Der rasante Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz verändert nicht nur Wirtschaft und Gesellschaft – er hat auch einen spürbaren Einfluss auf den weltweiten Energieverbrauch.
Besonders Rechenzentren stehen dabei im Fokus. Nach aktuellen Prognosen des Beratungsunternehmens Deloitte wird ihr Anteil am globalen Stromverbrauch bis 2025 auf rund 2 Prozent steigen – das entspricht etwa 536 Terawattstunden (TWh). Innerhalb von nur fünf Jahren könnte sich dieser Verbrauch sogar verdoppeln.
In Deutschland zeigt sich bereits ein klarer Trend: Laut dem Digitalverband Bitkom entfallen heute rund 15 Prozent der Rechenleistung auf KI-Anwendungen. Bis 2030 könnten es 40 Prozent sein.
Neue Herausforderungen für Nachhaltigkeit
Mit dem steigenden Energiebedarf wachsen auch die Umweltbelastungen – vor allem durch CO₂-Emissionen. Rechenzentrumsbetreiber stehen deshalb vor der dringenden Aufgabe, Nachhaltigkeit nicht länger als freiwillige Maßnahme, sondern als strategische Notwendigkeit zu verstehen. Drei zentrale Herausforderungen müssen dabei bewältigt werden:
- Die ökologischen Auswirkungen des KI-Wachstums abfedern
- Den Fokus stärker auf indirekte Emissionen (Scope 3) legen
- Regulatorische und berichtspflichtige Anforderungen erfüllen
Wege zur nachhaltigen Digitalisierung
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bieten sich mehrere Handlungsfelder an. Hier sind sechs Ansätze, wie Betreiber von Rechenzentren die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit stellen können:
1. Effizienz in bestehenden Systemen heben
Eine gründliche Analyse der aktuellen Infrastruktur ist der erste Schritt. Oft verbergen sich große Einsparpotenziale in veralteten Kühlsystemen, schlecht ausgelasteten Servern oder ineffizientem Energiemanagement. Wer hier gezielt optimiert, kann Emissionen senken und gleichzeitig Betriebskosten sparen.
2. Zukunftsfähige Infrastruktur einsetzen
Investitionen in moderne, energieeffiziente Technologien zahlen sich langfristig aus. Das betrifft sowohl den Umstieg auf stromsparende Server als auch den Einsatz innovativer Kühlsysteme wie Flüssigkühlung (Liquid Cooling), die herkömmliche Luftkühlungen in puncto Effizienz übertreffen. Auch die Einbindung erneuerbarer Energien ist ein zentraler Baustein nachhaltiger Infrastrukturplanung.
3. Nachhaltige Partnerschaften pflegen
Ein großer Teil der Emissionen entsteht entlang der Lieferkette – also nicht im eigenen Betrieb, sondern bei Zulieferern. Deshalb sollten Unternehmen gezielt mit Partnern zusammenarbeiten, die Umweltstandards einhalten und Transparenz bieten, etwa durch Umweltproduktdeklarationen. So lassen sich Scope-3-Emissionen besser nachvollziehen und reduzieren.
4. Daten intelligent nutzen
Moderne Monitoring- und Reporting-Systeme sind unverzichtbar, um den Überblick über Energieverbrauch und Emissionen zu behalten. Sie liefern nicht nur Echtzeitdaten, sondern ermöglichen auch automatisierte Optimierungen. Durch diese Transparenz lassen sich Schwachstellen schnell identifizieren und beheben.
5. KI zur eigenen Optimierung nutzen
Ausgerechnet Künstliche Intelligenz kann selbst Teil der Lösung sein. Mit Hilfe von Algorithmen lassen sich etwa Wartungszyklen besser planen, der Energiebedarf genauer prognostizieren oder der Einsatz erneuerbarer Energien optimieren. So hilft KI, ihren eigenen Fußabdruck zu verkleinern.
6. Nachhaltigkeit als dauerhafte Aufgabe begreifen
Nachhaltigkeit ist kein Projekt mit einem Enddatum, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf regelmäßige Überprüfung ihrer Strategien, orientieren sich an Branchenbenchmarks und passen ihre Maßnahmen laufend an neue Entwicklungen an. Nur wer am Ball bleibt, kann mit der Dynamik der Digitalisierung Schritt halten.
Verantwortung und Chance zugleich
Die digitale Transformation ist ohne leistungsfähige Rechenzentren nicht denkbar – und diese wiederum sind nur dann zukunftsfähig, wenn sie nachhaltig betrieben werden. Das betont auch Vincent Barro von Schneider Electric, der Nachhaltigkeit als grundlegende Voraussetzung für langfristigen digitalen Erfolg sieht.
Der Weg zu klimafreundlicher Digitalisierung ist anspruchsvoll, aber nicht alternativlos. Wer heute in Effizienz, Partnerschaften und Innovation investiert, kann nicht nur Ressourcen schonen, sondern sich auch zukunftsfähig aufstellen – im Einklang mit Umwelt, Gesellschaft und Technologie.
(pd/Schneider Electric)