Spear Phishing mit Emotet – Tipps zum Schutz gegen Trojaner

Ein neuer Trojaner verbreitet derzeit Schrecken: Emotet flattert mit ausgesprochen realistisch wirkenden Phishing-Mails ins Haus und hat in Einzelfällen bereits für Schäden in Millionenhöhe gesorgt.

„Wie Emotet verbreitet wird, ist das Perfide an der Sache: Scheinbar stammen die E-Mails mit dem Trojaner im Anhang von Bekannten, Kollegen oder Geschäftspartnern“, warnt Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW GROUP. Der IT-Sicherheitsexperte erklärt: „Emotet liest Kontakte sowie Inhalte aus den Postfächern bereits infizierter Systeme aus. Neu ist dieser Trojaner zwar nicht, jedoch wird er nun für Spear Phishing-Angriffe genutzt.“

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Beim Spear Phishing versenden Angreifer eine auf ihre Zielperson zugeschnittene E-Mail. In dieser wird das Opfer dazu verleitet, einen darin enthaltenen Link anzuklicken oder aber den E-Mail-Anhang zu öffnen. „Emotet sammelt schon seit Monaten Informationen darüber, wer mit wem innerhalb eines Unternehmens kommuniziert. Sogar die Inhalte der E-Mails werden in den letzten Versionen des Trojaners abgegriffen. In der Folge können die Angreifer nahezu perfekte Phishing-E-Mails versenden, die an das gängige Kommunikationsschema des Unternehmens angepasst sind“, so Heutger.

Die jetzt verbreiteten Emotet-Phishing-Mails enthalten einen .doc-Anhang mit Makros. Wer nach dem Öffnen eines Dokuments selbigem erlaubt, Makros zu verwenden, öffnet dem Trojaner Tür und Tor: Der Rechner wird über die eingebetteten PowerShell-Kommandos infiziert, weitere Schadsoftware lädt aus dem Internet nach, beispielsweise der Banking-Trojaner Trickbot. Den eigentlichen Schaden verursacht damit nicht die Erstinfektion. Entsprechend dem Vorbild der APT-Hacker versucht Emotet, sich im Netz auszubreiten. Genutzt werden dafür die auf dem Computer verwendeten Zugangsdaten sowie ein Exploit. Der Exploit stammt aus den geheimen NSA-Labors.

„Leider gibt es keine 100-prozentige Sicherheit. Verschiedene Schutzmaßnahmen auf organisatorischer und technischer Ebene reduzieren das Infektionsrisiko durch Emotet oder ähnliche Angriffe jedoch signifikant. Insbesondere zählen dazu Sicherheitsmaßnahmen zur sicheren E-Mail-Nutzung, unter anderem das Verwenden von S/MIME, der Verzicht auf das Nachladen externer Inhalte sowie Vorsicht beim Anklicken von enthaltenen Links“, so Christian Heutger. Er ergänzt: „Mit der Emotet-Angriffswelle wird sehr deutlich, wie ausgereift Phishing-Attacken mittlerweile sind. Die Zeiten, in denen Phishing-Mails schon an ihrem schrecklichen Äußeren erkannt werden konnten, sind vorbei. Es lohnt sich deshalb unbedingt, in Awareness-Maßnahmen für die Mitarbeitersensibilisierung zu investieren. Denn alle organisatorischen und technischen Vorkehrungen nutzen nichts, wenn die Mitarbeiter ahnungslos bleiben und mit ihrem Verhalten die Sicherheit des Unternehmens massiv gefährden.“

Die Tipps des Experten für optimierte Sicherheit:

  • Sicherheitsupdates – sowohl jene, die das Betriebssystem betreffen, als auch jene, die für Anwendungen bereitgestellt werden – zeitnah installieren.
     
  • Der Einsatz einer guten Antiviren-Software ist obligatorisch – sie sollte aber auch stets aktuell gehalten werden.
     
  • Regelmäßige Datensicherung – idealerweise verschlüsselt auf externen Speichermedien.
     
  • Zum Surfen im Netz oder zum E-Mail schreiben kann ein gesondertes Benutzerkonto auf dem Rechner eingerichtet werden.
     
  • Auch bei E-Mails von vermeintlich Bekannten Vorsicht walten lassen – insbesondere wenn Interaktionen damit verbunden sind, wie die Aufforderung Anhänge zu öffnen oder Links anzuklicken. „Bei Zweifel an der Glaubhaftigkeit des Inhalts einer E-Mail empfehle ich, sich beim vermeintlichen Absender zu erkundigen, beispielsweise durch Anruf“, rät Heutger.

Sind die Systeme einer IT-Organisation bereits infiziert, sollten die folgenden Schritte beachtet werden:

  • Das potenziell infizierte System umgehend vom Netzwerk isolieren. „Dazu das Netzwerkkabel ziehen. Keinesfalls das Gerät herunterfahren oder den Netzstecker ziehen. Für spätere Analysen kann zudem eine forensische Sicherung mit Speicherabbild erstellt werden“, rät Christian Heutger.
     
  • Anmeldungen mit dem eigenen Nutzer-Account auf einem potenziell infizierten System sind tabu, solange es sich im Netzwerk befindet.
     
  • Oftmals werden nachgeladene Schadprogramme nicht von der Antiviren-Software erkannt. „Ein infiziertes System ist damit vollständig kompromittiert und muss neu aufgesetzt werden“, erklärt Heutger und ergänzt: „Dasselbe gilt für Zugangsdaten oder Passwörter. Sämtliche Logins sollten geändert werden.“
     
  • Damit Angreifer nicht erkennen, dass sie entdeckt wurden, sollte die unternehmensinterne Krisen-Kommunikation auf externe Adressen verlegt werden – idealerweise verschlüsselt. Keinesfalls darf eine kompromittierte E-Mail zur Kommunikation genutzt werden.
     
  • Den Vorfall beim BSI melden.
     
  • Strafanzeige stellen. Zuständig ist die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) im jeweiligen Bundesland.
     
  • Den Vorfall den Mitarbeitern kommunizieren. „Das ist einerseits notwendig, um die Gründe des aktuellen Stillstands zu erklären. Andererseits jedoch auch, um Mitarbeiter zu informieren, dass diese eventuell privat betroffen sein könnten. Das ist dann wahrscheinlich, wenn der Arbeitsplatz privat genutzt werden darf und dort womöglich Passwörter oder Kontodaten verwendet wurden. Auch zur Sensibilisierung sind solche Gespräche unabdingbar“, rät Christian Heutger.
     
  • Geschäftspartner und Kunden über den Angriff informieren und erklären, wie Emotet arbeitet.

Weitere Informationen unter: https://www.psw-group.de/blog/spear-phishing-mit-emotet/6665
 

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