Das »Seepferdchen« für die Digitalisierung?

Wir alle leben mittendrin. In der (Flut)Welle der Digitalisierung. Allerdings hat uns keiner bisher ein Handbuch gegeben, wie wir am besten damit umgehen können. Und der ein oder andere droht dabei unterzugehen.

Benötigen wir eine Art »Seepferdchen« für die Digitalisierung? (Bild: u.a. Ruslan Latypov & GraphicBurger)Benötigen wir eine Art »Seepferdchen« für die Digitalisierung?Ich schätze mal, dass ich ungefähr fünf Jahre alt war, als ich vollkommen versessen darauf war, dieses kleine Aufsticktierchen auf meinen Badeanzug zu bekommen: diese hübsche kleine Seepferdchen, was mir dann auch ausgehändigt wurde, nachdem ich ins Wasser hüpfen, mich 25 m über Wasser halten konnte (schwimmen war‘s nicht wirklich) und ich glaube, damals war auch noch Tauchen mit dabei – aber vielleicht trügt mich hier auch meine Erinnerung. Ist immerhin deutlich über 40 Jahre her.

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Gerade mal Grundkenntnisse – sprich, mich kurzfristig vorm Ertrinken retten – bevor irgendein festes Ufer (oder ein Schwimmring) vonnöten waren, damit mir das Wasser nicht dauerhaft über den Kopf schwappt – habe ich damit gehabt.

Immerhin! Ertrunken bin ich ja nicht. Und mit der Zeit hat’s auch mit längeren Strecken und anderen Schwimmstilen geklappt, auch wenn Wasser nach wie vor nicht mein Lieblingselement ist.

Was hat das nun mit Digitalisierung zu tun?

Die Digitalisierungswelle schwappt schon seit geraumer Zeit über unsere Köpfe, unser Leben und unser Business herein. Es scheint fast, als könnten wir keine einzige Tür mehr aufmachen, ohne dieser Flutwelle zu begegnen. Nicht mal die Klotür, wie mein Partner, unterwegs in Südkorea, mir per Facetime gezeigt hat: dort hat ihn Elektronik erwartet und die Toilette(nfunktionen) wurde über Dashboard gesteuert.

Und wenn eine Welle über uns schwappt, sollten wir schleunigst schwimmen lernen.

Manche von uns wurden (oder werden noch immer) von diesen Wellen unvorbereitet überrascht und strampeln sich ab, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten.

Im Klartext heißt das, dass sich auf einmal Arbeitsplätze, ganze Organisationen und Prozesse vollkommen verändern und letztere oft nicht nur automatisiert, sondern komplett von Robotern, Computern, AI & Co übernommen werden.

Fast täglich gibt es Neuerungen, massenhaft Daten und Informationen aufzunehmen, zu analysieren und das alles in atemberaubendem Tempo.

Wer ist schuld?

Claudia HesseClaudia Hesse Da kommen wir schon mal ans Rotieren, richtig? Also wenn ich sehe, mit welchem Level an Automation ich heute mein Business betreibe – sogar, wenn ich das mit dem Stand von vor ein bis zwei Jahren vergleiche – dann ist es unglaublich, was ich quasi auf Knopfdruck einrichten kann: Eine Landingpage mit Bereitstellung eines Assets kann ich leicht in zehn Minuten erstellen. Zugeben, nur, wenn das Asset schon da ist.

Keinerlei HTML-Code, sondern nur das Auswählen von Modulen in beliebiger Reihenfolge, Farben und Text festlegen, Optin-Feld definieren (da wo der geneigte Interessent seinen Namen und Adresse eingibt) und voila – fertig.

Selbst vor vier oder fünf Jahren sah die Sache da noch ganz anders aus: Da konnten ein paar Stunden ins Land gehen, um die gleichen Ergebnisse zu produzieren. Und wir dachten da schon, wir wären superschnell.

Wer aber ist schuld an dieser Automatisierung, Digitalisierung, Geschwindigkeit?

Du ahnst es schon.

Wir selber.

Wir – als Menschen – haben den ganzen Kram erfunden. Computer, Coden, Apps und alles was dazu gehört.

Weil wir besser werden und uns das Leben erleichtern wollten.

Und wie immer halt gab es so ein paar Superschlaue, die angefangen haben, sich Dinge einfallen zu lassen, die die Geschwindigkeit, Komplexität und Leistungsfähigkeit dieser digitalen Wunderwerke ins fast Unermessliche katapultierten.

Und damit viele Menschen überfordern (manchmal, ohne dass sie wissen woher die Überforderung kommt).

Plötzlich haben wir vielerorts eine Situation geschaffen, in der wir Menschen der Digitalisierung dienen statt umgekehrt!

Seepferdchen für Digitalisierung

Ich plädiere für das Seepferdchen für den digitalisierten Menschen. Quasi für jeden. Damit wir die Sache wieder geraderücken.

Damit jeder Grundkenntnisse darüber erwirbt, WARUM es diesen ganzen Kram eigentlich gibt und wo wir dabei als Menschen stehen.

Die Grundregeln fürs »digitale Seepferdchen«

Erstmal geht’s darum, über Wasser zu bleiben – also nicht von der Welle der überwältigenden Digitalisierung überrannt zu werden. Ein paar Regeln legen den Grundstein:

  • Die Digitalisierung ist für uns Menschen gemacht, nicht umgekehrt.
    Eine Tatsache, die wir unbedingt im Auge behalten sollten. Wir haben sie geschaffen für unsere Zwecke – es gibt schlicht und ergreifend keinen Eigenzweck.
  • Immer mal wieder Abstand halten und von außen betrachten.
    Das ist ein wenig wie mit dem Wald, den wir vor lauter Bäumen nicht sehen. Um von der Welle nicht weggeschwappt zu werden ist es einfach wichtig, mal ab und zu (am besten regelmäßig) Abstand zu nehmen.
    Raus zu gehen (warum nicht in den Wald ), abzuschalten und von Ferne auf etwas schauen, hilft uns das »big picture« nicht zu versäumen oder zu übersehen – welches es auch immer ist – in unserem Privatbereich immer mal wieder zu fragen, WIE wir leben wollen oder im Job oder der Firma immer mal wieder checken, ob die Zielsetzung denn noch eingehalten wird oder die ganze Digitalisierung ein Eigenleben entwickelt hat.
  • Offenheit und Neugier für Möglichkeiten bewahren… oder schaffen.
    Sprich, hochflexibel sein bei gleichzeitiger Kurseinhaltung. Hört sich paradox an und ist es doch nicht. Wenn wir mit offenen Ohren, Augen und Herzen agieren, sehen wir viel mehr Möglichkeiten, und können flexibel und schnell auf Veränderungen reagieren und kreative Lösungen finden. Auf der anderen Seite braucht es den Fokus auf unsere Zielsetzung, damit wir vor lauter fantastischen Möglichkeiten, die uns die digitale Welt bietet nicht versäumen, dass hinter all dem auch ein Zweck steht… sonst kann aus der geplanten Effektivität plötzlich gnadenlose Zeitverschwendung oder »Over-Engineering« werden.

Damit halten wir uns erstmal über Wasser halten und dann können wir in Ruhe entscheiden, ob wir eher entspannter Freizeitschwimmer oder ambitionierter Olympiaschwimmer werden wollen.

Aber auf jeden Fall gehen wir nicht unter!

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