Holistischer Ansatz: IT-Sustainability mehr als nur Green IT

Nachhaltigkeit ist bei der Flender GmbH Chefsache, denn der CEO steht dem Corporate Social Responsibility-Board vor. Der freiwillige Nachhaltigkeitsbericht seit 2020/21 zeigt, dass das Thema CSR fest im Unternehmen verankert ist.

CIO Stefan Heizmann möchte die Unternehmens-IT künftig zum „Trailblazer“, also Wegbereiter, der Nachhaltigkeit transformieren. Dafür holte er die IT Management-Beratung kobaltblau ins Haus. Ihn überzeugte der holistische Ansatz.

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Eine nachhaltige IT steht bei Unternehmen zunehmend auf der Tagesordnung. Laut einer aktuellen IDC Studie stellen zwei Drittel der befragten Firmen 2023 im Vergleich zum Vorjahr das gleiche oder ein höheres Budget für nachhaltige IT-Projekte zur Verfügung. Hinsichtlich ihrer eigenen IT-Infrastruktur messen Unternehmen bislang vor allem den Energieverbrauch und damit eine Kennzahl, die vor allem die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit betrifft. Für eine ganzheitliche IT-Nachhaltigkeitsstrategie spielen jedoch weitere Faktoren eine ebenfalls wichtige Rolle. Unternehmen müssen sich von einer eindimensionalen Betrachtung der Green-IT lösen und einen ganzheitlichen Ansatz fokussieren, damit die IT ihren Beitrag zu einem nachhaltigeren, erfolgreichen Geschäft leisten kann und als internes sowie externes Positivbeispiel dient.

So auch die Flender GmbH: Das Münsterländer Unternehmen stellt sich dieser Verantwortung. Seit 40 Jahren produziert Flender für diverse Industriebranchen Getriebe, Kupplungen, Generatoren und Komponenten. Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie hat Flender die niedrig hängenden Früchte der Green-IT bereits geerntet. Das Unternehmen hat aus den Unternehmenszielen und -werten eine neue IT-Strategie abgeleitet und will mit IT-Sustainability durch einen ganzheitlichen Ansatz deutlich mehr bewegen, als es der eindimensionale Blick auf ökologische Aspekte der IT, beispielsweise mit einer energieeffizienten Hardwareausstattung, vermag.

IT-Sustainability Health Check leitet die Transformation

Auf der Grundlage der 17 UN-Sustainable Development Goals (SDG) entwickelte kobaltblau den IT-Sustainability Health Check. Dieser enthält 21 IT-Sustainability Values, die sich an den ESG-Kriterien orientieren, die Nachhaltigkeit für Unternehmen greifbar machen. ESG steht für Environment, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Das Reifegradmodell zeichnet den Weg zu einer nachhaltigeren IT vor, die als Enabler für das gesamte Business dient.

Michaela Lackner, kobaltblau Management Consultants GmbH

Der Health Check dient als Basis für Maßnahmenvorschläge, die priorisiert und passgerecht in die IT- und CSR-Strategie von Flender integriert werden. Bisher hat Flender eine nachhaltige IT vorrangig unter den Aspekten Energiekosten und CO2-Emissionen betrachtet. Sie ist aber Enabler für alle drei ESG-Kategorien und muss diese Verantwortung ganzheitlich wahrnehmen. Die IT soll den Weg für Digitalisierung und Automatisierung, eine organisationale Agilität und nachhaltiges Verhalten ebenso bereiten wie für New Work und entsprechende Leadership-Kultur.

Sie muss die Fachabteilungen stärken, um Compliance-Richtlinien (Governance) einzuhalten, Kunden und Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Sie muss das Management mit Datenmodellen und -auswertungen in Echtzeit versorgen. Für die Transformation zu einer nachhaltigen IT wird der Mehrwert der IT im Kontext Nachhaltigkeit neben der Erhöhung der Effizienz im Unternehmen anhand des Beitrags für die ökologischen und sozialen Ziele bemessen.

kobaltblau begleitet Flender bei der Bewusstseinsschaffung, Erhebung der Baseline und Ableitung eines ganzheitlichen IT-Nachhaltigkeitszielbildes. Schon nach dem initialen Impulsworkshop konnte Flender nachvollziehen, dass das Unternehmen den IT-Fußabdruck und die Potenziale für das Business viel konkreter analysieren und weiterentwickeln muss.

kobaltblau

Die 21 kobaltblau IT-Sustainability Values sind mit einem Reifegradmodell hinterlegt. Für jedes der fünf Level (von 0 – passiv bis 4 – innovativ) sind Maßnahmen beschrieben und wie sie erreicht werden können. Bei einigen der 21 Values konnte sich Flender auf Level 1 – reaktiv und 2 – proaktiv sowie 3 – prädiktiv, bei wenigen nur bei 0, einordnen. Das folgende Beispiel „Green Application Services“ macht deutlich, welchen Entwicklungspfad Flender vom Einstiegslevel auf den Reifegrad Level 3 einschlagen wird.

Green Coding: Jede unnötige Code-Zeile spart CO2 ein

Weniger Datenvolumen in Internetanwendungen verursachen weniger Emissionen. Im Durchschnitt haben mobile Webseiten 2,2 Megabyte Datenvolumen. Das hat die englische Digitalmarketingagentur Clickz 2017 ermittelt. 68 Prozent dieses Volumens entfiel auf Bilder. Würde das Volumen auf nur ein Megabyte bei gleicher Usability reduziert, würde das 50 Prozent der Emissionen bei der Anwendung einsparen. Bisher spielten diese Erkenntnisse für den Softwarekauf und die Anwendungsentwicklung bei Flender allerdings keine große Rolle. Neben dem Preis soll künftig eine Entscheidungsmatrix Kriterien berücksichtigen, um Level 1 zu erreichen.

Neben Effizienz und dem CO2-Fußabdruck einer gekauften Anwendung sollen Konfiguration (Anpassbarkeit), Support, Wartungsaufwand, Virtualisierung und auch Kompatibilität mit bestehenden Anwendungen sowie die Anzahl der Code-Lines zu den Prüfkriterien gehören. Eine neue Guideline für „Green Coding“ formuliert die Anforderungen an „Grüne Architektur“, die sowohl die Bereiche Anwendungs-Logik, -Methodik und -Plattform umfasst. Architekturprinzipien wie Microservices, No-Code und Low-Code bringen Performance- und Effizienzvorteile.

Mit einem holistischen Ansatz bewegen wir mehr, als es der eindimensionale Blick auf ökologische Aspekte erlaubt.

Stefan Heizmann, Flender GmbH

Die Auswahl der Programmiersprache und der Anspruch auf „Zero Waste Code“ haben ebenfalls Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck einer Software. Die Löschung redundanter und nichtfunktionaler Code-Zeilen sowie die Vermeidung von übermäßigem Tracking oder JavaScript senken den Stromverbrauch. Methodisch gilt es, Datenbanken und Dateien zu komprimieren, speicheroptimierte Symbole einzusetzen und automatisch startende Videos zu meiden. Noch gibt es für „grüne“ Software keine festgeschriebenen Standards oder Zertifizierungen. Green Coding-Aspekte tragen zu einer Optimierung der Ökobilanz einer Software bei. Dies macht sie aber per Definition nicht gleich „nachhaltig“.

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Soziale Effekte und Business-Aspekte

Ein gesamtheitliches Verständnis für IT-Sustainability bedeutet mehr, als „nur“ die Umweltkomponente zu berücksichtigen. Der IT-Sustainability Check von kobaltblau bewertet zusätzliche Aspekte, wie die Usability einer App, Barrierefreiheit, intuitive Bedienbarkeit und die Sprachgestaltung der Inhalte, um die Arbeitseffizienz zu erhöhen. Weitere soziale Aspekte beziehen sich auf die Fähigkeit der IT-Organisation, ihren Mitarbeitenden das notwendige Know-how zur Wartung und Weiterentwicklung von Software zur Verfügung zu stellen.

So kann eine ältere Programmiersprache zwar weniger Energie bei der Ausführung verbrauchen. Aber: Es kostet Zeit und Geld, die Kenntnisse dieser Programmiersprachen aufrechtzuerhalten. Dies ist auf Dauer also weder gut für die ökologische noch die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Weitere Aspekte vor allem auch im Kontext Governance sind, ob eine Anwendung DevOps-fähig ist, neue Organisationsmodelle zulässt und welchen Schulungsbedarf sie auslöst.

Aus Compliance-Sicht (Governance) sollte eine Programmiersprache „state-of-theart“ für Microservices, Clustering und Edge Computing sein. Sie muss alle Anforderungen für Daten- und Cybersicherheit sowohl der nationalen als auch internationalen Gesetze sowie Standards wie der ISO/ICE 270001 erfüllen. Zudem muss die Anwendung über ihren gesamten Lebenszyklus wartungsfähig sein.

Balance zwischen allen ESG-Kriterien finden

Sustainability zieht sich für Flender künftig durch alle Unternehmensbereiche, wobei die IT als Enabler für alle anderen dienen kann und sollte. Sie muss dabei immer wieder auf eine ausgewogene Balance aller ESG-Kriterien achten und dabei veraltete Logiken, Methoden und Architekturen kritisch hinterfragen und aufgeben. Die IT wird dadurch erst zum „Trailblazer“ für die Digitalisierung, den sozialen Wandel in der Arbeitsorganisation sowie für eine dauerhaft innovative Unternehmensführung.

Stefan

Heizmann

Flender GmbH -

CIO

Michaela

Lackner

kobaltblau Management Consultants GmbH -

Senior Manager

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