Wie arbeiten wir in 10 Jahren? Steuern Ingenieure Roboter und Maschinen aus dem Homeoffice? Ersetzt AI den Menschen? Oder müssen wir „nur“ das perfektionieren, was wir schon kennen? – Heimarbeitsplätze, Kollaboration und virtuelle Teams.
Fakt ist, die zunehmende Digitalisierung in nahezu allen Bereichen der Arbeit und neue Technologien und Arbeitsplatzkonzepte werden unsere Arbeitswelt in den nächsten 10 Jahren stark verändern.
Einige dieser Veränderungen haben bereits stattgefunden, sei es gewollt oder auch durch die aktuelle Pandemie vorangetrieben. Im Fokus vieler Arbeitnehmer steht aktuell das Thema Homeoffice. Strebten wir noch vor wenigen Jahren nach einer Work-Life-Balance mit wenigen Tagen am heimischen Arbeitsplatz, zeigt die Zukunft eher in Richtung Life-Work-Blending, also einer Verschmelzung von Privat- und Arbeitsleben.
Der Wandel ist ein alter Hut
Das ist nicht neu, denn die Weiterentwicklung von Arbeitsplätzen und Arbeitskonzepten ist quasi „ein alter Hut“. Die erste Revolution der Arbeit ersetzte die Handarbeit, zuerst mit der Dampfmaschine, dann durch das Fließband. Aktuell erleben wir die zweite große Revolution. Ersetzt wird hier aber nicht die körperliche bzw. händische Arbeit, sondern die Kopfarbeit – unsere Intelligenz. Sie wird durch Programme und Werkzeuge unterstützt und über kurz oder lang mithilfe Künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Algorithmen ersetzt.
Werden wir also durch Maschinen ersetzt? Übernehmen Roboter unsere Arbeit komplett und die Menschen werden überflüssig? Was nach düsterer Dystopie klingt, sind Fragen, die sich tatsächlich viele stellen.
Aber: Die Arbeit wird uns mit Sicherheit nicht ausgehen. Sie wird sich bloß radikal wandeln.
Ist das Büro tot? Brauchen wir also gar keine Büroflächen mehr, weil alle aus dem Homeoffice arbeiten? Die Antwort ist ganz klar: Nein. Denn nicht alle arbeitenden Menschen können ihre Tätigkeiten vom heimischen Schreibtisch aus erledigen. Fakt ist, etwa 56% der abhängig Beschäftigten in Deutschland können zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten. Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen also. (Homeoffice während der Pandemie und die Implikationen für eine Zeit nach der Krise (ifo.de)). Dieses Potential wird trotz Homeoffice-Pflicht und pandemiebedingter Zwangsdigitalisierung bei weitem nicht ausgeschöpft.
Blicken wir also in die Zukunft. Geht die Entwicklung, die wie jetzt schon sehen weiter – wovon wir ausgehen können – dann ist „hybrides Arbeiten“ das Schlagwort, das uns in 10 Jahren begleiten wird. Schon jetzt ergab ein Bericht der Wharton Business School für Microsoft, dass 88% der Führungskräfte längerfristig eine stärkere hybride Arbeitsweise erwarten. (MS-Whitepaper-14-Oct.pdf (microsoft.com)
Hybrides Arbeiten bedeutet, dass man über einen privaten, geschlossenen Raum, der konzentriertes Arbeiten ermöglicht, in seinem Heim zur Verfügung hat, der über die technische Ausstattung und optimale akustische Voraussetzungen verfügt, um konzentriert zu arbeiten, aber auch digital mit einem Team zu kollaborieren. Darüber hinaus stellen Büroflächen ideale Möglichkeiten für Meeting oder auch kreative Zusammenarbeit dar.
Ergebnisorientiertes Arbeiten am Digital Workspace
Aber nicht nur die Arbeitsorte werden sich ändern. Waren unsere Großeltern und auch wir es noch gewohnt, unsere 40 Stunden oder mehr in der Woche abzuleisten, erkennen wir schon jetzt, einen Wandel zum ergebnisorientierten Arbeiten.
Wer im Jahr 2021 eine neue Arbeitsstelle anfängt, der möchte nicht mehr stur Stunden „kloppen“. Nicht die abgesessene Zeit zählt heute mehr, sondern das, was am Ende als Ergebnis dasteht.
Dieses Konzept wird in Zukunft nicht nur durch die Möglichkeiten mobil zu arbeiten, wie es uns die digitalen Nomaden schon vor Jahren gezeigt haben, durch hybride Arbeitsplätze, sondern auch durch den Digital Workspace vorangetrieben.
Durch eine digitale Arbeitsumgebung werden die räumlichen und zeitlichen Barrieren aufgeweicht. Anstatt also zu bestimmten Zeiten verpflichtend im Büro zu sein und seine Wochenarbeitszeit zu erfüllen, wird in Zukunft auf eigenverantwortliches Arbeiten gesetzt. Der Digital Workspace ist dabei eine zentralisierte, vernetzte und jederzeit und überall verfügbare Arbeitsumgebung. In dieser kommunizieren die Mitarbeiter auf einer zentralen Plattform miteinander, auf der sie auch alle Dokumente und Informationen zur Verfügung haben, die sie für die tägliche Arbeit benötigen. Das ist sicherlich nicht unbekannt und schon heute nutzen viele dies, wenn sie konsequent beispielsweise Teams einsetzten. Im Unterschied zu heute sprechen wir in 10 Jahren aber von einer branchenweiten, über Industriezweige konsequent hinweg genutzten Lösung.
Automatisierung einfacher Tätigkeiten
Der Digital Workspace ist ein Trend, der sich schon heute abzeichnet. Ein anderer Trend hat unsere Arbeitswelt auch bereits radikal verändert: Die Automatisierung.
In den kommenden zehn Jahren wird sie eine zentrale Rolle im privaten wie auch geschäftlichen Umfeld spielen. Das beste Beispiel, das uns schon seit einiger Zeit begleitet, sind selbstfahrende Autos. Jetzt noch eine Seltenheit, werden sie in zehn Jahren aber Standard sein.
Auch die Automatisierung von Produktionsprozessen und Geschäftsabläufen wird sich in vielen Branchen weiter durchsetzen – auch bei den klassischen Büroarbeitsplätzen. Eine Studie der Universität Oxford kommt sogar zu dem Schluss, dass bis 2030 in den USA nahezu 47 Prozent aller Arbeitsplätze durch die Automatisierung wegfallen könnten.
Vorangetrieben wird die Entwicklung vor allen Dingen durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Unsere Aufgaben hingegen werden die sein, die Kreativität und Empathie erfordern.
AI und VR und Bots
Schon heute arbeiten in der Industrie Roboter mit menschlichen Mitarbeitern Seite an Seite. Dies wird weiterhin zunehmen. In den kommenden Jahren werden sich aber noch weitere Technologien weiter durchsetzen. Insbesondere die Virtual-Reality-Technologie. In der Fertigung beispielsweise werden VR-Brillen die Produktionsprozesse erleichtern, da der Arbeiter das zu fertigende Produkt während des Prozesses anschauen kann.
Wird VR heute erst vereinzelt genutzt, wird es in wenigen Jahren wahrscheinlich massentauglich sein und Teil unseres täglichen LebenNeben dem Einsatz in der Industrie, könnte die VR-Technologie auch Online Meetings produktiver gestalten oder im Verkauf eingesetzt werden – beim Autokauf, für die virtuelle Probefahrt oder auch in Reisebüros, um virtuell durch das Hotel zu spazieren, das man buchen möchte. In vielen Bereichen kann so eine Arbeitserleichterung und auch ein Mehrwert für den Nutzer erreicht werden. Neben VR erobern auch Bots und Assistenten unser Arbeitsleben.
Digitale Assistenten sind nicht neu. Siri, Cortana oder Alexa begleiten uns schon seit Jahren und erledigen auf Zuruf kleine Aufgaben oder liefern uns Informationen. In den kommenden zehn Jahren werden solche Lösungen jedoch immer mehr Aufgaben selbständig übernehmen und auch in Business-Lösungen integriert sein. Schon heute werden Bots zur Abarbeitung einfacher Anfragen und Aufgaben automatisiert in Omnichannel-Lösungen im Call Center eingesetzt. Sie erleichtern den menschlichen Agenten die Arbeit und geben Ihnen mehr Zeit für anspruchsvolle Anfragen und somit auch für den Kunden. Das Potenzial an dieser Stelle ist enorm.
Fazit
Der „Arbeitsplatz der Zukunft“ wird in vielen Bereichen schon heute gelebt. Mobiles Arbeiten, virtuelle Zusammenarbeit, die Nutzung von Automatisierung und Bots – für viele ist dies keine Zukunftsmusik, sondern längst Realität.
Trends wie VR, hybrides Arbeiten oder auch KI werden in Kombination mit der zunehmenden Digitalisierung diese Entwicklungen weiter beschleunigen und vorantreiben. Mitarbeiter und Unternehmen werden so immer mehr Flexibilität erhalten, was zu einer enormen Steigerung der Effizienz und Produktivität führt.
Doch bei allen schönen Zukunftsvisionen gibt es nach wie vor einen Knackpunkt: Den Menschen und seinen Willen zum Wandel. Wir sehen es aktuell: Es braucht eine Pandemie, um die Digitalisierung voranzutreiben und Homeoffice flächendeckend zu ermöglichen. Diese ist in 10 Jahren hoffentlich längst Geschichte. Doch was braucht es dann, um den Wandel voranzutreiben?
„Einfach Anders Arbeiten“ ist seit mehr als 15 Jahren ‚sein‘ Thema – in Workshops, Beratungen, Publikationen und Events. Detlev Artelt ist Geschäftsführer der aixvox GmbH, einem herstellerunabhängigen Beratungsunternehmen aus Aachen. Der Experte für Online Arbeit des eco e.V. leitet die Kompetenzgruppe Business Communications bei der EuroCloud und ist auch