Fataler Fehler

E-Mail-Datenleck: 7000 Afghanen nach Großbritannien umgesiedelt

Großtbrittannien Militär

Ein schwerwiegender Datenschutzvorfall beim britischen Verteidigungsministerium hat weitreichende Folgen: Fast 7.000 afghanische Staatsangehörige mussten nach Großbritannien umgesiedelt werden, nachdem ihre persönlichen Daten durch einen E-Mail-Fehler preisgegeben wurden.

Im Februar 2022 versendete ein Mitarbeiter des britischen Verteidigungsministeriums (MoD) versehentlich eine E-Mail mit einer Tabelle, die persönliche Daten von fast 19.000 Personen enthielt. Die Betroffenen hatten sich für das Afghan Relocations and Assistance Policy (ARAP) beworben – ein Programm für Afghanen, die britische Streitkräfte während des 20-jährigen Einsatzes am Hindukusch unterstützt hatten.

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“Im Februar 2022 wurde unter der vorherigen Regierung eine Tabelle mit Namen von ARAP-Antragstellern außerhalb der offiziellen Regierungssysteme per E-Mail versandt”, erklärte das Verteidigungsministerium. Der Absender habe fälschlicherweise angenommen, dass die Datei nur eine kleine Anzahl von Namen enthalte. Tatsächlich waren jedoch Informationen zu rund 18.700 Antragstellern des ARAP-Programms und seines Vorgängers, dem Afghanistan Locally Employed Staff Ex-Gratia (EGS), enthalten.

Späte Entdeckung über Facebook-Gruppe

Das Ausmaß des Datenlecks wurde erst über ein Jahr später bekannt, als im August 2023 anonyme Nutzer Auszüge aus dem Datensatz in einer Facebook-Gruppe veröffentlichten. Die Taliban, die seit 2021 wieder an der Macht sind, verfolgen systematisch Menschen, die mit der US-geführten Koalition zusammengearbeitet haben. Laut Sky News sollen einige der auf der Liste stehenden Personen inzwischen getötet worden sein, wobei unklar bleibt, ob dies direkt mit dem Datenleck zusammenhängt.

Geheime Umsiedlungsaktion und Super-Verfügung

Die damalige konservative Regierung reagierte mit der Einrichtung eines geheimen Umsiedlungsprogramms im April 2024. Eine sogenannte Super-Verfügung verhinderte fast zwei Jahre lang die öffentliche Berichterstattung über den Vorfall und ermöglichte es der Regierung, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

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Ob die Taliban tatsächlich Zugang zu der kompletten Liste haben, ist unklar. Sicher ist nur, dass das Verteidigungsministerium die Kontrolle über diese hochsensiblen Informationen verloren hat.

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Milliardenschwere Kosten für den Steuerzahler

Die finanziellen Auswirkungen sind erheblich: Allein die Umsiedlungskosten werden auf rund 850 Millionen Pfund geschätzt. Ein internes Regierungsdokument vom Februar 2024 warnt jedoch vor möglichen Gesamtkosten von bis zu 7 Milliarden Pfund.

Offizielle Entschuldigung im Unterhaus

Verteidigungsminister John Healey entschuldigte sich am Dienstagnachmittag im britischen Unterhaus für den Vorfall: “Dieser schwerwiegende Datenvorfall hätte niemals passieren dürfen. Er mag vor drei Jahren unter der vorherigen Regierung aufgetreten sein, aber allen, deren Informationen kompromittiert wurden, biete ich heute eine aufrichtige Entschuldigung im Namen der britischen Regierung an.”

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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