Reportage «Digital abgehängt»

Leben ohne Handy – geht das noch?

Frau, Handy, Smartphone

Viele Dienstleistungen gibt es nur noch digital: Tickets buchen, Paket abholen, Termine vereinbaren oder Bankgeschäfte. Die ZDF-Reihe «37 Grad» fragt: Wie geht es Menschen, die damit nicht klarkommen?

 Junge Leute tippen und wischen fix auf ihrem Handy-Display, switchen spielerisch zwischen Apps hin und her und regeln ihren Alltag oft weitgehend online. Viele ältere Menschen verfolgen diese Entwicklung teils staunend, teils mit Sorge. Für die ZDF-Reihe «37 Grad» begleiten die Filmemacherinnen Ilona Kalmbach und Sabine Jainski zwei Frauen und einen Mann, die sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters stellen.

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Die knapp 30-minütige Folge mit dem Untertitel «Digital abgehängt» zeigt das ZDF am Dienstag, 26. August, um 22.15 Uhr. Sie kann dann auch gestreamt werden.

Die Vorzüge des Handys erfahren

Ist ein Leben ohne Smartphone und ohne Internet noch möglich? Schwierig. So geht es auch der 86-jährigen Eva aus Hessen. Sie möchte mithalten und dazugehören. Mit Unterstützung ihrer Enkelin legt sie sich ein Handy zu und lernt die ersten Schritte. Die ehemalige Lehrerin sorgt sich, sie könnte irgendwann abgehängt werden, spätestens, wenn sie mal nicht mehr Auto fahren kann und weniger selbstständig wird.

Im Handy sieht sie hier eine Chance. Der Umgang damit fällt ihr nicht leicht. Sie hat «ein Gefühl des Ausgeschlossenseins». Umso mehr bemüht sie sich an der Seite ihrer Enkelin, sich im Dschungel der Apps und anderer Funktionen zurechtzufinden. Dafür besucht sie auch ein Smartphone-Café der Evangelischen Kirche, wo Senioren am Handy geschult werden – etwa, wie sie ein Zugticket buchen können.

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Und: Eva erkennt auch unerwartete Vorzüge des Handys: Sie hat jetzt eine App, die im Garten die Pflanzen erkennt und ihr die zugehörigen Namen nennt.

Unsicherheit und Scham

Auch Sabine (57) aus Berlin will die Vorteile der Digitalisierung nutzen – nicht ganz freiwillig. Jetzt ist ein Paket in einer Packstation abgelegt worden und sie weiß nicht, wie sie die Türe öffnen kann. Die Anweisungen auf dem Display bringen sie schnell aus der Ruhe, doch ihr Ehemann weiß geduldig Rat.

Die Krankenschwester tut sich schwer mit der Technik. Sie ist verunsichert und hat den Eindruck, von technikaffinen Menschen abgestempelt zu werden. Sie schämt sich. Dabei sei es gar nicht so, dass sie sich mit dem Handy nicht beschäftigen wolle. Sie brauche eben etwas mehr Zeit, um die Handygriffe zu verinnerlichen.

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Grenzen der Technik

Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen stellt die Digitalisierung unter Umständen eine noch größere Herausforderung dar. Oder auch einen noch größeren Gewinn. Das erfährt tagtäglich der 57 Jahre alte Stephan, der seit 30 Jahren aufgrund einer Krankheit stark sehbehindert ist. Das Handy liest ihm vor, was er nicht sehen kann. Er lässt sich beim Einkauf Produkte beschreiben oder Fotos in einer Ausstellung, er navigiert mit Apps durch die Stadt. Dabei stößt er aber immer wieder an Grenzen. Viele Apps oder Internetseiten sind noch nicht barrierefrei programmiert.

So zeigt die Doku, dass die Digitalisierung eine gesellschaftliche Aufgabe ist, bei der es noch viel zu tun gibt – damit ältere und behinderte Menschen nicht abgehängt werden.

Von Ute Wessels, dpa

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