Die Abo-Wirtschaft in Deutschland steht vor einem Umbruch: Trotz anhaltenden Wachstums deuten aktuelle Umfragen auf eine zunehmende Abo-Müdigkeit hin. Fast 40 Prozent der Verbraucher wollen die Zahl ihrer Abos reduzieren. Steigende Kosten, intransparente Angebote und starre Bezahlmodelle schüren die Skepsis.
Moderne Anbieter wie Streamingdienste kommen mit diesem Trend besser zurecht, da sie fast täglich mit ihren Kunden interagieren. Im Gegensatz dazu müssen traditionelle Anbieter in Branchen wie Energie, Versicherungen und Telekommunikation ihr Kundenerlebnis stetig verbessern.
Jonas Suijkerbuijk, CEO des FinTech-Unternehmens Billogram, sieht darin eine große Chance: Flexibilität, personalisierte Pausenoptionen und moderne Zahlungsprozesse könnten Abo-Modelle wieder attraktiver machen. Unterstützt durch KI und intelligente Abrechnungssoftware können Abo-Angebote auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden und gleichzeitig Zahlungsausfälle reduzieren.
Die Abo-Wirtschaft in Deutschland hat in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum erfahren. Im Durchschnitt hatten die Verbraucher im Jahr 2024 mindestens drei aktive Abonnements und gaben fast 60 Euro pro Monat aus. Doch während noch vor zwei Jahren ein Wachstum von über 100 Prozent für dieses Jahr prognostiziert wurde, deuten erste Umfragen nun auf eine Umkehr dieses Trends hin. In einer Studie gaben fast 40 Prozent der Befragten an, dass sie planen, ihre Abonnements zu reduzieren. Die Hauptgründe? Steigende Kosten und ein Mangel an Transparenz.
Jonas Suijkerbuijk sieht darin einen klaren Handlungsbedarf, insbesondere für traditionelle Anbieter in Branchen wie Energie, Telekommunikation oder Versicherungen: „Während digitale Vorreiter wie Streaming-Dienste von der täglichen Nutzung und klar differenzierten Angeboten profitieren, haben viele traditionelle Unternehmen nur einen einheitlichen Kontaktpunkt mit ihren Kunden: die Rechnung. Deshalb ist es entscheidend, diesen Moment strategisch zu nutzen.“ Für Anbieter bedeuten sinkende Teilnehmerzahlen auch ein steigendes finanzielles Risiko.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung kennt Suijkerbuijk den Markt gut. „Es ist wichtig, dass die Abonnementmodelle die Bedürfnisse der Kunden widerspiegeln. Je relevanter das Angebot, desto stärker die Loyalität.“ Der Einsatz von Rechnungssoftware kann einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten, erklärt der Experte: „Sie kann helfen, Zahlungen zu automatisieren und flexibler zu gestalten.“ Eine solche Software ermöglicht nicht nur eine effiziente Zahlungsabwicklung, sondern modernisiert auch das Mahnwesen. Um Abonnementangebote wieder attraktiver zu machen, sind Flexibilität und die Möglichkeit, Mitgliedschaften zu pausieren, entscheidend. Für langfristiges Wachstum hält Suijkerbuijk den gezielten Einsatz von KI für unverzichtbar.
Effiziente und transparente Zahlungsprozesse als Schlüssel zur Kundenbindung
Vor allem in wettbewerbsintensiven Märkten, in denen die Produktdifferenzierung minimal ist, kann das Zahlungserlebnis zu einem entscheidenden Faktor für die Kundenzufriedenheit und -bindung werden. „Für viele Unternehmen ist die Zahlung immer noch ein rein technischer Vorgang. Für den Kunden ist sie jedoch Teil des Gesamterlebnisses und oft der einzige Punkt der Interaktion“, sagt Suijkerbuijk. Er empfiehlt den Einsatz von Rechnungs- und Zahlungssoftware: „Sie analysiert das Kundenverhalten und hilft Unternehmen, besser auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, wie bevorzugte Zahlungsmethoden“, erklärt er.
Ein weiteres Problem ist die Intransparenz. „Die Kunden finden die Anzahl ihrer Abonnements und die Abrechnungsprozesse zu verwirrend. Die mangelnde Transparenz führt dazu, dass sie viele ihrer Abonnements kündigen, nur um die Kontrolle über ihre Ausgaben wiederzuerlangen.“ Der CEO weist jedoch darauf hin, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, die Transparenz zu erhöhen – durch einen besseren Überblick der Rechnungen mit Unterstützung digitaler Dashboards: „Wir haben festgestellt, dass ein einfacher Zugriff auf die Zahlungs- und Rechnungsübersicht die Kundenbindung erheblich stärkt“, sagt Suijkerbuijk.
Flexibilität und Pausierungen als neuer Trend
In einer Umfrage unter Kunden von Telekommunikations-, Energie- und Versicherungsanbietern in Deutschland stellte Billogram fest, dass die Verbraucher zunehmend flexible Zahlungsoptionen wünschen. „Sie wollen ihren Zahlungsrhythmus selbst bestimmen können.“ Um diese Flexibilität zu bieten, können Unternehmen auf eine Bezahlsoftware zurückgreifen: „Sie automatisiert die Abrechnung und ermöglicht es Unternehmen, verschiedene Modelle anzubieten, aus denen Kunden wählen können“, berichtet der Experte.
Einer weiteren Umfrage nach, ist vor allem für die jüngere Generation die Zahlungsart der ausschlaggebende Faktor für den Abschluss eines Abos. Demnach brechen knapp ein Viertel der 25-35-Jährigen die Registrierung ab, wenn sie nicht mit der bevorzugten Zahlungsmethode bezahlen können. „Dieses Potenzial geht somit für viele Unternehmen verloren“, beschreibt Suijkerbuijk das Problem. „Durch die Verwendung einer Rechnungsmanagementsoftware können verschiedene Bezahlmethoden zur Verfügung gestellt werden.“ Ein weiterer Trend, den er beobachtet: „Die Kunden wollen immer häufiger neue Dinge ausprobieren.“ Um nicht bereits bestehende Abos zu kündigen, bieten einige Unternehmen Pausierungen an. „Durch das Pausieren bleibt der Kunde dem Anbieter erhalten und er kann dabei selbst entscheiden, wann und in welcher Form er wieder zurückgeht.“
Zukunftsperspektiven – KI-Modelle als Treiber für nachhaltiges Wachstum
Die Nutzung von Rechnungssoftware bietet noch eine weitere Möglichkeit: Sie können aus den anonymisierten Daten der Verbraucher die nötigen Informationen gewinnen, um Abo-Modelle an die Kunden individuell anzupassen. Suijkerbuijk erklärt dazu: „Machine Learning und der Einsatz von KI werden zunehmend wichtiger. Der gezielte Einsatz kann klare Wettbewerbsvorteile verschaffen.“ Maßgeschneiderte Angebote, die an die Bedürfnisse der Verbraucher angepasst sind, können für ein nachhaltiges Wachstum sorgen, berichtet der Experte weiter.
Diese unterstützen auch noch bei einem anderen Problem: „Wir haben festgestellt, dass Mahnungen Risiken für die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen birgen. Die Software der Dienstleister automatisiert Mahnprozesse. Durch die Datenanalyse werden individuelle Erinnerungen verschickt. „Das führt zu weniger Zahlungsausfällen sowie einer gestärkten Kundenbindung“, so Suijkerbuijk. Abschließend fasst er noch einmal zusammen: „Die Abo-Müdigkeit kann vor allem für traditionelle Anbieter als Chance gesehen werden, ihr bisheriges Kundenerlebnis zu hinterfragen und es an die Verbraucherbedürfnisse anzupassen.“
(billogram)