Die Facility Management-Branche durchlebt derzeit einen fundamentalen Wandel. Digitale Technologien und innovative Lösungsansätze heben die Gebäudeverwaltung und -instandhaltung auf ein neues Level.
Welche Entwicklungen diesen Transformationsprozess vorantreiben und wie Unternehmen davon profitieren können, verdeutlicht der folgende Fachbeitrag.
Die Arbeitsweisen sowie die Erwartungen an Arbeitsplätze haben sich in den vergangenen Jahren fundamental gewandelt. Niedrige Gebäudeauslastungen sind heute keine Seltenheit mehr. Viele Unternehmen würden ihre Belegschaft zwar gerne wieder öfter vor Ort begrüßen, erzwingen lässt sich dies in Zeiten eines hart umkämpften Wettbewerbs um Fachkräfte jedoch nicht mehr. Stattdessen gilt eine ansprechende, gesunde und sichere Arbeitsumgebung als entscheidender Faktor für höhere Belegungsraten.
Die Facility Management-Branche steht also vor der Herausforderung, das Asset- und Instandhaltungsmanagement mithilfe digitaler Lösungen strategisch zu verbessern und dadurch für positive Gebäudeerlebnisse zu sorgen. Neben dem Beherrschen moderner Technologien wie KI, Digitale Zwillinge, Wärmepumpen, Mikronetze, Solarenergie und dem Internet der Dinge (IoT) sind auch proaktive und vorbeugende Instandhaltungsstrategien unerlässlich. Doch woher kommt dieser Wandel hin zu digitalen Lösungen eigentlich?
Die Gründe für den Wandel
Digitale Lösungen haben große Auswirkungen auf das Erlebnis unserer bebauten Umwelt und werden zunehmend nicht nur akzeptiert, sondern sogar erwartet. Den Betreibern und Nutzern von Gebäuden bietet die Digitalisierung die Möglichkeit, auf umfangreiche Anlageninformationen zuzugreifen, sie zu überwachen und zu verfolgen – um dadurch die Erwartungen an die Gebäudeerlebnisse zu erfüllen.
Auch der demografische Wandel mit einer alternden Belegschaft im Bereich der Gebäudeinstandhaltung trägt zur digitalen Transformation bei. Denn ein möglichst digitales Arbeitsumfeld hilft dabei, die dringend notwendigen jungen Talente anzuziehen und schneller einzuarbeiten. Parallel dazu haben die COVID-19-Pandemie sowie die Verbreitung von KI-Tools als Beschleunigungs-Booster für die Adaption neuer Technologien gewirkt.
Dies erhöht jedoch gleichzeitig auch den Druck auf Instandhaltungsteams, da Kunden in einer digitaleren Gesellschaft höhere Servicequalitätsstandards erwarten – wie etwa Lösungen für die prädiktive Wartung oder Benutzer-Self-Services, um die Reaktionsfähigkeit und Geräteverfügbarkeit zu verbessern.
Der Ausgangspunkt bestimmt die Strategie
Bevor die künftige Strategie oder gar der Einsatz spezifischer Technologien diskutiert wird, sollten Unternehmen zunächst ihre Situation verstehen und den aktuellen Reifegrad ihres Asset- und Instandhaltungsmanagements ermitteln. Dieser lässt sich in fünf verschiedenen Phasen kategorisieren:
#1 Reaktive Instandhaltung
#2 Geplante Instandhaltung
#3 Proaktive Instandhaltung
#4 Datengesteuerte Instandhaltung
#5 Zielbasierte Instandhaltung
Der aktuelle Reifegrad ist ein entscheidender Faktor für Investitionsentscheidungen, da er bestimmt, welche kommenden Modernisierungsschritte auf Basis der bestehenden technologischen Infrastruktur sinnvoll und umsetzbar sind.
Schlüsselbereiche zur Verbesserung der Instandhaltung
Im Umfeld der Gebäudeinstandhaltung stechen derzeit vier Bereiche heraus, die erhebliches Potenzial haben, die Zukunft der Branche mitzugestalten. Dazu gehört der Einsatz von IoT-, Mobile First- und Digital Twin-Lösungen, die dabei unterstützen, umfassende Anlagendaten zu erfassen, diese ortsunabhängig abzurufen und sogar automatisierte, datenbasierte Aktionen und Prozesse einzuleiten. Vor allem die ersten beiden Reifegradphasen werden erheblich von Investitionen in diesen Technologiebereich profitieren.
Mit der Aggregation und Nutzung umfangreicher Daten ist bereits ein bedeutender Schritt zu einem effizienteren Asset- und Instandhaltungsmanagement getan. Mit steigender Datenmenge werden die manuelle Auswertung und Nutzung der Daten jedoch immer aufwändiger. Der Einsatz von KI- und Datenanalyse-Tools, von der insbesondere die fortgeschrittenen Reifegrade profitieren, unterstützt bei der fundierten Entscheidungsfindung für Anlageninvestitionen und entlastet Instandhaltungstechniker auf vielfältige Weise.
Digitale Lösungen haben große Auswirkungen auf das Erlebnis unserer bebauten Umwelt und werden zunehmend nicht nur akzeptiert, sondern sogar erwartet.
Daniel Negro, Planon
Die prädiktive und präskriptive Instandhaltung beschreiben fortschrittliche Wartungsstrategien, die mithilfe von KI und Datenanalysen Anlagenprobleme vorhersagen und gezielte Maßnahmen vorschlagen, um diesen vorzubeugen. Dieser State-of-the-Art-Ansatz sorgt für deutliche Reduzierungen von Wartungskosten, Anlagenausfällen und Stillstandszeiten und ist das Mittel der Wahl in Branchen mit hohen Ansprüchen an die Geschäftskontinuität – wie etwa in Healthcare, Hightech oder Telekommunikation.
Aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung und zunehmender regulatorischen Vorgaben gehören die Themen Energie und Nachhaltigkeit über alle Reifegrade hinweg ebenfalls zu den Schlüsselbereichen in der FM-Branche. Da zwischen der Energieeffizienz und der effektiven Instandhaltung mechanischer Gebäudesysteme ein wichtiger Zusammenhang besteht, sollte die Nachhaltigkeitsperspektive bei Investitionen in das Asset- und Instandhaltungsmanagement stets eine Rolle spielen.
Drei Tipps für smarte Investitionen
Die Liste der digitalen Lösungen in der Gebäudeinstandhaltung umfasst unzählige Technologien und Anbieter. Doch welche Lösungen adressieren die Instandhaltungsziele am besten? Für die Formulierung der richtigen Technologiestrategie und sinnvolle Investitionen sollten Unternehmen drei wichtige Aspekte beachten:
1. Identifikation und Priorisierung von Instandhaltungszielen: Mithilfe einer Balanced Scorecard, die sowohl die finanzielle Perspektive als auch Auswirkungen auf Kunden, interne Prozesse sowie Lernen, Entwicklung und Wachstum vereint, lassen sich verschiedene Lösungen anhand klarer Kennzahlen vergleichen. So ermitteln Strategieteams diejenigen Instandhaltungslösungen, die zur individuellen Zielsetzung passen und den Unternehmensanforderungen entsprechen.
2. Technologieintegration: Isolierte Systeme bedeuten für Instandhaltungsteams einen enormen Mehraufwand und können dazu führen, dass die anvisierten Effizienzsteigerungen verpasst sowie Instandhaltungsanforderungen nicht erfüllt werden. Der Technologie-Stack entfaltet nur dann sein volles Potenzial, wenn die verschiedenen Lösungen sich nahtlos miteinander integrieren lassen.
3. Benutzerakzeptanz: Obwohl die Technologie die Instandhaltungstechniker nicht ersetzt, sondern auf vielfältige Weise unterstützt, ist die Sorge, dass dies geschehen könnte, weit verbreitet. Unternehmen sollten daher die Benutzerakzeptanz proaktiv angehen und dem Personal aufzeigen, dass sowohl die Serviceteams als auch der Instandhaltungsdienstleister und der Gebäudenutzer von der Technologie profitieren. Investitionen in Mitarbeiterschulungen verringern darüber hinaus die Mitarbeiterfluktuation, indem sie das Selbstvertrauen und die Arbeitsbereitschaft der Mitarbeiter stärken und gleichzeitig das Engagement des Unternehmens für die berufliche Weiterbildung demonstrieren.
Fazit
Der grundlegende Wandel durch die voranschreitende Digitalisierung stellt die Facility Management-Branche vor komplexe und wegweisende Weichenstellungen. Umso wichtiger ist eine strategische und analytische Herangehensweise, um die passenden Asset- und Instandhaltungstechnologien auszuwählen. Dazu bedarf es einer klaren Definition der eigenen Geschäftsziele und der Bewertung von Technologieauswirkungen auf das Kerngeschäft. Neben der klassischen Kosten-Nutzen-Abwägung hängt der Erfolg digitaler Lösungen auch ganz erheblich vom menschlichen Faktor ab – denn Menschen wünschen sich am Arbeitsplatz die gleichen digitalen Annehmlichkeiten wie in ihrem Privatleben und müssen Technologie als unterstützenden Faktor wahrnehmen. Sind diese Herausforderungen jedoch erst einmal überwunden, sorgen fortschrittliche digitale Lösungen für einen enormen Effizienzgewinn und ermöglichen umfangreiche Wettbewerbsvorteile für alle Beteiligten – vom Gebäudebesitzer über die Nutzer bis hin zu den FM-Dienstleistern und Servicetechnikern.