Bürokratie als Bremsklotz

Halbleiter aus Europa dürften mehr kosten

Chip

Die jüngsten Störungen in den globalen Lieferketten haben gezeigt, wie abhängig die deutsche Industrie von asiatischen Halbleiterherstellern ist.

Vor diesem Hintergrund wächst der Wunsch vieler Unternehmen nach verlässlichen und regionalen Bezugsquellen. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom belegt: Die Mehrheit der deutschen Firmen wäre bereit, für Halbleiter aus europäischer Produktion einen Aufpreis zu zahlen – allerdings nur in begrenztem Umfang.

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Hohe Zahlungsbereitschaft – innerhalb klarer Grenzen

Laut der Erhebung unter 503 Unternehmen aus der IT-, Telekommunikations- und Fertigungsbranche würden 79 Prozent der Befragten bis zu fünf Prozent mehr für Chips bezahlen, wenn diese in Europa gefertigt werden. Weitere 17 Prozent wären bereit, bis zu zehn Prozent mehr auszugeben. Damit zeigen insgesamt 96 Prozent der Firmen eine erhöhte Zahlungsbereitschaft für europäische Halbleiter.

Gleichzeitig bleibt die Preissensibilität hoch: Kein Unternehmen gab an, mehr als zehn Prozent Aufschlag akzeptieren zu wollen. Lediglich ein Prozent der Befragten schloss höhere Preise für Halbleiter aus europäischer Herstellung kategorisch aus.

Digitale Souveränität als strategisches Ziel

Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sieht in den Ergebnissen ein positives Signal für den Aufbau einer eigenständigen europäischen Chipproduktion. Die Bereitschaft der Wirtschaft, in Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit zu investieren, zeige, dass das Thema digitale Souveränität in den Unternehmen angekommen sei.

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Um diese jedoch zu erreichen, müsse Europa langfristig eigene Kompetenzen entlang der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette aufbauen – von Forschung und Design über Fertigung bis hin zum Packaging. Das sei nicht kostenlos, so Wintergerst, sondern erfordere gezielte politische Unterstützung und Investitionsanreize.

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Bürokratie als Bremsklotz

Neben finanzieller Förderung sehen viele Unternehmen vor allem den hohen bürokratischen Aufwand als Hindernis. Genehmigungsprozesse und Förderprogramme müssten vereinfacht werden, damit Investitionen schneller umgesetzt werden können. Auch der Fachkräftemangel bleibt ein entscheidender Engpass: Ohne ausreichend qualifizierte Ingenieure und Techniker wird der Aufbau einer wettbewerbsfähigen Chipindustrie in Europa kaum gelingen.

bitkom halbleiter

Zustimmung zu EU-Initiativen

Fast drei Viertel der befragten Unternehmen (71 Prozent) bewerten die Maßnahmen der Europäischen Union zur Stärkung der europäischen Halbleiterindustrie als positiv. Nur 28 Prozent äußerten Skepsis.

Im Zentrum steht der sogenannte EU Chips Act, der die Abhängigkeit Europas von Drittstaaten verringern und den Anteil am weltweiten Halbleitermarkt bis 2030 auf 20 Prozent steigern soll. Dazu gehören Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion sowie die Förderung innovativer Chiptechnologien.

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich bereit, ihren Beitrag zur Stärkung der europäischen Halbleiterproduktion zu leisten, allerdings unter klaren wirtschaftlichen Bedingungen. Damit Initiativen wie der EU Chips Act Wirkung entfalten können, braucht es nun Tempo, Investitionssicherheit und weniger Bürokratie. Nur so kann Europa langfristig seine digitale Unabhängigkeit sichern und global wettbewerbsfähig bleiben.

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig joined the IT Verlag team as an online editor in May 2020. (pd)
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