27 Prozent aller Bot-Angriffe in 2024 entfielen auf die Reisebranche

Auch Bots mögen Urlaub

Bot-Urlaub

Sommerzeit ist Reisezeit – doch anstatt entspannt die nächste Reise zu buchen, erleben viele Verbraucher Frust. Grund dafür sind keine menschlichen Fehler oder Serverausfälle, sondern automatisierte Programme: sogenannte Bots.

Diese unsichtbaren digitalen Angreifer sorgen zunehmend für überlastete Reiseportale, verzerrte Preise und ein gestörtes Buchungserlebnis.

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Ein Bericht des Cybersicherheitsunternehmens Thales zeigt: Die Reisebranche ist mittlerweile besonders stark von dieser Problematik betroffen.

Digitale Störenfriede: Was hinter dem Bot-Problem steckt

Bots sind Programme, die automatisierte Aktionen im Internet ausführen – meist ohne das Wissen der Betreiber. Sie durchsuchen Webseiten, sammeln Daten oder führen gezielt Buchungen durch. Laut Thales entfielen im Jahr 2024 rund 27 Prozent des weltweiten Bot-Traffics auf die Reisebranche – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 21 Prozent im Vorjahr.

Insgesamt machen Bots bereits 59 Prozent des Gesamtverkehrs auf Reise-Webseiten aus. Die Folge: Ladezeiten steigen, Plattformen geraten ins Stocken, und Kunden verlieren das Vertrauen in Anbieter.

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Besonders beunruhigend ist, dass bereits einfache Bots mittlerweile mehr als die Hälfte des Schadtraffics ausmachen. Dank leicht zugänglicher Tools sind selbst Laien in der Lage, Webseiten gezielt zu stören – etwa durch das ständige Abrufen von Preisen oder automatisierte Buchungsversuche.

Moderne Bots zielen verstärkt auf sogenannte APIs (Programmierschnittstellen). Fast die Hälfte aller komplexen Bot-Angriffe betrifft heute diese Schnittstellen, über die Nutzer z. B. nach Flügen oder Hotels suchen. Da Bots menschliches Verhalten immer besser imitieren, greifen klassische Schutzmaßnahmen wie CAPTCHAs oft nicht mehr – sie schaden eher dem Nutzererlebnis als den Angreifern.

Die Folgen im Überblick: So leiden Anbieter und Kunden

Automatisierte Angriffe betreffen nicht nur die Technik, sondern auch zentrale Geschäftsprozesse. Zu den häufigsten Problemen zählen:

  • Seat Spinning: Bots reservieren systematisch Sitzplätze, ohne die Buchung abzuschließen. Das täuscht hohe Nachfrage vor, lässt Preise steigen und verknappt reale Verfügbarkeiten.
  • SMS-Pumping: Über automatisierte Anfragen an Premium-Nummern entstehen hohe Kosten für die Anbieter. Gleichzeitig wird die Kommunikation mit echten Kunden gestört.
  • Verzerrtes Look-to-Book-Verhältnis: Bots verfälschen Statistiken darüber, wie viele Nutzer sich Angebote ansehen und tatsächlich buchen – das erschwert Preisplanung und Angebotssteuerung.
  • Datenklau durch Scraping: Konkurrenzbots sammeln systematisch Preisdaten, was Preisstrategien untergräbt.
  • Betrug bei Treueprogrammen: Angreifer kapern Konten, stehlen Bonuspunkte und nutzen sie für sich.
  • Ticket-Scalping: Bots kaufen begehrte Tickets, um sie später teurer weiterzuverkaufen.
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Wie können sich Reiseanbieter schützen?

Die Angriffe zeigen, dass einfache Schutzmaßnahmen nicht mehr ausreichen. Klassische Filter oder CAPTCHAs geraten an ihre Grenzen. Stattdessen fordern Experten wie Julian Iavarone von Thales einen intelligenten, mehrschichtigen Ansatz.

Dazu gehören unter anderem:

  • Schutz gefährdeter Bereiche wie Login oder Checkout
  • Erkennung und Abwehr automatisierter Login-Versuche (Credential Stuffing)
  • Permanente Überwachung und Analyse von Bot-Aktivitäten
  • Technische Systeme, die Bots proaktiv identifizieren und blockieren

Mitten in der Sommerhochsaison ist die Reisebranche einem stillen, aber massiven Angriff ausgesetzt. Wer heute online eine Reise buchen möchte, sieht sich nicht nur mit hohen Preisen und knappen Angeboten konfrontiert – sondern zunehmend auch mit den Folgen automatisierter Angriffe.

Für Reiseanbieter heißt das: schnelles Handeln ist gefragt. Denn nicht nur die Plattform, sondern auch das Vertrauen der Kunden steht auf dem Spiel.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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