.
     
  • Monitoring ist der Schlüssel. Mit der Überwachung des Problems oder Ereignisses können anhand von eindeutigen Daten Verbesserungen aufzeigen werden. Besonders überzeugend wirken diese Nachweise, wenn etwa eine Arbeitsstunde pro Tag oder 365 Stunden pro Jahr eingespart werden können. Auch hier spielt ein umfassendes Set aus Monitoring-Tools eine wichtige Rolle.

Fazit

Technologie nimmt immer neue Formen an – und auch Automatisierung wird sich verändern. Die einfache Antwort auf die Zukunft der Netzwerkautomatisierung ist natürlich SDN, obwohl viele Organisationen es eigentlich gar nicht brauchen, um erfolgreich zu sein.

Die komplexeren, eher sachlichen Anwendungsfälle von Automatisierung sind:

  1. Konfigurationszentriert. Dabei geht es um Sicherung, vergleichende Daten, Ausgabe von Meldungen und automatische Korrektur von Konfigurationen.
  2. Performance-zentriert. Ähnlich wie bei SDN werden Vorgänge bewältigt wie etwa die Anpassung eines Traffic Shaper bei Änderung des Datenübertragungsmusters oder das automatische Sperren eines neuen, unerwarteten Geräts im Netzwerk.
  3. Cloud-zentriert. Hier stehen Platform-as-a-Service und die Automatisierung von Pfaden und Verbindungen zwischen Cloud-basierten Assets und internen Assets im Vordergrund.

Eine gute Netzwerkautomatisierung wird erst durch gutes Monitoring ermöglicht. Wenn man alles richtigmacht, funktioniert Automatisierung so, wie sie funktionieren soll.

Leon Adato, Head Geek, SolarWinds

www.solarwinds.com/de
 

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