Mit 6 Kompetenzen erobern immer mehr Frauen das Projektmanagement

Business WomanNicht nur Ingenieurinnen haben heute bei Technikprojekten beste Chancen, sondern auch exzellent ausgebildete Quereinsteigerinnen. Denn für das Projektmanagement braucht man heute viel Führungsgeschick und Methodenkenntnis; Fachwissen tritt dagegen in den Hintergrund.

Damit kommen auch viele „fachfremde“ Frauen zum Zuge: Sie bringen gute Fähigkeiten mit, um Projekte planen und steuern, Ziele aushandeln, Teams führen oder Konflikte lösen zu können. Sechs Tugenden machen heute erfolgreiche Projektmanagerinnen aus.

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Der Mittelständler wagte neue Wege: Für ein Entwicklungsprojekt setzte er auf eine Seiteneinsteigerin. An die Spitze des Teams berief er eine erfahrene Betriebswirtin – statt wie sonst einen Techniker aus der Entwicklungsabteilung. „Mein Team hat technische Probleme gelöst“, sagt die fachfremde Projektleiterin, „ich habe mich auf das Management konzentriert und meinen Spezialisten den Rücken freigehalten.“ Sie brachte das Projekt methodisch aufs Gleis, löste schnell Konflikte, ermöglichte Kreativität unter den Ingenieuren und sorgte dafür, dass niemand von außen das Team beim Arbeiten störte. Ihr Vorhaben gelang – letztlich auch finanziell.

Nicht nur gestandene Ingenieurinnen haben heute bei Technikprojekten beste Chancen, sondern auch fachfremde Quereinsteigerinnen. Der Grund dafür: Die Anforderungen im Projektmanagement verschieben sich. „An der Spitze von Projekten stehen heute vielfach die besten Menschenkenner, nicht mehr die besten Fachleute“, beobachtet Cornelia Zimmer-Reps, Projektmanagement-Fachfrau bei der Unternehmensberatung next level consulting. Sie schätzt, dass das Fachwissen heute höchstens zwanzig Prozent im Anforderungsprofil an Projektmanager ausmacht. Dreißig Prozent des Profils besteht aus methodischem Managementwissen. Und fünfzig Prozent aus Führungskompetenz: Etwa Kommunikationsfähigkeit, Diplomatie beim Lösen von Konflikten, Verhandlungsgeschick und Teamfähigkeit.

„Viele exzellent ausgebildete Frauen bringen solche Kompetenzen mit“, erklärt Cornelia Zimmer-Reps. Deshalb punkten viele Frauen in der vermeintlichen Männerdomäne „Technikprojekt“ auch dann, wenn sie nicht den klassischen MINT-Fächern (Mathematik, Ingenieurwissenschaft, Naturwissenschaft, Technik) entstammen. Cornelia Zimmer-Reps beschreibt sechs „Tugenden“ für Projektmanagerinnen. Auf was es ankommt:

Erstens: Ziele aushandeln

Projektmanagement heißt verhandeln. Die Schwierigkeit: Projektmanagerinnen haben viel vor, doch ihnen fehlen Mittel und Macht dafür. Sie haben für ihr Projekt weder eigene Mitarbeiter noch Arbeitsmaterial. Das, was sie brauchen, handeln sie laufend mit Abteilungsleitern und anderen Vorgesetzten aus. „Sie müssen andere ‚Mitspieler’ davon überzeugen, dass das Projekt auch für sie Nutzen hat und mit ihnen zu gemeinsamen Zielen finden“, erklärt Cornelia Zimmer-Reps. Ähnliches Geschick brauchen Projektmanagerinnen, um sich mit Kunden und Auftraggebern einig zu werden. Einige Auftraggeber wollen Projekte mit Zielen überfrachten. „Die Projektmanagerin muss ein Gleichgewicht finden zwischen den Kundenzielen und dem, was im konkreten Projekt möglich ist“, sagt Cornelia Zimmer-Reps. Nur so kann sie für das Projekt eine realistische, erfolgsversprechende Ausgangsposition schaffen.

Zweitens: Organisationstalent

Gut durchdachte, realistische Planung und Organisation sind die Wurzeln des Projekterfolgs. Projektleiterinnen sollten immer wissen, wo sie im Projekt stehen. Zum Beispiel: Wie viel Budget steht noch zur Verfügung? Wo kommt es zu Personalengpässen? Wo bietet das Projekt Chancen, Geld und Arbeitszeit zu sparen? Mit dieser Organisation und Übersicht verfolgen Projektmanagerinnen gleich mehrere Ziele. Einerseits soll das Vorhaben störungsfrei laufen. Andererseits weckt strukturiertes Arbeiten Vertrauen bei anderen, vor allem auch beim Auftraggeber. Denn durchdachtes Vorgehen und Ordnung machen glaubwürdig. „Es lohnt sich, die fachgerechte Strukturierung und die gute Organisation des Projektes auch nach außen zu zeigen“, empfiehlt Cornelia Zimmer-Reps.

Drittens: Teamfähigkeit

Die Zeiten der Einzelkämpfer an der Projektspitze sind passé. Projektmanagerinnen müssen heute gute Teamplayer sein – und vor allem bunt durchmischte Teams führen, in denen Menschen mit unterschiedlichem Fachhorizont und unterschiedlicher Mentalität zusammenarbeiten. „Jedes Team braucht eine stabile persönliche Vertrauensbasis“, sagt Cornelia Zimmer-Reps, „damit überstehen die Teams auch stürmische Zeiten und werden nach Krisen schnell wieder arbeitsfähig und produktiv.“ Deshalb legt die Projektmanagement-Fachfrau viel Wert darauf, dass sich das Team auch außerhalb der Arbeit gut kennenlernt. Das muss auch nicht immer aufwändig sein; ein gemeinsames regelmäßiges Mittagessen, gemeinsame Freizeitunternehmung oder ein „Team-Event“ eignen sich dafür sehr gut.

Viertens: Akzeptanz herstellen

Projekte verändern die Welt. Damit lösen sie nicht immer nur Zustimmung aus. Beispielsweise können innerbetriebliche Softwareprojekte auf den Widerstand der künftigen Nutzer treffen, die lieber mit den altgewohnten Computerprogrammen weiterarbeiten wollen. Eine Kernaufgabe modernen Projektmanagements besteht deshalb darin, Akzeptanz herzustellen. Gute Projektmanagerinnen verstehen es meisterhaft, verschiedene Interessengruppen für ihr Vorhaben zu gewinnen. Sie suchen früh den Dialog mit diesen Interessensgruppen, stellen ihre Pläne wichtigen „Key-Playern“ vor und wissen, wie man Zweifler überzeugt.

Fünftens: Konflikte lösen

Projektprofis kehren Konflikte nicht unter den sprichwörtlichen Teppich. Sie gehen früh Streit, Meinungsverschiedenheiten und Interessenkollisionen an – bevor sich die jeweiligen Positionen der Streitparteien verfestigen. Mit dem bloßen Schlichten und Richten ist es dabei selten getan. „Viele Konflikte brauchen Geduld und Feingefühl, manchmal muss man Verbündete suchen“, sagt Cornelia Zimmer-Reps. Im Idealfall endet der Konflikt mit einer „win-win-Lösung“, aus der beide Seiten Vorteile ziehen.

Sechstens: Kreativität im Projekt freisetzen

Ob technologisch, wissenschaftlich, sozial oder betriebswirtschaftlich – viele Projekte betreten Neuland. Sie verlassen eingefahrene Denkwege, suchen neue Blickwinkel und brauchen Kreativität. Dafür müssen die Projektprofis selbst keine genialen Ideenlieferanten sein. Eines aber müssen sie beherrschen: Im Projekt ein Klima für Innovationen erzeugen. Projektmanagerinnen schaffen bewusst einen Rahmen und Spielregeln für die Kreativität und geben dem Team Freiraum, Ideen nachzugehen und auch Fehler zuzulassen.

„Der falsche Umgang mit Fehlern kann Kreativität ersticken“, warnt Cornelia Zimmer-Reps, „wer Angst vor Fehlern hat kann nicht kreativ arbeiten.“ Ein Team sollte einen Fehler deshalb als gemeinsame Aufgabe sehen: Nicht den Schuldigen suchen, nicht schnell entmutigen lassen – sondern den Fehler als Ansporn nehmen für die Suche nach neuen Lösungen.

www.nextlevelconsulting.eu

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