Regierung will helfen

Hackerangriff auf Jaguar Land Rover: Offenbar keine Cyberversicherung

Jaguar Land Rover
Bildquelle: Bk87/Shutterstock.com

Der britische Automobilhersteller Jaguar Land Rover (JLR) hatte offenbar keine Cyberversicherung, als das Unternehmen kürzlich Opfer eines schwerwiegenden Cyberangriffs wurde.

Nach dem Bekanntwerden der Attacke Anfang September musste JLR seine IT-Systeme herunterfahren und die Fertigung in allen drei britischen Produktionsstätten einstellen. Branchenexperten schätzen die wöchentlichen Verluste durch den Produktionsausfall auf mindestens 50 Millionen Pfund. Sollte die Wiederaufnahme der Produktion sich bis November verzögern, könnten die Gesamtschäden in die Milliarden gehen.

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Versicherungsfrage bleibt ungeklärt

Laut einem Bericht der Financial Times befand sich JLR zum Zeitpunkt des Angriffs noch in Verhandlungen mit dem Versicherungsmakler Lockton über eine Cyberversicherung. Eine dem Makler nahestehende Quelle widerspricht dieser Darstellung jedoch und behauptet, das Unternehmen habe einen entsprechenden Versicherungsschutz abgelehnt. Sowohl JLR als auch Lockton äußerten sich auf Anfrage nicht zu dem Thema.

Lieferkette unter Druck

Die Auswirkungen des Vorfalls beschränken sich nicht auf den Autohersteller selbst. Rund 200.000 Arbeitsplätze in der Zuliefererindustrie sind von JLR abhängig. Besonders kleinere Zulieferer geraten durch den Produktionsstopp in finanzielle Bedrängnis.

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Regierung sichert Milliardenkredit ab

Die britische Regierung hat sich entschieden, dem angeschlagenen Autobauer unter die Arme zu greifen. Wirtschaftsminister Peter Kyle gab bekannt, dass der Staat eine Garantie für einen Kredit in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Pfund übernimmt. Der Kredit selbst wird von einer Geschäftsbank bereitgestellt und soll die Lieferkette von JLR absichern.

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Zuvor waren verschiedene unkonventionelle Unterstützungsmaßnahmen im Gespräch gewesen, darunter der staatliche Ankauf von Bauteilen bei Zulieferern, um diese nach Produktionswiederaufnahme an JLR weiterzuverkaufen. Wie BBC berichtet, wäre dies das erste Mal, dass ein Unternehmen staatliche Hilfe aufgrund eines Cyberangriffs erhielte.

Wachsende Bedrohung für britische Industrie

Der Vorfall zeigt mal wieder die Verwundbarkeit der britischen Industrie gegenüber Cyberangriffen. In den vergangenen Monaten waren bereits die Einzelhändler Marks and Spencer und Co-op von vergleichbaren Attacken betroffen. Der Druck auf Unternehmen im Handels- und Fertigungssektor wächst, ihre IT-Sicherheit zu verstärken.

Obwohl der globale Markt für Cyberversicherungen nach Prognosen stark wachsen wird, scheuen viele Firmen die zusätzlichen Ausgaben für entsprechende Policen.

Produktionsstart frühestens im Oktober

JLR hat bestätigt, dass die Werke frühestens im Oktober wieder anlaufen können. Einige Berichte deuten auf weitere Verzögerungen hin. Die Untersuchungen zur Identifikation der Angreifer dauern an. Die Cybercrime-Gruppe “Scattered Lapsus$ Hunters” hat sich zu dem Angriff bekannt.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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