Human Resources gewinnt zunehmend strategische Bedeutung. Laut dem „United Interim Wirtschaftsreport 2025“ sind über drei Viertel der befragten Interim Manager der Ansicht, dass das Personalwesen in Unternehmen höchste Priorität verdient und auf Vorstandsebene angesiedelt sein sollte.
Ein zentraler Grund: Nur wer das Personalwesen konsequent in die Unternehmensstrategie integriert, kann dem Fachkräftemangel effektiv begegnen.
Frauenpotenziale stärker nutzen
Eine der wichtigsten Maßnahmen, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, ist die bessere Nutzung weiblicher Potenziale. 63 Prozent der Interim Manager schlagen vor, flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Optionen und flächendeckende Kinderbetreuungsmöglichkeiten auszubauen. Auch gezielte Förderprogramme für Frauen in Führungspositionen und MINT-Berufen sollen helfen, Karrierebarrieren abzubauen.
Experten schätzen, dass dadurch bis 2030 bis zu zwei Millionen Frauen stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Besonders wirksam sind kombinierte Maßnahmen, bei denen Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten und gezielte Förderung zusammenwirken.
Generationenorientiertes Recruiting
Über 80 Prozent der befragten Führungskräfte empfehlen, die Ansprache der Generationen X, Y und Z zu individualisieren.
- Generation X bevorzugt Stabilität, Fachwissen und klassische Kommunikationskanäle wie E-Mail oder persönliche Netzwerke.
- Generation Y legt Wert auf Flexibilität und Sinnhaftigkeit der Arbeit. Social Media ist hier ein wichtiger Kanal für Jobinformationen.
- Generation Z ist digital stark vernetzt und bevorzugt mobile Bewerbungen. Authentische Inhalte über TikTok, Snapchat oder Influencer-Empfehlungen steigern die Rekrutierungserfolge.
Durch angepasste Ansprache lassen sich laut Report die Erfolge im Recruiting um bis zu 30 Prozent steigern.
Verlängerte Lebensarbeitszeit und Aktivrente
52 Prozent der Interim Manager sehen die Verlängerung der Lebensarbeitszeit als entscheidend, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Konzepte wie die Aktivrente, bei der zusätzliche Einkünfte im Rentenalter steuerfrei bleiben und nicht auf die Rente angerechnet werden, könnten Erwerbstätigkeit im Alter attraktiver machen und die Versorgungslücke verringern.
Die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt wird von 79 Prozent der Interim Manager als entscheidend betrachtet. Angesichts des demografischen Rückgangs in Deutschland ist eine jährliche Nettozuwanderung von rund 400.000 Personen erforderlich, um das Arbeitskräftepotenzial langfristig stabil zu halten.
Dringender Handlungsbedarf in Schlüsselbranchen
Im Baugewerbe fehlen derzeit allein rund 42.000 Fachkräfte, unter anderem Bauelektriker und Fachkräfte für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik. Dadurch konnten jährlich bis zu 120.000 Bauprojekte nicht realisiert werden.
Auch der Maschinen- und Anlagenbau leidet unter Fachkräftemangel, insbesondere Ingenieure und Techniker. Schätzungen zufolge entstehen hier allein durch fehlende Fachkräfte jährliche Umsatzverluste von rund 10 Millionen Euro.
Um die Lücken zu schließen, setzen Experten auf drei Hebel: den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz, humanoide Roboter und gezielte Zuwanderung. Gleichzeitig sollten Unternehmen ineffiziente Verwaltungsstrukturen und wenig wertschöpfende Tätigkeiten abbauen, um Ressourcen für produktive Arbeit freizusetzen.