Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat in einer aktuellen Analyse den Gesundheits-App-Markt in Deutschland unter die Lupe genommen.
Die Zahl deutschsprachiger Anwendungen wächst zwar – doch echte Fortschritte in Sachen Qualität und Nutzen für Patientinnen und Patienten bleiben weitgehend aus.
Seit die Möglichkeit besteht, Gesundheits-Apps auf Rezept zu verschreiben, ist das Interesse an diesem Marktsegment deutlich gestiegen. Die Studienautorinnen und -autoren des ZEW sehen jedoch ein zentrales Problem: Der Großteil der neuen Apps verfolgt primär wirtschaftliche Interessen – insbesondere die Nutzung sensibler Gesundheitsdaten zu Werbezwecken.
Apps, die durch wissenschaftliche Studien untermauert sind und somit tatsächlichen gesundheitlichen Nutzen belegen könnten, bleiben selten. Laut Sabrina Schubert, Mitautorin der Untersuchung, fehlt es genau an diesen wissenschaftlich fundierten Angeboten, um echte Qualitätssignale im Markt zu setzen (via Pressetext).
Hürden für Entwickler bleiben hoch
Ein weiteres Hemmnis liegt in den hohen Anforderungen für eine Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Entwickler sehen sich mit komplexen Zulassungsverfahren konfrontiert – was sie häufig dazu bewegt, auf alternative Geschäftsmodelle auszuweichen. Statt auf eine Kassenzulassung zu setzen, monetarisieren viele Apps Nutzerdaten oder setzen auf In-App-Verkäufe.
Diese Entwicklung wirkt sich direkt auf das Angebot für Versicherte aus: Es fehlen datensparsame, evidenzbasierte und leicht zugängliche digitale Gesundheitslösungen, die tatsächlich zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen könnten.
Simon Reif, Leiter der Forschungsgruppe „Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik“ am ZEW, spricht sich für eine Reform des bestehenden Systems aus. Eine Senkung der Einstiegshürden für App-Anbieter – verbunden mit einer entsprechend niedrigeren Vergütung – könnte dazu führen, dass mehr qualitativ hochwertige Anwendungen entwickelt werden, die auch den Datenschutz ernst nehmen.