Fachkräftemangel: Mögliche Folge ist Zusammenschluss von HR und IT

Eine aktuelle Studie des Softwareunternehmens Nexthink zeigt: Die digitale Komplexität am Arbeitsplatz überfordert viele Beschäftigte – und belastet die Produktivität deutscher Unternehmen zunehmend.

IT-Entscheider setzen nun auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Personal- und IT-Abteilungen, um gegenzusteuern.

Komplexe digitale Tools belasten Mitarbeitende

Viele Beschäftigte müssen heute mit einer Vielzahl digitaler Anwendungen jonglieren – im Schnitt elf verschiedene Tools täglich. Zum Vergleich: 2019 waren es noch etwa halb so viele. IT-Führungskräfte rechnen damit, dass diese Zahl in den kommenden drei Jahren um weitere 43 Prozent steigen wird. Die Folge: Überforderung, geringeres Engagement und stagnierende Produktivität.

Diese Entwicklung hat spürbare wirtschaftliche Folgen. Laut Nexthink belaufen sich die Produktivitätsverluste durch sinkende Mitarbeitermotivation und ineffiziente digitale Prozesse in Deutschland auf jährlich bis zu 135 Milliarden Euro.

Die Studie „The Experience Silo: The Future of HR and IT“ basiert auf den Antworten von über 1.100 IT-Führungskräften weltweit, darunter 200 aus Deutschland. Ein zentrales Ergebnis: 92 Prozent der deutschen Befragten sehen in einer engeren Verzahnung von HR und IT einen wichtigen Lösungsansatz zur Steigerung der Mitarbeiterproduktivität.

Dabei geht es nicht nur um technische Optimierungen, sondern um eine grundlegende Neuausrichtung der digitalen Arbeitswelt. 58 Prozent der Befragten rechnen sogar mit einem vollständigen Zusammenschluss beider Abteilungen innerhalb der nächsten fünf Jahre. Weitere 39 Prozent halten dies zwar für unwahrscheinlich, erwarten aber deutlich engere Kooperationsformen.

Vorteile einer Zusammenarbeit: Veränderungsbereitschaft und Kulturwandel

Eine engere Verbindung zwischen IT und HR verspricht laut der Studie gleich mehrere positive Effekte:

• Mehr Offenheit für Veränderungen in Phasen des Wandels (60 %)
• Kulturelle Annäherung zwischen technik- und menschenzentrierten Prozessen (51 %)
• Höhere Akzeptanz digitaler Tools (42 %)
• Verbesserte Wahrnehmung von IT und HR im Unternehmen (39 %)

Diese Synergien könnten laut Nexthink-CTO Vedant Sampath dabei helfen, die digitale Transformation nicht nur technisch, sondern auch kulturell voranzutreiben.

Hindernisse auf dem Weg zur Integration

Trotz der Zustimmung zur Idee sehen viele Unternehmen die Umsetzung kritisch. Als größte Herausforderungen gelten:

• Unterschiedliche Prioritäten der Abteilungen (59 %)
• Unklare Verantwortlichkeiten (58 %)
• Interner Widerstand gegen Veränderungen (50 %)
• Fehlende gemeinsame Systeme und Tools (48 %)

Trotzdem halten sich 54 Prozent der deutschen IT-Entscheider für „sehr bereit“, die Veränderung anzustoßen – ein Zeichen für wachsenden Handlungsdruck.

Eine neue Führungsrolle im digitalen Wandel?

Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) sprechen sich dafür aus, eine mögliche neue, gemeinsame Abteilung von einer übergreifenden Führungsrolle leiten zu lassen – dem sogenannten Chief Experience Officer (CXO). Dieser soll sowohl technologische als auch menschliche Aspekte des Arbeitsumfelds zusammenbringen.

Zu den Kernaufgaben eines solchen CXO könnten gehören:

• Verwaltung und Optimierung aller Arbeitsplatztechnologien, inkl. Automatisierung und KI
• Entwicklung digitaler Weiterbildungsangebote
• Kontinuierliche Verbesserung der digitalen Mitarbeitererfahrung
• Systematische Betreuung des digitalen Erlebens der Mitarbeitenden

Mensch und Technologie gemeinsam denken

Ob HR und IT künftig vollständig verschmelzen oder „nur“ enger zusammenarbeiten – klar ist: Die digitale Arbeitswelt braucht neue Denkweisen. Unternehmen, die Produktivität langfristig sichern wollen, müssen mehr tun als nur Tools bereitzustellen. Sie müssen Arbeitsumgebungen schaffen, in denen Mitarbeitende wirklich effizient und motiviert arbeiten können. Dazu gehört ein reibungsloses Zusammenspiel von Technik, Prozessen und Kultur.