Die Einführung Künstlicher Intelligenz in Unternehmen schreitet schnell voran – doch die Belegschaften können mit diesem Tempo oft nicht mithalten.
Das zeigt eine internationale Studie des IT-Dienstleisters Kyndryl, für die über 1.000 Fach- und Führungskräfte aus 25 Branchen weltweit befragt wurden. Besonders in Deutschland klafft eine deutliche Lücke zwischen technologischer Umsetzung und menschlicher Bereitschaft.
KI ist da – aber ist das Team bereit?
In Deutschland haben laut Studie 94 Prozent der Unternehmen bereits in KI investiert. Gleichzeitig sehen 63 Prozent der deutschen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden nicht ausreichend darauf vorbereitet, die Technologie effektiv zu nutzen. Rund 60 Prozent berichten von einem akuten Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bereich KI.
Besorgniserregend: Ein Fünftel der Führungsetage in Deutschland – CEOs, CTOs und CIOs – stellt fest, dass viele Mitarbeitende KI nicht nur skeptisch, sondern teilweise offen feindlich gegenüberstehen.
In deutschen Unternehmen sind KI-Anwendungen inzwischen weit verbreitet: Zwei Drittel der Beschäftigten nutzen generative KI-Tools, knapp 60 Prozent automatisieren damit Prozesse oder entwickeln neue Produkte. Datenanalysen und Entscheidungsunterstützung durch KI gehören für viele Teams zum Arbeitsalltag.
Trotz dieser fortgeschrittenen Nutzung bleibt der kulturelle und organisatorische Rückhalt lückenhaft. Unternehmen investieren zwar in Technologie – aber zu wenig in Weiterbildung, Transparenz und Akzeptanzförderung.
Im globalen Vergleich liegt Deutschland beim Thema “People Readiness” relativ weit vorne: Gemeinsam mit Indien erreicht die Bundesrepublik mit 37 Prozent die höchste Quote an Unternehmen, deren Mitarbeitende als „bereit“ für den KI-Einsatz eingeschätzt werden. Länder wie die USA (34 %), Frankreich und Spanien (je 28 %) liegen dahinter. In Japan ist die Bereitschaft mit nur 15 Prozent besonders niedrig.
Gleichzeitig zeigt sich in Deutschland wie anderswo: Die Akzeptanz und das Vertrauen der Mitarbeitenden sind zentrale Erfolgsfaktoren – und derzeit eine Schwachstelle.
Was Unternehmen erfolgreich macht
Eine kleine Gruppe von sogenannten „KI-Pacesettern“ hebt sich positiv ab. Diese Unternehmen zeigen, wie der Wandel gelingen kann:
- Strategischer Wandel: Sie verfügen drei Mal so häufig wie andere Unternehmen über ein vollständig umgesetztes Change Management rund um KI.
- Vertrauen schaffen: In diesen Unternehmen sind Ängste gegenüber KI deutlich weniger verbreitet.
- Kompetenzen systematisch entwickeln: Pacesetter setzen auf gezielte Weiterentwicklung und haben deutlich seltener Qualifikationslücken. Rund 40 Prozent geben sogar an, keine nennenswerten Skill-Gaps mehr zu haben.
Führungskräfte mit unterschiedlichen Sichtweisen
Auffällig sind auch Unterschiede innerhalb der Führungsetagen. Während CIOs und CTOs die eigene Organisation oft als fortgeschrittener einschätzen, beurteilen viele CEOs den Stand der KI-Einführung kritischer. Fast die Hälfte der befragten CEOs glaubt, dass ihre Belegschaft der Technologie eher ablehnend begegnet – eine Einschätzung, die nur acht Prozent der Technikverantwortlichen teilen.
Auch bei der Reaktion auf Herausforderungen unterscheiden sich die Strategien: CEOs tendieren stärker dazu, externes Fachpersonal einzukaufen, während CIOs und CTOs mehr auf internes Kompetenzwachstum setzen.
Ohne Menschen keine Transformation
Die Studie von Kyndryl macht deutlich: Technologische Innovation allein reicht nicht aus. Unternehmen müssen in die Menschen investieren, die mit dieser Technologie arbeiten sollen – durch Weiterbildung, transparente Kommunikation und aktives Change Management. Nur wenn Technik, Organisation und Unternehmenskultur zusammenspielen, lässt sich das volle Potenzial von KI nutzen.