Esports als HR- und Recruiting-Tool in der IT

Der langfristige Erfolg eines Unternehmens wird maßgeblich durch die Kompetenzen und den Teamgeist der Mitarbeitenden bestimmt. Durch den gesellschaftlichen Wandel wird die Suche nach Talenten zunehmend zur Herausforderung, die es zu meistern gilt.

Junge, gebildete und technikaffine Mitarbeitende sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt, rar und über klassische Medien wie lineares Fernsehen oder Printmagazine kaum mehr zu erreichen. In Zeiten des Fachkräftemangels helfen neue, innovative HR-Maßnahmen, um als Unternehmen für Mitarbeitende attraktiv zu bleiben.

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Hier hat sich Esports, also wettbewerbsorientiertes Gaming, als wirksames Instrument erwiesen. Während sich Gaming und Esports in den letzten Jahren zu einer milliardenschweren Unterhaltungsindustrie entwickelt haben und die gesamte Branche im Jahr 2022 rund 201 Milliarden Euro einnahm, gehen die Einflüsse längst über das Entertainment hinaus. Esports wirkt sich mittlerweile auch auf die Unternehmenswelt aus, insbesondere in den Bereichen Human Resources und Employer Branding. Gerade für IT-Unternehmen bieten sich hier große Chancen, da Gamer eine hohe IT-Affinität haben.

Esports als Erfolgsfaktor für IT-Unternehmen

Im Mittelpunkt des Esports stehen Fähigkeiten wie Konzentration, Koordination und Ausdauer. Esportler und Gamer zeichnen sich durch außergewöhnliche kognitive Leistungen aus. Studierende und Hochschulabsolventen sind unter den Spielern überrepräsentiert. Als digitale Pioniere verfügen sie oft über ausgezeichnete Fähigkeiten im Umgang mit Informationstechnologien und digitalen Lösungen. Darüber hinaus sind sie teamorientiert und haben eine ausgeprägte Fähigkeit zur Zusammenarbeit bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele.  Dies macht sie in vielerlei Hinsicht attraktiv, insbesondere für die IT-Branche.

Wie Unternehmen mit Esports Talente erreichen

Sich mithilfe von Esports als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, erfordert vor allem eines: Authentizität. Um als authentisch wahrgenommen zu werden, sind vier grundlegende Faktoren entscheidend. Erstens sollte sich ein Unternehmen der vielfältigen Subcommunities im Esports bewusst sein, die sich durch unterschiedliche Interessensgebiete und abweichende Sprachcodes auszeichnen. Es gilt, die richtige Zielgruppe zu identifizieren und diese dann in der richtigen “Sprache” anzusprechen.

Zweitens sollte die Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden. Neben einer adäquaten Ansprache kann dies durch eine nahbare Interaktion auf Plattformen wie Twitch, Discord und Twitter/X erreicht werden. Drittens sollte das Engagement den Gamern und Esports-Fans einen echten Mehrwert bieten. Nur so kann eine Win-Win-Situation entstehen, das die Talente überzeugt. Am wichtigsten ist jedoch das Fair Play, das im Mittelpunkt der Esports-Community steht. Um mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten, sollte sich dieser Wert in der Unternehmenskultur widerspiegeln und nach außen getragen werden.

Sind diese Prinzipien erst einmal verinnerlicht, gibt es zahlreiche Strategien für Unternehmen, den Esports als Recruiting- und HR-Instrument zu nutzen. Hier sind einige Beispiele:

  • Social Media und Content Marketing: Der Einsatz von Gaming-bezogenen Inhalten in Social Media (z.B. Twitch-Streams, Gaming-Vlogs etc.) kann helfen, eine Verbindung zu einer jüngeren Zielgruppe aufzubauen und die Unternehmensmarke zu stärken. Die Implementierung eines reaktiven Community Managements auf Twitter kann nützlich sein, um auf Augenhöhe mit ihr zu interagieren.
  • Partnerschaften mit Gaming-Influencern: Kooperationen mit Gaming-Influencern können die Reichweite in der Zielgruppe erhöhen und das Employer Branding positiv beeinflussen. Hier eignen sich auch sogenannte Makro-Influencer, die zwar eine geringere Reichweite, daher allerdings häufig eine stärkere Bindung zu ihrer Community haben. Durch eine solche Kooperation lässt sich daher eine bestimmte Zielgruppe besonders gut erreichen. Zudem ist die Zusammenarbeit meist kostengünstiger als mit populären Influencern.
  • Einsatz von Gamification-Techniken im Recruiting: Gamification im Recruitingprozess, z.B. durch spielerische Elemente in der Online-Bewerbung oder im Assessment Center, kann das Interesse der Bewerber wecken und das Unternehmen als kreativ und fortschrittlich positionieren.
  • Organisation eigener Gaming-Turniere: Unternehmen können interne oder offene Gaming-Turniere organisieren, Mitarbeitende über Hierarchien hinweg, z.B. Auszubildende gegen C-Level-Positionen, antreten lassen oder eine eigene Liga mit Offline-Finale ins Leben rufen.
  • Förderung von Diversität und Inklusion im Gaming: Die aktive Förderung von Diversität und Inklusion im Esports und Gaming kann das Image eines sozial verantwortlichen und modernen Arbeitgebers stärken.
  • Sponsoring von Esports-Teams oder Events: Durch das Sponsoring von Esports-Teams oder Turnieren kann ein Unternehmen seine Marke einem breiten, oft jungen und digital versierten Publikum präsentieren.
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Gezieltes Esports-Engagement bei Axians Deutschland

Axians Deutschland setzt Gaming gezielt als HR- und Recruiting-Tool ein, um Studierende verschiedener IT-Disziplinen anzusprechen. Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit der Uniliga schafft der ICT-Lösungsanbieter bei den Offline-Finals authentische Treffpunkte wie Informationsstände und Public Viewing Lounges. Eine neu gegründete Axians Gaming Community richtet sich an bestehende Mitarbeitende. Durch den Aufbau eigener Esports-Teams und die Organisation von Turnieren fördert sie die Vernetzung mit der Esports-Community. Spezielle Gaming Nights ermöglichen es Enthusiasten, Gleichgesinnte zu treffen und Ideen für zukünftige Aktivitäten einzubringen. Diese strategische Ausrichtung stärkt nicht nur die Arbeitgebermarke von Axians, sondern fördert auch die Vielfalt und die unterschiedlichen Kompetenzen in der IT-Branche.

SAP: Modernes Employer Branding mit Esports

Ein weiteres Beispiel für eine langfristige und erfolgreiche Integration von Esports in die HR-Strategie ist SAP. Neben dem Sponsoring von Esports-Teams veranstaltete der Softwarekonzern bereits interne Mitarbeiterturniere, deren Offline-Finals in der Unternehmenszentrale in Walldorf ausgetragen wurden. Zudem nutzte das Unternehmen seine IT-Expertise für die Entwicklung und den Betrieb eines Datenanalysetools. Dieses Tool wird nicht nur intern genutzt, sondern inzwischen auch als White-Label-Lösung an Esports-Teams verkauft und in offiziellen Broadcasts als Lösung für Echtzeit-Datenanalyse eingesetzt. Ergänzend hat sich SAP durch die Teilnahme an der Gamescom und die Veröffentlichung von zwei Esports-Dokumentationen zu einer endemischen Marke mit hohem Stellenwert in der Esports-Community entwickelt. 

Fazit

Esports und Gaming sind längst keine Randphänomene mehr, sondern haben sich zu einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realität entwickelt. Unternehmen haben erkannt, dass Esports eine einzigartige Möglichkeit bietet, eine junge, technikaffine und talentierte Zielgruppe zu erreichen und die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Esports fördert den Teamgeist, unterstützt eine digitale Unternehmenskultur und ermöglicht innovative Personalmaßnahmen.

Mit Esports-Turnieren können Unternehmen ihre interne Unternehmenskultur stärken, Talente gewinnen und ihre Employer Branding-Strategie erfolgreich umsetzen. Unternehmen wie SAP bestätigen, dass Esports-Turniere ein effektives Marketinginstrument sind, das sich positiv auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung auswirkt. Nun liegt es an anderen Unternehmen, die Chancen von Esports für Recruiting und Employer Branding zu nutzen.

Alexander

Albrecht

Build a Rocket -

Geschäftsführer

Alexander Albrecht ist Geschäftsführer der Esports-Agentur BUILD A ROCKET und seit über 20 Jahren in führenden Positionen innerhalb des Esports. Er zählt zu den meistgefragten Branchenkennern in Europa und betreut mit seinem Team unter anderem Kunden wie SAP, KitKat, Ralph Lauren und Uber Eats.
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