Ein 3-Punkte-Plan für mehr Frauen in der IT

IT-Branche, Frauen, Frauenanteil

Die IT-Branche hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Schlüsselsektor der globalen Wirtschaft entwickelt. Doch trotz der rasanten Entwicklung, trotz Fachkräftemangel und des steigenden Bedarfs an IT-Expert:innen sind Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Eine höhere Frauenbeteiligung in der IT scheint noch in weiter Ferne zu liegen.

Auch in dem Unternehmen, das mich beschäftigt, ist der Frauenanteil im IT-Team mit einer wieblichen Kraft noch erheblich ausbaufähig. Doch geht es nicht darum, nur auf das Problem hinzuweisen, viel mehr gilt es Lösungen aufzeigen. Fachinformatikerin Celine Felser zeigt im folgendem 3-Punkte-Plan auf, was es braucht, um mehr Frauen von IT begeistern zu können.

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1. Frühzeitige Berührungspunkte in der Schule schaffen

In der IT-Anwendung sind junge Leute heute meisterhaft. Doch in der Schule liegt der Schwerpunkt im IT-Unterricht oft auf dem 10-Finger System sowie Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogrammen. Was Schüler:innen in der Regel nicht lernen: wie Computer wirklich funktionieren und wie man das Wissen darüber sogar zum Beruf ausbauen kannn.Deshalb sollten im Informatikunterricht die konkrete Anwendung und vor allem die vielen Experimentiermöglichkeiten im Vordergrund stehen. So machen bis heute viele Mädchen im Privaten wenig Handwerkliches. Indem sie dann im Unterricht einen PC auseinander- oder zusammenbauen, tauchen sie tiefer in die Funktionsweise eines PCs ein, bauen Berührungsängste ab und merken eventuell sogar, dass sie mit IT Eigenschaften wie Feingefühl ihre Stärken zum Einsatz und die IT zum Laufen bringen können.

Neben dem Informatikunterricht bieten sich gleich mehrere Fächer an, um IT aus unterschiedlichen Perspektiven konkret in die Anwendung zu bringen und damit Mädchen Berührungsängste zu nehmen: Schon einfache Textaufgaben im Mathe-Unterricht können das Verständnis vertiefen und einen Bezug zum Alltag herstellen. So könnte eine Aufgabe lauten, zu berechnen, wie viele Bilder auf einem Smarthphone gespeichert werden können. Auch könnte die in MBits/s angegebene Datenübertragung in andere Einheiten umgerechnet, in Chemie die Elektrolyse am Beispiel des PC-Akkus erklärt oder in Physik Experimente mit dem Handy durchgeführt und die Kapazität anhand des Handy-Displays veranschaulicht werden.

Auch freiwillige Kurse könnten das Angebot bereichern und damit die Chancen erhöhen, dass Mädchen teilnehmen. Hier wären zwei Punkte zu berücksichtigen: die Vorstellung des Projekts in einem selbst auszuwählenden Pflichtfach und der konkrete Praxis-Bezug – wie zum Beispiel das Entwickeln einer App. Die meisten Kinder sind von Natur aus neugierig. Schulen sollten die Neugierde auf digitale Geräte und die Freude, Technologie auszuprobieren und mit ihr zu spielen gezielt fördern.

2. Inklusive Arbeitsumgebungen schaffen und eigene Einstellungen reflektieren

Unternehmen, die Wert auf eine ausgeglichene Geschlechterverteilung legen, sollten inklusive Arbeitsumgebungen und Strukturen schaffen, in denen Frauen sich willkommen und wertgeschätzt fühlen. Auch wenn jede Frau unterschiedlich ist, gehören physische Ordnung und ein ansprechender Arbeitsplatz dazu – die wenigsten Frauen möchten in einem Büro arbeiten, das gleichzeitig als Lagerplatz dient. Ebenso wichtig ist ein respektvoller Umgang, damit sich Frauen in Bereichen akzeptiert fühlen, in denen traditionell eher Männer arbeiten.

In der On-Boarding-Phase kann ein weiblicher Buddy insbesondere junge Frauen helfen. Zusätzlich ist eine strukturierte Arbeitsweise mit klaren Rollen und Aufgaben wichtig. Damit zeigen Unternehmen, dass sie die Bedürfnisse von Frauen ernst nehmen, sie als vollwertige Mitglieder in der IT respektieren und ihnen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. Konstruktives Feedback schafft für alle die Möglichkeit, sich in einer Rolle zu entfalten – auch für Frauen.

Auch alle IT-Stellenausschreibungen sollten dahingehend überprüft werden, ob Frauen sich davon auch angesprochen fühlen. Dazu trägt eine ansprechende Gestaltung bei, eine inklusive Sprache und Erwähnung der Punkte, die für Frauen relevant sind.

Es gilt darüber hinaus eigene Einstellungen, Prägungen und bestehende Strukturen überdenken. Gibt es im Unternehmen unbewusste Vorurteile? Denn dies führen dazu, dass Frauen in IT-Berufen unterschätzt werden. Mit einer solchen Einstellung wird sich schwer etwas ändern. Diversität ist nicht damit getan, eine weibliche IT-Administratorin im Team zu haben. Sie muss sich wohl und akzeptiert fühlen, damit sie bleibt.

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3. Diversität fördern, Role Models aufbauen und Sichtbarkeit erhöhen

Vor dem inneren Auge der meisten Menschen tauchen Männer auf, wenn sie sich IT vorstellen. Darüber hinaus sind für viele Menschen Berührungspunkte mit IT problembehaftet: IT kommt ins Spiel, wenn etwa nicht läuft, wie IT funktioniert ist oft eine Blackbox. Doch IT basiert auf einer klaren Logik und Struktur. Der Arbeitsalltag in der IT-Branche ist kein Glücksspiel, sondern basiert auf Prinzipien und Methoden. Doch es sind häufig stereotype Vorstellungen und schlichtes Unwissen, die Mädchen davon abhalten, einen IT-Beruf auch nur zu erwägen.

Um also mehr Frauen für eine Karriere in der IT zu gewinnen, ist es entscheidend, dieses Bild zu verändern und ein besseres Verständnis für die Vielfalt und die Möglichkeiten in der IT zu schaffen. Ein Ansatzpunkt hierfür sind Ausbildungs-Messen, auf denen auch Frauen IT-Berufe vorstellen, von ihrem individuellen Werdegang und ihrem Berufsalltag berichten. Es sind nämlich nicht nur leidenschaftliche Gamerinnen, die in der IT erfolgreich sind. Frauen können auch fundiertes IT-Wissen erwerben.

Damit diese Erkenntnis Schülerinnen erreicht, braucht es Role Models. Sie müssen dazu beitragen, IT-Ausbildungen für Mädchen attraktiv zu machen, die Sichtbarkeit und Anerkennung von Frauen in der IT in der Branche zu steigern und schließlich mehr Frauen für diese Berufe zu begeistern.

Fazit: Jede Frau in männerdominierten Branchen ist eine Wegbereiterin und Vorbild

Die Frauenbeteiligung in der IT zu erhöhen, erfordert eine umfassende Herangehensweise – von der Schulbildung über die Arbeitsumgebung bis hin zur Wahrnehmung von Frauen in der Branche. Der 3-Punkte-Plan bietet dafür konkrete Ansätze. Jede Frau, die ihren Weg in einem männerdominierten Beruf geht, macht es für nachfolgende Frauen einfacher. Frauen, die bereits in der IT-Branche erfolgreich sind, können als Vorbilder dienen und junge Mädchen inspirieren.

Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir eine nachhaltige Veränderung bewirken und mehr Frauen dazu ermutigen, sich für eine Karriere in der IT zu entscheiden und so die IT-Branche vielfältiger und inklusiver zu gestalten.

Celine Felser Nextwork

Celine

Felser

Auszubildende Fachinformatikerin für Systemintegration

Nextwork

Celine Felser ist Auszubildende Fachinformatikerin für Systemintegration bei Nextwork GmbH. Die Compliance- und Sustainability-Beratung ist auf die Entwicklung von zertifizierbaren Managementsystemen spezialisiert und arbeitet für zahlreiche Start-Ups, Kreativagenturen sowie Unternehmen aus dem Mittelstand und für Konzerne.
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