50 Millionen Facebook-Profile gehackt

Quelle: TY Lim / Shutterstock.com

Facebook hat es wieder mit einer neuen Schlagzeile in die Medien geschafft. 50 Millionen Profile wurden gehackt. Doch was genau ist dort passiert, wie sind die Konsequenzen für Betroffene und hat Facebook in dieser Sache richtig gehandelt?

Facebook ist stark angeschlagen, da die Profile von 50 Millionen Nutzer gehackt wurden. Facebook Experte Jakob Hager erklärt die Hintergründe und wie es nun weitergeht mit Mark Zuckerbergs Unternehmen.

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Bei Facebook jagt im Moment eine negative Nachricht die andere. Vor wenigen Monaten musste Mark Zuckerberg vor dem US Senat und danach vor dem Europaparlament über den Cambridge Analytica Skandal aussagen. Damals ging es darum, dass die Firma Cambridge Analytica 90 Millionen Nutzerdaten missbräuchlich verwendet hat und behauptete, damit Donald Trump im Wahlkampf geholfen zu haben. Dazu kam noch, dass dem russischen Geheimdienst nahe Gruppen massiv Werbung zugunsten von Donald Trump geschaltet und so eventuell die US Wahl beeinflusst hatten.

Nun der nächste Skandal. Es ist wichtig, den neusten Hackerangriff zu analysieren und die Vorgänge richtig einzuordnen um zu verstehen, wer daran Schuld ist und was nun mit Facebook passiert.

Mark Zuckerberg wurde nach den Vorgängen rund um Cambridge Analytica und die russische Einmischung in die US Wahlen vor den US Senat zitiert. Damals schaffte er es erst mal, die Zerschlagung seines Konzerns abzuwenden. Doch die Stimmung, mit der Facebook in der Öffentlichkeit betrachtet wird, wurde negativer. Vom innovativen Silicon Valley Startup, das die Welt verändert, zum übermächtigen Datenkraken, der unsere Freiheit bedroht.

Doch bevor wir uns ansehen, wie es mit Facebook nun weitergeht, analysieren wir, was denn genau diesmal passiert ist.

 Was ist passiert?

Es ist ironisch, dass gerade eine Funktion zur Verbesserung der Datensicherheit nun dazu geführt hat, dass die privaten Daten von 50 Millionen Facebook Nutzern öffentlich zugänglich waren. Eine Schwachstelle im Code des sozialen Netzwerks bedeutete, dass Hacker die Logins der Personen übernehmen und ihre intimsten Informationen sehen konnten, sagte das Unternehmen.

Das Problem betraf die “Ansehen als”-Funktion, die es Menschen ermöglicht, ihre eigenen Profile so zu sehen, wie sie es von anderen Menschen gesehen werden. Damit können Facebook Nutzer genau nachvollziehen, was ihre Freunde oder Unbekannte sehen, wenn sie ihr Facebook-Profil anklicken. Es war allerdings – laut Facebook – nicht möglich private Nachrichten zu lesen oder Änderungen am Profil vorzunehmen.

Was bedeutet das für Betroffene?

Jeder, dessen Konto gefährdet wurde, wird vermutlich von Facebook informiert, sobald das Unternehmen seine interne Untersuchung abgeschlossen hat. Es gibt aber aktuell nichts, das man als Facebook-Nutzer tun kann. Es wurden bei dem Angriff keine Passwörter gestohlen und keine Daten geändert. Normalerweise ist es eine gute Empfehlung, das Passwort zu ändern. In diesem Fall ist das aber wirkungslos.

Facebook sagte, dass die Strafverfolgungsbehörden informiert wurden und der Fehler sofort behoben war. Aktuell ist es nicht mehr möglich, dass sich Hacker durch die Sicherheitslücke in fremde Profile einloggen können. Facebook hat die automatische Anmeldung bei vielen Profilen zurückgesetzt.

Das bedeutet, wenn ein Nutzer in den letzten Tagen facebook.com im Browser aufruft, normalerweise sofort eingeloggt wird, aber diesmal seine E-Mail und sein Passwort neu eingeben musste, dann kann es sich dabei um ein betroffenes Profil handeln.

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 Wer ist Schuld?

Das war einer der ersten großen Hackerangriffe, den Facebook öffentlich gemacht hatte. Cambridge Analytica hatte Facebook nicht gehackt, sondern legal gewonnene Daten missbräuchlich verwendet. Die russische Intervention war eine normale Verwendung der Facebook-Werbung, kein Hackerangriff.

Ein Unternehmen, das über 2 Milliarden Nutzer hat, ist natürlich eine Zielscheibe für alle Arten von Hacker. In diesem Fall hat Facebook zumindest nach dem Bekanntwerden des Vorfalls vorbildlich gehandelt und sofort die Behörden informiert und die Sicherheitslücke geschlossen.

Man kann die konzentrierte Datenmacht Facebook nun gut oder schlecht finden, aber in diesem Fall hat das Unternehmen von Mark Zuckerberg nichts falsch gemacht. Es gibt keine Software ohne Sicherheitslücken. In Anbetracht der Größe von Facebook, ist es sogar verwunderlich, dass es nicht häufiger zu Zwischenfällen gekommen ist.

Wie geht es mit Facebook weiter?

Der Hackerangriff an sich wäre kein großes Problem für Facebook. Es gab schon zahlreiche andere große Unternehmen, die von weitaus umfangreicheren Attacken betroffen waren. Bei Yahoo wurden im Jahr 2013 alle Accounts gehackt. Das waren damals 3 Milliarden Nutzer. Erst 2017 wurde der Hack veröffentlicht. Im Jahr 2016 stahlen Hacker die Daten von 57 Millionen Uber-Kunden, und das Unternehmen zahlte den Hackern 100.000 Dollar, um den Angriff zu vertuschen.

Beim Facebook Hack wurden keine Passwörter gestohlen, keine Informationen verändert, allerdings konnten die Hacker private Information von 50 Millionen Menschen lesen.

Das alleine wäre für Facebook kein Problem. Doch durch die kürzlichen Skandale kommt der Hackerangriff nun zur schlechtesten Zeit für das Soziale Netzwerk.

Facebook hat im Moment keinen Konkurrenten zu fürchten. Snapchat wurde erfolgreich ausgebremst durch Instagram Stories. Sonst gibt es keine Sozialen Netzwerke, die Facebook auch nur annähernd das Wasser reichen könnten.

Die einzigen Gefahren für Facebook sind eine Zerschlagung oder sehr strenge Gesetzgebung durch Regierungen und ein Image-Verlust bei den Nutzern. Das größte Problem für Facebook ist nicht, dass Menschen das soziale Netzwerk verlassen, aber das junge Menschen gar nicht damit beginnen, dort aktiv zu werden. Je schlechter Facebooks Ruf, desto eher sind junge Menschen geneigt, Social Media Konten bei anderen Plattformen zu eröffnen oder bei Facebook einfach nicht aktiv zu werden.

Facebook muss also nun noch stärker öffentlich zeigen, wie wichtig dem Unternehmen der Datenschutz ist, um das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen. Dazu wird es die Regeln für Anzeigen auf der Plattform und die Zugänge für Software-Anbieter, die Apps und Spiele auf der Facebook Plattform entwickelt haben, weiter verschärfen. Sinkende Nutzerzahlen und gleichzeitig strengere Regeln für Werbetreibende werden die Kosten und den Aufwand für Facebook Werbung in die Höhe treiben. Trotzdem wird Facebook nach wie vor ein wichtiger Werbekanal für Unternehmen bleiben, vor allem auch durch das starke Wachstum von Instagram.

Es hängt viel davon ab, ob Facebook es schafft, in den nächsten Monaten nicht in Skandale verwickelt zu sein und das Vertrauen der Nutzer und Behörden zurückzugewinnen. Geschäftlich ging es Facebook nie besser als bisher.

www.jakobhager.com
 

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