Gartner Magic Quadrant für Distributed-File- & Object-Storage 2023

Gartner Quadrant für Distributed-File- & Object-Storage 2023
Bild: Gartner

Verteilte Dateisysteme und Objektspeicher-Plattformen dienen insbesondere der Speicherung und Analyse von unstrukturierten Unternehmensdaten. Laut Gartner haben sich die exakten Grenzen zwischen beiden Disziplinen für den Zugriff auf Dateien und Objekte quasi aufgelöst, und werden von den Analysten deshalb im aktuellen »Magic Quadrant 2023« zusammengefasst.

Das Analystenhaus Gartner legt den »Magic Quadrant für Distributed File Systems und Object Storage 2023« vor. Er ordnet weltweit tätige Anbieter ein, die Datei- und Objektdienste auf einem gemeinsamen Datenspeicher für unstrukturierte Datensätze zur Verfügung stellen.

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Zur Aufnahme in den Quadranten, sofern die Hersteller das überhaupt wünschen, müssen diverse Voraussetzungen nachweislich erfüllt werden. Darunter sind beispielsweise 25 Millionen US-Dollar Jahresumsatz, 150 aktive Kunden mit mehr als 500 TByte auf mindestens drei Kontinenten mit mehr als fünf definierten Anwendungsszenarien und viele funktionale Kriterien. Im Mittelpunkt solle ein On-Premises-Ansatz stehen, nicht ein bloßes Gateway in die Cloud. Ebenso wird die Unabhängigkeit von Dritten als Ausschlusskriterium herangezogen.

Als unverzichtbare Fähigkeiten nennt Gartner POSIX-Dateisystem (Portable Operating System Interface), einen flachen Objekt-Namespace mit eindeutiger Objekt-Kennung oder einen Key-Value-Store, der sich über mehrere Server/Knoten erstrecken kann, um Leistung und/oder Kapazität zu skalieren. Daten und Metadaten werden über mehrere Knoten im Cluster verteilt, um Verfügbarkeit und Datenschutz zu gewährleisten. Standardmäßig werden Zugriffsprotokolle wie NFS und SMB oder RESTful-HTTP-APIs wie Amazon S3 unterstützt. Cyber-Resilient und KI-Fähigkeiten gehören eher zu optionalen Charakteristika ebenso wie Storage-as-a-Service-Angebote (STaaS) für die Produkte.

Der diesjährige Quadrant teilt folgende Anbieter in die teils umstrittenen, gleichwohl etablierten Kategorien in alphabetischer Reihenfolge:

  • »Leader«: Dell, IBM, Pure Storage, Qumulo, Scality
  • »Herausforderer«: Cloudian, Hitachi Vantara, Huawei, NetApp, Vast Data
  • »Visionäre«: Nutanix, Weka
  • »Nischenanbieter«: DataCore, DDN, IEIT Systems, Quantum

Einziger Newcomer ist dabei Datacore. Ausgeschieden ist Red Hat Ceph und wurde in IBMs Portfolio integriert. Die Nicht-Berücksichtigung von Cohesity kommentiert Gartner lapidar damit, dass die erforderlichen Kriterien nicht erfüllt worden seien.

Gartner-Marktprognosen für verteilte Dateisysteme

Für den Markt für »Distributed File Systems und Object Storage» prognostizieren die Marktforscher:

  • Bis 2027 werden 60 Prozent der Infrastruktur- und Betriebsleiter Hybrid-Cloud-Dateibereitstellungen implementieren, gegenüber 20 Prozent Anfang 2023.
  • Bis 2027 setzen mindestens 40 Prozent der Unternehmen Datenspeicher-Management für Klassifizierung, Analyse und Optimierung ein, gegenüber 15 Prozent Anfang 2023.
  • Bis 2028 stehen 70 Prozent der Datei- und Objektdaten auf einer konsolidierten, unstrukturierten Datenspeicher-Plattform bereit, gegenüber 35 Prozent Anfang 2023.
  • Bis 2028 sollen 100 Prozent der Speicherprodukte über Funktionen für Cyber-Sicherheit verfügen, die sich auf die aktive Verteidigung über die Wiederherstellung nach Cyber-Ereignissen hinaus konzentrieren, gegenüber zehn Prozent Anfang 2023.

Leader im Detail: Dell, IBM, Pure Storage, Qumulo, Scality

Dell ist als Leader bewertet mit Blick auf das Distributed-File-System auf PowerScale-Appliances, Dell ECS Objekt-Speicher-Systeme und das Software-defined-Storage -Angebot ObjectScale. Zum breiten Lösungsportfolio für alle Unternehmensgrößen und Anwendungsfelder gehören diverse Angebote und Verbrauchsmodelle in der Public-Cloud. Dell selbst bietet beispielsweise APEX Data Storage Services (ADSS). Gartner kritisiert unter anderem die Nicht-Kompatibilität des breit aufgestellten Lösungsportfolios und die Abstinenz von globalen Namespaces, wodurch File-Services in der Edge nicht realisierbar seien.

Wie erwähnt, wurde aus der Red-Hat-Lösung nun IBM Storage Ceph für Block, File und Objekt zum Portfolio hinzugefügt. Es ergänzt beim Leader IBM Storage Scale. Ein paralleles File-System and IBM Cloud Object Storage. Angesprochen werden klassischerweise Mittelstand und Großunternehmen. Zuletzt wurden Containerisierung mit Multi-Protokoll-Zugang, Metadata-Katalogisierungs-Services und vieles mehr hinzugefügt. Ebenso erweiterter Ransomware-Schutz, AI- und Analyse-Kapazitäten.

Stärken sind seine Skalierbarkeit bis in den Supercomputing-Bereich, globale Objekt- und File-Services und die Öffnung in den Open Source-Markt. Mangel sei, dass es kein as-a-Service-Angebot für AWS, Azure und GCP gebe. Auch die Komplexität des Portfolios wird von Gartner kritisch gesehen.

Pure Storage ist mit dem FlashBlade-System für File und Objekt einer der Gartner-Marktführer. Skalierung für Leistung und Kapazität erfolgt durch zusätzliche Hardware. Als SaaS-Plattform bietet sich Pure Storage Evergreen//One. Zuletzt wurde eine neue QLC-Flash-Plattform integriert, ebenso SMB- und NFS-Erweiterungen, Authentifizierung, Kompression, Lock-Management und vieles mehr. HPC, Analytics und zeitkritisches Recovery seinen Kardinal-Kompetenzen.

Die Integration von QLC-Flash und damit smarte Migrationspfade zwischen Geschwindigkeit und wirtschaftlicher Kapazität erwähnen die Analysten als vorteilhaft. Ebenso Plattform-as-a-Service-Angebote. Die Objekt-Angebote seien aber zu teuer. Ein Upgrade von etablierten Flashblade- zu den neueren FlashBlade//S- and FlashBlade//E-Systemen sei nicht ohne weiteres möglich.

Qumulo ist Hersteller und der Einfachheit-halber Produkt zugleich. Und Marktführer gemäß Gartner. Es handelt sich um eine portable, Software-definierte File-Storage-Plattform mit integrierten Analyse-und Kapazitäts-Management-Funktionen. Die Lösung agiert On-Premises und nativ in Public-Clouds. Large-Scale, hochperformante  Umgebungen werden adressiert.

Azure Native Qumulo File Service; eine HPE Apollo Gen10+ NVMe SSD-Appliance; eine SuperMicro NVMe-SSD-Appliance und Multifactor-Authentication waren Letzte Neuerungen. Das deutsche Unternehmen yuzuy bietet übrigens ausgefeilte Sicherungsdienste für Qumulo-Implementierungen. Qumulo versteht sich allerdings nicht auf Komprimierung und Dekompression, bemängelt Gartner. Auch ein Data-Store für Objekte fehle im Angebot.

Scality RING und ARTESCA finden einen weiteren Platz unter den Marktführern. Ring ist eine Objekt-Plattform mit nativem File-Protokoll für hochkapazitive, unstrukturierte Daten-Workloads. Die Lösung läuft als Software-Appliance auf Commodity-Hardware (warum Gartner sie dann nicht als SDS-Lösung definiert, bleibt das Geheimnis der Analysten) und integriert die Public-Cloud. Scality unterstützt diverse Datensicherheits-Technologien. Zuletzt wurde der Support für Veeam Backup & Replication verkündet. Auch eine Appliance mit gesichertem Linux OS sei verfügbar.

Scality bewährt sich immerhin seit zehn Jahren am Markt. Die Verfügbarkeit wird unwidersprochen mit einer »9« mit weiteren 13 »9«-Stellen vermarktet. Nun ja… Als Schwachpunkt identifiziert Gartner die Abhängigkeit von Channel- und OEM-Partnern. Dies bezieht sich nicht nur auf Hardware. File-Services können nur durch die Kooperation beispielsweise mit WekaIO und CTERA bewerkstelligt werden.

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Herausforderer: Cloudian, Hitachi Vantara, Huawei, Netapp, Vast Data

Cloudian als Herausforderer bietet mit HyperStore eine Scale-out-Plattform für hohen Datendurchsatz, die vor allem im öffentlichen Sektor, bei Service-Providern und Großunternehmen zum Einsatz kommt. Laut Gartner bietet die Lösung umfassenden S3-Support On-Premises und in der Cloud und eignet sich die Lösung vor allem für Private Cloud-Umgebungen. Allerdings seien die File-Services und der Ransomware-Schutz limitiert, bemängeln die Analysten.

Hitachi Vantara ist mit der Hitachi Content Platform (HCP) als Herausforderer einsortiert. Die Objekt-Speicherlösung kann als Software, Appliance, On-Premises und in Multi-Clouds implementiert werden. Für Gartner handelt es sich um eine Mittelstandslösung. Anwendungsbereiche sind demnach Analytics, Backup, Archiv und (hybrider) Cloud Storage. Sicherheitstechniken, unabhängige Skalierbarkeit (von Leistung und Kapazität) und ein umfangreiches Ops-Management werden als Positiv-Punkte hervorgehoben. Die Integration von File- und Object-Storage werde aber lediglich über OEM-Beziehungen, ergo Abhängigkeiten, abgedeckt.

Huawei ist mit OceanStor Pacific ein Herausforderer mit einem Distributed-File-System auf einer Appliance für File-. Objekt- und Blockspeicher. Auf Grund der Herkunft ist die starke Verwurzelung in asiatischen Märkten im Gegensatz zu vielen Anbietern, die ihren Schwerpunkt in USA und EMEA haben, nicht verwunderlich. Pacific eigne sich, so die Analysten, für private Clouds, Analysen, Cloud-native Applikationen sowie Backup und Archivierung. Das Unternehmen ist nicht gerade bekannt für hiesigen Support.

NetApp StorageGRID ist eine Objekt-Speicherlösung innerhalb des Quadrats der Herausforderer. File-Services können nur über NetApp ONTAP in den Objekt-Speicher übersetzt werden. Der Grid eigne sich besonders für privaten Cloud-Storage und native Cloud-Applikationen. Jüngst wurden Features für Disaster-Recovery, Security, S3-Unterstützungen unter anderem für Parquet-Files und Unterstützung für neue All-Flash-NVMe-Appliances (AFA) optimiert.

Universalität in den Anwendungsbereichen von KI-Analysen bis zu Hybrid-Cloud-Storage und die Angebotsbreite zwischen Kapazitäts- und Performance-optimierten Systemen gefällt Gartner. Mangelnder Ransomware-Schutz und die Nicht-Existenz eines nativen File-Systems dagegen weniger. Gartner konstatiert in einigen Fällen auch einen suboptimalen Customer-Support. Dieser Befund dürfte auf die Gartner Customer Experience Reports zurückgehen. Auf dieser Online-Plattform kann sich quasi jeder nach Lust und Laune auslassen und bewerten, ohne dass dies weiter seriös validierbar wäre.

VAST Data ist eine unified Distributed File System- und Object-Storage-Plattform insbesondere  für große Datenzentren. Das Unternehmen erfindet sich derzeit quasi neu: vom Storage-Anbieter hin zu einem KI-orientierten Cloud-Service-Anbieter. Jüngst getätigte Akquisitionen und Partnerschaften sollen dies deutlich machen.

Im Magic Quadrant 2023 von Gartner fungiert Vast als Anbieter von Front-end stateless Protokoll-Nodes mit persistenten All-Flash-Enclosures. Basis ist NVMe-over-Fabric (NVMe-oF). Mit einer SQL-basierten Database und einem VAST Data Catalog für File- and Object-Metadata-Management adressiert Vast laut Gartner die Märkte für AI/ML, HPC, Financial Analytics, Life Sciences und andere große Workloads.

HPE (Greenlake) ist ein wichtiger, strategischer Partner. Gartner meint, die Brand-Awareness lasse zu wünschen übrig, was letztlich einer Marketing-Aufforderung der Analysten gleichkommt. Es gäbe nicht weiter benannte Schwächen in der forensischen Analyse. Das Unternehmen wird sich ohnehin neu definieren. Stochern im Analysten-Nebel ist dabei eventuell ohnehin vergebens.

Visionäre: Nutanix, WekaIO

Nutanix taucht mit Nutanix Unified Storage (NUS) als Visionär im Quadranten auf. Das Gartner-Postulat einer prädominant On-Premises-Lösung mit Cloud-Optionen ist hier eigentlich nicht erfüllt, wenngleich die Lösung auf lokalen Server-Nodes installiert werden kann. Letztere sind dann Storage-only oder hyperkonvergente Systeme (HCI) für AWS oder Azure IaaS. Zudem benötigt der Anbieter dazu die Abhängigkeit von Server-OEMs. Gartners Qualifizierung darf durchaus hinterfragt werden.

WORM, Cyber-Sicherheit, Virtual Private Cloud-Unterstützung und Multi-Tenacy-Unterstützung waren letzte Neuerungen. Datacenter, Edge und Cloud werden unterstützt, Datensicherheit ist ein Schwerpunkt. Gartner zweifelt an der Effizienz und Performance von Files und Objekten. Ein geoverteiltes Erasure-Coding fehle ebenso wie der Support für QLC (Quad-Level Cell).

WekaIO liefert eine Data-Plattform für ein Software-defined Distributed-File-System, das lokal über OEMs, in hybriden oder öffentlichen Clouds angewendet wird. Auch Object-Storage ist On-Premises, in der Cloud oder hybrid adressierbar. Dies alles NVMe-basiert. Der Fokus liegt auf geringer Latenz, Cluster-Skalierung, Snapshots und QLC-Support. High-Performance File- und AI-/ML-Anwendungen sind Schwerpunkte.

Der geschätzte Analyst macht sich nicht die Mühe, den Firmennamen des Visionärs WekaIO auszuschreiben. WEKA (Waikato Environment for Knowledge Analysis) ist eine unter Open-Source-Lizenz stehende freie Datenverarbeitungssoftware. Sie wurde an der neuseeländischen University of Waikato entwickelt und lässt sich für Data Mining und Maschinelles Lernen (ML) einsetzen.

Hybrid-Cloud-Flexibilität, hohe Effizienz und Performance gelten als Vorteile. Nachteile seinen globale Marktabdeckung und limitierte Features. Gartner moniert unter anderem mangelnde Resilienz-Funktionen, Ransomware-Sicherung, synchrone Spiegelung.

Nischenanbieter: Datacore, DDN, Quantum

Datacore als Newcomer und Nischenanbieter wird auf Basis seines Objektspeichers Swarm bewertet. Das Software-Produkt kann über Systemintegratoren auch als Appliance oder als Managed-Service über Cloud-Provider bezogen werden. Gartner sagt (etwas widersprüchlich), die Lösung sei seit 15 Jahren (ursprünglich vom akquirierten Caringo) bei großen Unternehmen etabliert und als stabil bekannt, eigne sich in der Datacore-Ausführung aber für Backup und Archiv bei kleinen und mittleren Unternehmen mit hohem Kapazitätsbedarf. Vorteil sei die Bandbreite im Bereich Software-defined Storage (SDS) des Anbieters und entsprechende Integrationsmöglichkeiten.

Ein weiterer Nischenanbieter ist DDN mit der EXAScaler-Appliance für Distributed-File-Storage-Services. Sie eigne sich für große File-Workloads mit dem Bedarf an hohen Datendurchsatzraten. Exascaler nutzt das Open-Source-gestützte parallele Dateisystem Lustre. Schwerpunkte sind High-Performance Computing (HPC) and AI-Anwendungen, die auch auf NVIDIA DGX SuperPOD aufbauen. Konzenrtiert auf High-Performance fehlten den Systemen umfassender S3-Support für Objekte und Ransomware-Schutz generell.

Große Anwendung findet die OceanStor 9000, deren Support allerdings abgekündigt wird. Wohin die Daten dann migriert werden sollen/müssen, erscheint Gartner unklar. Wir hatten auch einen kleineren Zeitschock: Der Anbieter Huawei unterstützt Blu-ray-Disks als kaltes Archiv für Unternehmensdaten.

Nischenplayer Quantum wird aufgenommen mit seinem ActiveScale-Objektspeicher, verfügbar als Appliance, Managed-Service und Software-Lösung. Aus der Historie nachvollziehbar, liegt ein Fokus auf Datensicherung und -sicherheit. Zuletzt wurde ein cross-site Erasure-Coding für Data-Protection, Unterstützung für neueste High-Density-Tape-Laufwerke, Objekt-Replikation in S3 Glacier, immutable Objekt-Replikation und weiteres hinzugefügt. Quantum Activescale ist auch für Veeam V12 zertifiziert.

Große Volumina sicher und kosteneffizient unterzubringen sind die Stärke von Quantum, sagt Gartner. Resilient, Skalierbarkeit und ein effektiver Umgang mit Metadaten gehören ebenso dazu. Schwächen werden in der Verarbeitung von Files gesehen. Multi-Protokoll-Zugang zwischen File und Objekt würden fehlen. Auch Multi-tenant-Unterstützung, was die Akzeptanz im Enterprise-Bereich und bei Service-Providern limitiere.

Hersteller-Kommentare

Das Blabla und die Selbstbeweihräucherung ersparen wir Ihnen an dieser Stelle. Selbstverständlich sind alle happy und froh, auch 2023 im Magic Quadranten für Distributed-File-Systems und Object-Storage 2023 genannt zu sein.

Weitere Informationen:

Michael Baumann, speicherguide.de

Michael

Baumann

Redaktion

speicherguide.de

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