Interview zum „Brot und Butter“-Geschäft

Der Mythos RPA und die „langweilige“ Realität

Hört sich unspektakulär an …

„Für den einen oder anderen mag das sehr ernüchternd klingen: Der ‚Sexy Case‘, der alle möglichen Eventualitäten abdeckt – und der in der Regel äußerst medienwirksam ist –, stellt in den seltensten Fällen auch den Prozess dar, der tatsächlich den attraktivsten Business Case abbildet. Beim ‚Brot und Butter‘-Geschäft Robotic Process Automation sollten Anwender daher immer den Aufwand für die Umsetzung eines Bots mit den zu erwartenden Einsparungen beziehungsweise den sonstigen Treibern der Initiative im Auge behalten.“

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Haben Sie dazu ein konkretes Beispiel?

„Deutschlandweit ziehen – laut einer Statistik von 2014 – knapp sechs Millionen Haushalte pro Jahr um. Schauen wir uns nun einen typischen, großen Versicherer in Deutschland an: Bei diesem geht ein Großteil der Kommunikation heute immer noch nicht über das Online-Portal ein, sondern oftmals ganz traditionell per Telefon oder Brief. Nimmt der Kunde zudem mehrere Produkte in Anspruch, stellt eine einfache Adressänderung einen entsprechenden Aufwand dar, der sich eigentlich vermeiden ließe. Dieser Fall zeigt sich prädestiniert für RPA, sofern entsprechende Backendprozesse noch nicht etabliert wurden. Wie bereits gesagt: So ein Szenario ist fernab von spannenden, visionären Umsetzungen – aber es lässt sich schnell realisieren und bringt von der ersten automatisierten Abarbeitung an Ersparnisse hinsichtlich Zeit und Geld.“

Aber lohnt sich für solche kurzweiligen Prozesse bereits die Einführung von RPA?

„Es ist eine einfache Rechnung: Wenn ein Unternehmen beispielsweise nur zehn Prozent dieser umziehenden Haushalte als Kunde hat und nur zehn Prozent dieser Änderungen manuell eingepflegt werden müssen, ergibt das bei einem durchschnittlichen Aufwand von fünf Minuten ein Arbeitsvolumen von 5.000 Stunden im Jahr. Da lohnt sich eine RPA-Einführung auf jeden Fall – selbst wenn die Technologie nur als temporäre Lösung zum Einsatz kommt und von diesen 60.000 Fällen nur die Hälfte automatisiert abläuft.“

Und könnte künstliche Intelligenz, KI, Vorgänge wie diese noch weiter modifizieren?

„RPA und KI werden gerne in direkter Verbindung miteinander gesehen. Erstens unterschätzen viele die Mächtigkeit einer rein regelbasierten RPA-Lösung. Zweitens bewerten die meisten Unternehmen auch die Komplexität ihrer eigenen Volumenprozesse zu gering. Dagegen überschätzen viele die Möglichkeiten einer KI in der Regel deutlich – das ist der dritte Aspekt. Viertens kann ein Großteil der Anwender den Aufwand für das Implementieren einer KI nicht richtig einschätzen und stellt sich das zu einfach vor. Künstliche Intelligenz lässt sich in Verbindung mit RPA sehr wirksam einsetzen, ja. Aber ob sie das auch wirklich tut? Das hängt von der Anwendung ab.“

Alexander

Steiner

meta:proc GmbH -

Chief Solution Architect

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