Cyberangriffe auf industrielle Unternehmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) entwickeln sich zunehmend zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Risiko.
Eine aktuelle Untersuchung des IT-Sicherheitsunternehmens Kaspersky in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut VDC Research zeigt: Die Mehrheit der betroffenen Betriebe verzeichnet Schäden in Millionenhöhe – in Einzelfällen sogar deutlich darüber hinaus.
Angriffe auf industrielle Infrastruktur: Die wahren Kosten
Laut der Studie „Securing OT with Purpose-built Solutions“ wurden 88 Prozent der befragten Industrieunternehmen bereits Opfer von Cyberangriffen, die finanzielle Schäden von bis zu fünf Millionen US-Dollar zur Folge hatten. Rund zwölf Prozent berichten sogar von Verlusten jenseits dieser Grenze – vereinzelt bis über zehn Millionen US-Dollar.
Diese Schäden sind nicht allein durch kurzfristige Störungen erklärbar. Vielmehr setzen sich die Verluste aus einer Vielzahl von Faktoren zusammen, die unterschiedliche Bereiche innerhalb des Unternehmens betreffen. Im Durchschnitt entfallen:
- 24 % der Gesamtkosten auf Maßnahmen zur Bewältigung von Sicherheitsvorfällen (Incident Response),
- 21 % auf entgangene Umsätze,
- je 16 % auf ungeplante Stillstände sowie Reparaturen oder Ersatz beschädigter Anlagen,
- 11 % auf Lösegeldzahlungen,
- 11 % auf Verluste durch Ausschuss oder unfertige Produkte.
Produktionsunterbrechungen als kritischer Risikofaktor
Ein besonders folgenschwerer Aspekt sind ungeplante Ausfallzeiten: 86 Prozent der Unternehmen geben an, dass Betriebsunterbrechungen infolge eines Cyberangriffs im Schnitt bis zu 24 Stunden andauern. In der Industrie bedeuten auch kurze Stillstände bereits enorme Verluste, da Lieferketten ins Stocken geraten und vertragliche Verpflichtungen möglicherweise nicht eingehalten werden können.
Neben den direkten wirtschaftlichen Schäden bringen solche Unterbrechungen auch längerfristige Folgen mit sich: Die internen Abläufe geraten aus dem Takt, das Vertrauen der Kunden wird geschwächt, und die Wettbewerbsfähigkeit sinkt.
Sicherheit als Produktionsfaktor
Die Studienautoren machen deutlich: Klassische Wartungs- und Reparaturstrategien reichen längst nicht mehr aus, um moderne industrielle Infrastrukturen zu schützen. Vielmehr erfordert die zunehmende Vernetzung von Produktionsanlagen gezielte Maßnahmen im Bereich der Operational Technology (OT)-Sicherheit.
Andrey Strelkov von Kaspersky, Experte für industrielle Cybersicherheit, betont die Bedeutung robuster Schutzsysteme: Wer die Risiken durch Cyberangriffe unterschätzt, setzt nicht nur Maschinen und Anlagen aufs Spiel, sondern gefährdet auch die Rentabilität und Zukunftsfähigkeit des gesamten Unternehmens.
Cyberbedrohungen sind für Industrieunternehmen in der EMEA-Region nicht mehr hypothetisch – sie sind real, häufig und teuer. Die Zahlen belegen eindrücklich, wie dringend Unternehmen in ihre Cybersicherheit investieren müssen, um langfristige Schäden zu vermeiden.