Blind gegen Betrug

Identitätsbetrug in Europa: Unternehmen unterschätzen die Bedrohung

Betrug

Trotz wachsender Bedrohung durch Identitätsbetrug in Europa zeigen sich viele Unternehmen erstaunlich zuversichtlich, was ihre Abwehrmechanismen betrifft.

Eine aktuelle Studie von Signicat, Anbieter für digitale Identitätslösungen, gemeinsam mit dem Cybersecurity-Beratungsunternehmen Red Goat Cyber Security, zeigt jedoch eine deutlich komplexere Realität.

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Wachsende Angriffe treffen auf trügerisches Sicherheitsgefühl

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (59 %) meldeten einen Anstieg von Betrugsversuchen im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sehen sich 74 % gut gegen Angriffe gewappnet – obwohl 59 % auch einen Anstieg erfolgreicher Betrugsfälle beobachten. Die geschätzte Quote betrugsverdächtiger Transaktionen liegt bei rund 19 %.

Hier entsteht ein gefährlicher Widerspruch: Unternehmen wiegen sich in falscher Sicherheit, obwohl ihre Schutzmaßnahmen zunehmend umgangen werden.

Die finanziellen Auswirkungen von Identitätsbetrug sind erheblich. Im Durchschnitt beeinträchtigen sowohl Betrugsfälle als auch deren Abwehrmaßnahmen etwa 22 % des Jahresumsatzes. Doch nur eine Minderheit der Unternehmen hat einen umfassenden Überblick über das Ausmaß des Problems: Fast die Hälfte dokumentiert Betrugsfälle nicht systematisch, über die Hälfte misst den Schaden gar nicht erst.

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Ein digitales Wettrüsten – und KI spielt eine zentrale Rolle

Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich in der Technologie: 90 % der Unternehmen sehen in Künstlicher Intelligenz einen entscheidenden Vorteil im Kampf gegen moderne Betrugsformen. KI wird als Schlüssel betrachtet, um Muster frühzeitig zu erkennen und schneller auf neue Betrugsmethoden zu reagieren.

Ironischerweise nutzen aber auch Betrüger genau diese Technologien. Anstatt neue Methoden zu erfinden, setzen sie KI ein, um klassische Betrugsstrategien – etwa das Fälschen von Ausweisen – effizienter und skalierbarer durchzuführen.

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Die gefährlichsten Betrugsformen: Kontoübernahmen und Social Engineering

Besonders kostenintensiv sind Kontoübernahmen und Social-Engineering-Angriffe. Dabei wird gezielt menschliches Verhalten ausgenutzt – Schwachstellen in der Kommunikation oder beim Umgang mit sensiblen Informationen bieten Angriffsfläche. Diese Angriffe bleiben oft lange unentdeckt und werden meist erst durch Hinweise betroffener Kunden erkannt.

Die Studie erfasst Antworten aus verschiedensten Bereichen – vom Zahlungsverkehr über Versicherungen bis hin zur Automobilbranche – und aus neun europäischen Ländern. Sie zeigt deutliche Unterschiede in der Art der Bedrohungen je nach Branche und geografischem Raum. So sind bestimmte Betrugsarten in der Glücksspielbranche häufiger, während andere etwa den Bankensektor besonders betreffen.

Die Studienautoren fordern ein Umdenken. Unternehmen müssen nicht nur in Technologie investieren, sondern vor allem die eigene Verwundbarkeit realistisch einschätzen. Ohne fundiertes Wissen über die eigenen Schwachstellen bleibt der Kampf gegen Betrug ein Blindflug.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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