Location Intelligence: Das fehlende Glied in der Daten-Kette

Wer erfolgreich sein will, der braucht nicht nur viele Daten – er muss auch in der Lage sein, sie im richtigen Kontext miteinander zu kombinieren. Große Handelsunternehmen und öffentliche Einrichtungen greifen dafür auf die Technologie der Location Intelligence zurück.

Schon heute erzeugt jeder Mensch Daten in der Größe von etwa einem Gigabyte pro Tag – ein Volumen, das ausreichet, um rund 250 Songs zu speichern. Wer hier nicht nur den Überblick behalten, sondern auch nachhaltige Entscheidungen treffen will, muss jedoch in der Lage sein, verschiedene Datendimensionen miteinander zu kombinieren. Ein wichtiger Baustein wird dabei noch immer viel zu häufig vergessen – und das ist die Technologie der Location Intelligence.

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Für mehr Sicherheit in Krisenzeiten

Besonders die anhaltende Corona-Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, zu verstehen, wer oder was sich wo befindet und welche Abhängigkeiten berücksichtigt werden müssen. Denn gerade für jene Unternehmen, für die das Thema Geodaten im Vorfeld eher eine zweitrangige Rolle spielte, stellte sich zu Beginn der Krise schnell heraus, wie fragil Prozesse sein können, die bisher als äußerst zuverlässig galten. Infolgedessen brachen etliche Lieferketten völlig ohne Vorwarnung zusammen. Plötzlich waren einige alltägliche Gütern und vor allem auch Masken, Desinfektionsmittel und wichtige Medikamente nicht mehr lieferbar. Unternehmen, die hier nicht durch smarte Tools vorgesorgt hatten, um ihre Liefererketten in Echtzeit zu verfolgen, konnten sich in keiner Weise wappnen und standen den Folgen zeitweise machtlos gegenüber. 

Vor allem für unser Gesundheitssystem ist es also von größter Relevanz, Geodaten in den richtigen Kontext zu rücken. Nur so können Infektionsketten, die Verteilung der Fallzahlen und neue Risikogebiete mit der notwendigen Schnelligkeit überwacht und kommuniziert werden. Zentrale Einrichtungen wie die Johns-Hopkins-Universität und das Robert-Koch-Institut (RKI), aber beispielsweise auch der Krisenstab des Landes Brandenburg greifen deshalb bei ihrer Arbeit auf Location Intelligence zurück. Mithilfe der Technologie machen sie alle wichtigen Faktoren auf einen Blick sichtbar und setzen sie in einen logischen Kontext.

Wie das in der Praxis aussehen kann, veranschaulicht ein interaktives Dashboard, welches das RKI zusammen mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin erarbeitet hat. Es gibt Auskunft darüber, in welchen Landkreisen noch wie viele freie Intensivbetten verfügbar sind. In ländlicheren Regionen wie Oldenburg, Prignitz oder dem Oberallgäu kam es bereits zu ersten Engpässen, da sie ohnehin nur über wenige Intensivplätze verfügen. Daher ist es extrem wichtig, den Überblick darüber zu behalten, welche angrenzenden Kreise im Notfall noch Patienten aufnehmen können. Nur so lässt sich während der zweiten Welle sicherstellen, dass es nicht zu lokalen Überlastungen kommt und jeder, der eine intensivmedizinische Betreuung benötigt, die bestmögliche Versorgung erhält – und das unabhängig davon, wo er sich in Deutschland befindet.

Das große Ganze im Blick

Doch nicht nur in Krisenzeiten sind Daten das größte Kapital, das es im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung gibt. In ihnen schlummert das Potenzial, das es braucht, um verschiedene Zielgruppen ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu adressieren. Sie helfen auch dabei, bestehende Prozesse effizienter und umweltverträglicher zu gestalten. Location Intelligence spielt dabei eine wichtige Rolle und ist ein wesentliches Puzzleteil, das in vielen Strategien erstaunlicherweise immer noch fehlt. Die Technologie ermöglicht es, demografische, geologische, finanzielle oder medizinische Daten auf der Grundlage von 2D-, 3D- oder 4D-Analysen in einen größeren, räumlichen und zeitlichen Kontext zu setzen. So werden Informationen sichtbar, die bessere Entscheidungen ermöglichen. Für eindimensionale Blicke bleiben diese jedoch verborgen.

Ein Unternehmen, das seine Strategien bereits seit Langem um den wichtigen Geofaktor erweitert hat, ist der Schweizer Konzern Migros. Der sogenannte LTOPEX Tower, den der Handelsriese zur Überwachung seiner Lieferketten verwendet, ist eine Art virtuelle Kommandozentrale. Mithilfe von Location Intelligence verwandelt er komplexe Transportkettendaten in konkrete Informationen und visualisiert diese übersichtlich auf interaktiven Karten. So kann Migros die Lieferketten in Echtzeit überwachen, LKW-Routen verfolgen und die Filialen über die geplanten Lieferzeiten auf dem Laufenden halten. Selbst Daten über globale Ereignisse, die eine potenzielle Gefahr für den Warenfluss darstellen, lassen sich in die Berechnungen integrieren. Unregelmäßigkeiten können so rechtzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. So wird das Risikomanagement optimiert und das „Just in time“-Prinzip voll ausgeschöpft.

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Für eine bessere Zukunft

Darüber hinaus kann Location Intelligence Unternehmen, Städte und öffentliche Einrichtungen auch dabei unterstützen, die Zukunft ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten: 77 Prozent der Deutschen leben in Städten und Ballungszentren – Tendenz steigend. Die Siedlungsentwicklungen so zu steuern, dass die Interessen aller beteiligten Akteure berücksichtigt werden, ist für Städte und Gemeinden eine enorme Herausforderung. Am Ende soll es schließlich nicht nur darum gehen, quantitativ mehr Wohnraum zu schaffen, sondern auch die Qualität muss stimmen. Damit für alle Menschen vor Ort die größtmögliche Lebensqualität gewährleistet werden kann, nutzt zum Beispiel die Stadt Luzern ein 3D-Planungsinstrument, das mit Geo- und Gebäudedaten gespeist wird. Es hilft den Planern mit intuitiven Visualisierungen von Bebauungsszenarien, mit Kennzahlen und 3D-Analysen dabei, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf die Umgebung und die Bevölkerung besser abzuschätzen.

Auch Wasser-, Land- und Forstwirtschaft machen sich das Prinzip zunutze. Der Aggerverband Gummersbach nutzt Location Intelligence zum Beispiel, um die im Jahr 2000 in Kraft getretene EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Ihr Ziel ist es, zu gewährleisten, dass alle europäischen Gewässer in einem dauerhaft guten Zustand sind. Mit den statisch gelagerten Daten des Aggerverbands, die zuvor nur in Form von Excel- und PDF-Dateien vorlagen, war es jedoch kaum möglich, effiziente Prozesse zu etablieren. Seit der Verband sich bei seiner Arbeit auf die Location Intelligence-Technologie stützt, hat sich das endlich grundlegend geändert. Jetzt verfügt er über eine tagesaktuelle und hochgenaue Übersicht in Form eines webbasierten Auskunftssystems, welche den Stand der Umsetzung von mehr als 3.400 Einzelmaßnahmen in interaktiven Karten visualisiert und dokumentiert. So profitieren sowohl die Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit als auch die Natur selbst.

Vom Großkonzern bis hin zu Mensch und Umwelt

Geodaten spielen in jedem erdenklichen Bereich des Lebens eine wichtige Rolle. Egal, ob in Krisenzeiten oder zur dauerhaften Verbesserung jeglicher Prozesse bietet ihre Berücksichtigung enormes Potenzial. Das spart nicht nur Geld, wenn Unternehmen beispielsweise ihre Lieferketten oder Expansionsplanung effizienter gestalten möchten. Es sorgt vor allem für mehr Sicherheit: Durch die Kombination verschiedener Datendimensionen können Schwachstellen aufgedeckt und neue Erkenntnisse erlangt werden. Auf deren Grundlage lassen sich bessere und nachhaltigere Entscheidungen treffen – in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit ist es genau das, worauf es letztlich ankommt. Für Unternehmen, Städte und Einrichtungen, die dauerhaft erfolgreich bleiben und zu einer nachhaltigeren Welt beitragen wollen, ist deshalb jetzt der Moment gekommen, die Lücke in ihrer Datenkette ein für alle Mal zu schließen.

Jürgen

Schomakers

Managing Partner

Esri DCH

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