Fortschritt mit blinden Flecken

Super-Standard Cloud: Megatrend drängt Risiken in den Hintergrund

Eine aktuelle Analyse des IT-Sicherheitsunternehmens eperi zeigt, wie verbreitet Cloud-Dienste in deutschen Unternehmen mittlerweile sind – und wo es beim Thema Datenschutz noch erhebliche Defizite gibt.

Die Ergebnisse der Untersuchung werfen ein differenziertes Licht auf den Status quo der Digitalisierung in Unternehmen verschiedener Größen und Branchen.

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Cloud als fester Bestandteil im Unternehmensalltag

Cloud-Dienste gehören längst zum Standard in der deutschen Unternehmenswelt. Im Durchschnitt nutzen rund 86 Prozent aller befragten Organisationen entsprechende Lösungen. Besonders ausgeprägt ist die Nutzung bei mittelgroßen Unternehmen mit 2.000 bis 4.999 Mitarbeitenden – hier liegt der Anteil sogar bei knapp 91 Prozent. Überraschend zurückhaltender agieren dagegen Großunternehmen mit über 5.000 Beschäftigten, von denen “nur” etwa 82 Prozent auf Cloud-Technologien setzen.

Trotz der breiten Nutzung setzen nur etwa ein Drittel der Unternehmen auf externe Rechenzentren. Auffällig ist dabei der Unterschied je nach Unternehmensgröße: Während mittelgroße Unternehmen (999 bis 1.999 Mitarbeitende) in rund 50 Prozent der Fälle externe Speicherorte nutzen, liegt der Durchschnitt deutlich darunter.

Noch interessanter ist der Blick auf einzelne Branchen: In der öffentlichen Verwaltung speichern über 52 Prozent ihre Cloud-Daten extern – ein Spitzenwert im Vergleich zu anderen Sektoren. Angesichts der sensiblen Daten, die dort verarbeitet werden, stellt sich allerdings die Frage, ob das Sicherheitsniveau ausreichend berücksichtigt wird.

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Datenschutz bleibt Schwachstelle

Ein zentrales Problem bei der Cloud-Nutzung ist der Schutz der verarbeiteten Daten. Nur rund 37 Prozent der befragten Unternehmen setzen Verschlüsselungstechnologien ein, um sensible Informationen abzusichern. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass fast zwei Drittel auf diese grundlegende Sicherheitsmaßnahme verzichten – trotz der bekannten Risiken und Unsicherheiten bei vielen Cloud-Anbietern.

Die Untersuchung zeigt deutlich: Technologische Begeisterung überlagert häufig die notwendige Auseinandersetzung mit möglichen wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen im Falle eines Datenlecks. Kritisch wird es vor allem dann, wenn personenbezogene oder geheime Informationen betroffen sind.

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Entscheidungsprozesse oft einseitig

Eine der überraschendsten Erkenntnisse der Analyse betrifft die Entscheidungsstrukturen im Unternehmen: In über 65 Prozent der Fälle entscheidet nur eine einzelne Person über die Einführung und Ausgestaltung von Cloud-Lösungen. Teamentscheidungen, die unterschiedliche Perspektiven aus IT, Fachabteilung und Geschäftsführung zusammenbringen, finden nur bei etwa einem Drittel der Unternehmen statt.

Gerade bei einem so komplexen Thema wie der Cloud-Einführung erscheint diese Praxis bedenklich. Sicherheitsfragen, Compliance-Vorgaben und organisatorische Anforderungen sollten idealerweise gemeinsam abgewogen werden – was in der Praxis häufig unterbleibt.

Stark ausgeprägt ist die Einzelverantwortung bei mittelgroßen Unternehmen mit 2.000 bis 4.999 Mitarbeitenden: Hier liegt der Anteil bei rund 76 Prozent. Noch höher fällt er bei Energie- und Wasserversorgern aus – also Unternehmen, die als Teil der kritischen Infrastruktur eine besondere Verantwortung für den Schutz ihrer IT-Systeme tragen. In dieser Branche entscheiden in fast 88 Prozent der Fälle Einzelpersonen über die Cloud-Strategie.

Digitalisierung braucht mehr Bewusstsein für Sicherheit

Die Ergebnisse der eperi-Studie zeigen ein zwiespältiges Bild: Während Cloud-Dienste mittlerweile fester Bestandteil der IT-Landschaft sind, bleibt das Sicherheitsniveau oft hinter den Anforderungen zurück. Fehlende Verschlüsselung, unklare Verantwortlichkeiten und einseitige Entscheidungswege stellen ernstzunehmende Risiken dar.

Für eine zukunftsfähige und sichere Digitalisierung in deutschen Unternehmen braucht es daher nicht nur technische Lösungen – sondern auch mehr Sensibilität im Umgang mit Daten und mehr Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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